Weinheim

Investor macht Miramar-Plänen am Waidsee plötzlich Konkurrenz

Das zweite Konzept mit Therapiezentrum, Hotel, Kita und Parkhaus liegt nun vor. Eine Kooperation mit dem Miramar sei zwar erwünscht, aber "nicht essenziell".

13.09.2023 UPDATE: 13.09.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 30 Sekunden
Ein Gutteil der Parkplätze im Norden des Miramar ist in städtischer Hand. In etwa hier würde der Investor ein 1052 Stellplätze fassendes Parkhaus bauen. Foto: Kreutzer

Von Philipp Weber

Weinheim. Eigentlich sollten ab der laufenden Woche Nägel mit Köpfen gemacht werden: Nach jahrelangen Gesprächen zwischen Miramar, Stadtverwaltung und Anwohner-Initiativen sowie einem Bürgerdialog im November 2021 sollte der Technische Ausschuss des Gemeinderats am Mittwoch den Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplans "Freizeitbad Waidallee" vorberaten. Dieser enthielt bekanntlich die Ergänzung des Bades um ein 682 Stellplätze zählendes Parkdeck sowie ein rund 105 Zimmer fassendes Hotel.

Doch die Stadtverwaltung hat die Sitzung abgesagt. Grund dafür ist, dass ein weiterer Investor sein Interesse bekundet hat, am Waidsee ein medizinisches Therapiezentrum, ein Hotel, eine Kindertagesstätte sowie ein 1052 Stellplätze fassendes Parkhaus zu errichten. Die Verwaltung will die Vorschläge nun in eine Beschlussvorlage einarbeiten, über die der Gemeinderat am Mittwoch, 20. September, entscheiden soll. Ohne Vorberatung.

> Die "neuen" Ideen, die so neu wohl nicht sind: Nach RNZ-Informationen hat sich der Investor sowohl Mitte August als auch vergangene Woche an die Mitglieder des Gemeinderats gewandt. Entsprechende Anschreiben und eine Präsentation, die die Vorstellungen des Unternehmers zumindest grob umschreiben und visualisieren, liegen dieser Zeitung vor.

In den Schreiben erklärt der Investor, dass er bereits seit 2018 das Gespräch mit der Stadtverwaltung gesucht habe, auch mit OB Manuel Just und dem früheren Ersten Bürgermeister, Torsten Fetzner. Doch obwohl man ihnen "sehr konkrete Vorschläge" unterbreitet habe, seien keine Ergebnisse zustande gekommen. Öffentlich äußern wollte sich das Unternehmen bisher nicht.

Auch interessant
Parkdeck, Hotel, 470 neue Stellplätze: So will das Miramar Weinheim die Parkprobleme lösen
Bewohnerparken in Weinheim: Rund ums Miramar wurde noch ziemlich wild geparkt
Weinheim: Ist das die Lösung für zugestellte Bezirke am Miramar?

> Was der Investor bauen will: Therapiezentrum, Hotel und Kita sollen im Norden des städtischen Strandbads entstehen. Der Gebäuderiegel in Form eines sehr breiten "V" würde direkt an das Seerestaurant "Waid Lake" am Hammerweg anschließen. Die "Parkgarage mit Dachbegrünung" würde – das jedenfalls geht aus den Plänen hervor – wohl größtenteils auf den Flächen des öffentlichen Parkplatzes im Norden des Miramars an der Waidallee gebaut.

Das erklärt wohl auch die hohe Zahl an avisierten Stellplätzen: Auf dem Teil des Parkplatzes, der der Stadt gehört, gibt es ja heute schon rund 520 Parkplätze, die zumindest zum Teil in dem neuen Parkhaus aufgehen würden.

> Was der Investor der Stadt und der Region verspricht: Die Umsetzung des Konzepts würde die Stadt nichts kosten, schreibt der Unternehmer den Stadträten. Aus seiner Sicht könnte die von ihm favorisierte "integrative Kindertagesstätte" die marode städtische Kita "Waid" ersetzen. Eine Zusammenarbeit mit dem Miramar sei zwar nicht essenziell, "aber doch von uns gewünscht". Denn es soll ja auch mit dem "neuen" Konzept ein Parkhaus geben, das die benachbarten Wohnbezirke Waid und Ofling entlastet. Außerdem entstehe ein neues Verkehrskonzept, das den See auf zeitgemäße Art und Weise anbinde und zugänglich mache.

Im Therapiezentrum wiederum würden Menschen in einer hotelartigen Umgebung unter anderem von Fachärzten, Physiotherapeuten und Ernährungsberatern betreut. Hier könnten sich Menschen etwa von neurologischen Erkrankungen nach Schädel-Hirn-Traumata, von Operationen oder Herzerkrankungen erholen.

Auch eine Therapiebegleitung bei Krebserkrankungen sei möglich. Im Gebäude wären ein Fitnesscenter (rund 445 Quadratmeter), das Therapiezentrum (375 Quadratmeter), ein 685 Quadratmeter fassender Hotel- und Kongressbereich sowie die circa 385 Quadratmeter große Kita enthalten.

> Einige Unterschiede zum bisherigen Konzept: Der offensichtlichste Unterschied zwischen dem "zweiten" Konzept und den Ideen, die Miramar, Verwaltung und Bürger ausgearbeitet hatten, ist das Hinzukommen weiterer Einrichtungen. Bisher war ja nur von einem Parkdeck und einem Hotel zu dessen Finanzierung die Rede. Auch hierfür würde mit dem Miramar übrigens ein Unternehmen die Rechnung zahlen.

Ergebnis der bisherigen Debatte war zudem, die Bezirke Waid und Ofling gleichmäßig mit Hotel (Waid) und Parkdeck (am Rande der Ofling) zu belasten. Bei "Konzept zwei" wäre die Waid allein betroffen (beim Therapie- und Kita-Komplex eher am Rande).

Und während beim "Miramar-Hotel" wohl eher die Beherbergung der eigenen Badegäste im Vordergrund stünde, würde das Therapiezentrum in ein gewisses Maß an Konkurrenz zu einem weiteren Konzept treten: So soll an der Mannheimer Straße ja auch ein Hotel (hier mit geriatrischer Reha) entstehen.

Dennoch: Ein weiterer Unternehmer hat Ideen, die am See einen neuen Schwerpunkt ermöglichen würden. Man darf gespannt sein auf die Ratssitzung am 20. September.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.