So will das Miramar Weinheim die Parkprobleme lösen
Das Erlebnisbad stellte seine Pläne vor. Die Anwohnerinitiativen und die Stadtverwaltung sind dafür.

Von Philipp Weber
Weinheim. Die Badegäste parken die Straßen zu, der Linienbus kommt bisweilen nicht durch – und auch bei Rettungseinsätzen drohen Engpässe. In den Wohnbezirken rund um das Weinheimer Freizeitbad Miramar war die Unzufriedenheit zuletzt groß. Nun deutet sich eine Lösung an, die sowohl die Anwohnerinitiativen aus den Bezirken Waid und Ofling als auch die Stadtverwaltung mittragen.
Dies erklärten alle drei Seiten im Verlauf einer Pressekonferenz, die das Bad am Freitag ausrichtete. Entscheiden muss der Gemeinderat. Mit ersten Beschlüssen zum Thema ist im Mai oder Juni zu rechnen. Das Bad würde rund 28 Millionen Euro investieren.

So sehen die Pläne für eine Neuordnung der Miramar-Umgebung aus: Ein Parkdeck im Süden des bestehenden Bads würde die Nachbarbezirke entlasten. Als Kompensation für den Betrieb des 651 Stellplätze zählenden Parkhauses dürfte das Bad ein etwas mehr als 100 Zimmer fassendes Hotel errichten und betreiben. Skizze: Görtz und Fritz Architekten Weinheim
> Der Kompromiss: Der Bäderbetrieb errichtet im Süden des Miramar ein Parkdeck mit 651 Stellplätzen (alle Zahlen geben den derzeitigen Stand der Planungen wieder). Auf einem Teil des heutigen Parkplatzes im Norden des Bads entsteht ein Hotel. Mit den Einnahmen aus diesem Beherbergungsbetrieb kompensiert das Miramar die Kosten für die Unterhaltung des Parkdecks. Denn dieses ergibt nur Sinn, wenn die Nutzung für die Bäder-Besucher kostenlos bleibt. Zählt man die Kapazitäten des Parkdecks mit den verbleibenden Stellplätzen im Norden des Bads zusammen, ergeben sich 1114 Stellplätze. Dies sind laut Architekt Constantin Görtz circa 470 mehr als heute.
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> Die Positionen von Verwaltung, Anwohnern und Parteien: Zielführende Gespräche zwischen Bürgermeister Torsten Fetzner und Bäderchef Marcus Steinhart hatte es 2019 gegeben. Ende 2021 diskutierten Interessierte in einem Bürgerdialog über verschiedne Planungsansätze. Bereits damals zeigte sich, dass das Miramar und die Interessengemeinschaft (IG) Waid die am Freitag vorgestellte Variante bevorzugen.
Lediglich die IG Ofling wehrte sich. Das Parkdeck würde in der Nähe ihres Bezirks entstehen. Im Juli 2022 entschied der Gemeinderat jedoch mehrheitlich, nur diese Variante zu vertiefen. Diese wird inzwischen auch von der IG Ofling unterstützt. Bürgermeister Fetzner wirbt dafür.
Die Befindlichkeiten im Vorfeld eines Bürgerentscheids von 1981, in dessen Zuge ein Hotel am Waidsee verhindert wurde, dürfe man nicht ins Hier und jetzt übertragen, sagte er. Es brauche Lösungen für die Verkehrsprobleme in den Bezirken, und ein neues Hotel locke auch Menschen in die Innenstadt.
> Das Parkdeck: Nach Angaben von Sascha Böhm, Vorsitzender der IG Ofling, ließen sich die Anwohner nicht zuletzt von Architekt Görtz überzeugen. Dieser hat keineswegs ein simples Parkhaus geplant, an dessen Seiten Auf- und Abfahr-Rampen entlangführen. Er plant mit einem dreiteiligen Gebäude. In dem Splitlevel zwischen zwei der Gebäudeflügel können die Autos zwischen den sieben Parkebenen wechseln.
Eine der Ebenen liegt quasi im Souterrain. Auf der Seite des Baus, die der Ofling am nächsten ist, wäre das am höchsten Punkt 7,8 Meter messende Gebäude am niedrigsten. Görtz will den Wohnbezirk mit begrünten Erdwällen, die aus dem vor Ort entnommenen Aushub entstehen, abschirmen. Das Deck würde 6,5 bis sieben Millionen Euro kosten.
> Das Hotel: Nach derzeitigem Stand der Planungen sind 102 bis 109 Zimmer auf Vier-Sterne-Niveau vorgesehen. Das Miramar selbst wäre der Betreiber. Auch hier plant Görtz. Seinen Ausführungen zufolge müssen die Anwohner – hier sind es die aus dem Bezirk Waid – keinen wuchtigen Block vor der eigenen Haustür fürchten.
Der Beherbergungsbetrieb wäre maximal 11,78 Meter hoch. Gegenüber der Wohnbebauung öffnet sich die Fassade in Form eines Us. Bäderchef Steinhart geht davon aus, dass in dem Hotel rund 110 Arbeitsplätze entstehen. Er hat Erfahrungen mit dieser Materie: Die niederösterreichische Zweigstelle seines sechs Bäder umfassenden Unternehmens hat ein ähnliches Hotel. Wichtig für ihn ist, dass der Beherbergungsbetrieb direkt ans Bad angeschlossen ist.
Mit dem kommunalpolitischen Tourismuskonzept der Stadt, das auch die Hotel-Thematik umfasst, käme der Bau nicht ins Gehege. Zumal in den letzten Jahren in Weinheim Hotel-Zimmer wegfielen. Hier ist mit Kosten von rund 21 Millionen Euro zu rechnen (plus Außenanlagen).
> Die Zeitschiene: Wenn der Gemeinderat im Zuge des vorhabenbezogenen Bebauungsplans durchweg grünes Licht gibt, würde das Verfahren zwölf bis 15 Monate dauern. Bei Bauantrag und Baumaßnahmen wäre das Parkdeck vor dem Hotel an der Reihe, um die Stellplätze zuerst vorhalten zu können. Der Bau würde etwa sieben Monate dauern. Beim Hotel wird mit 18 bis 20 Monaten Bauzeit gerechnet. Ein erster Fingerzeig vonseiten der Metropolregion Rhein-Neckar liegt schon vor: Bislang sieht man dort keinen Verstoß gegen die Maßgaben der Regionalplanung.
Die Grundstücke für das Hotel sind im Besitz von Miramar und Stadt. Beim Parkdeck ist es komplizierter. Die hierfür erforderlichen Flächen gehören zum Teil dem Miramar, zum Teil Privatleuten.
> Vergangenheit und Zukunft des Miramar: Das Bad gibt es bereits seit 1973. In den Anfangsjahren war es eine städtische Einrichtung. 1987 übernahm die Unternehmerfamilie Steinhart den hochdefizitären Betrieb und machte ihn profitabel. Der heutige Verantwortliche, Marcus Steinhart, ist seit 1999 am Ruder. Nach eigenen Angaben hatte das Bad in den 1970er-Jahren rund 640.000 Besucher pro Jahr.
Später stieg das Besucheraufkommen, was sicherlich damit zu tun hat, dass das Bad in neue Attraktionen investierte. 2019 war mit etwa 710.000 Gästen das Rekordjahr. Die Parkprobleme ergeben sich zu Spitzenzeiten. Im Sommer hat parallel zum Miramar noch das städtische Bad am Waidsee offen, wobei die Stadt in diesen Monaten eine Wiese zum Parken öffnet.
Steinhart strebt mit dem Hotel ausdrücklich kein erhöhtes Besucheraufkommen an. Während sich die Zugangsbedingungen zum Spaßbad mit seinem Rutschenturm wohl nicht ändern werden, könnte es in den Bereichen mit den Saunen und Thermen Anpassungen geben.