Weinheim

Parkdeck und Hotel könnten Probleme am Miramar lösen

Verwaltung, Anwohner und Miramar-Chef debattierten über Lösungen der Parkprobleme am Bad. So könnte es in Waid und Ofling weitergehen.

14.11.2021 UPDATE: 15.11.2021 06:00 Uhr 4 Minuten, 33 Sekunden
In leuchtend Rot ist oben der Behelfsparkplatz am städtischen Strandbad zu sehen. Hellblau markiert ist der heutige Bäderparkplatz im Norden des Miramar, am Bezirk Waid. Gelb erscheint hier die Fläche im Süden der Rutschenanlage. Hellrot ist eine potenzielle Wohnbaufläche am Nordrand des Bezirks Ofling. Grafik: Stadt Weinheim

Von Philipp Weber

Weinheim. Die Stadt hat am Freitag vor rund 80 Zuhörern mehr als ein halbes Dutzend Varianten vorgestellt, mit deren Hilfe die Parkprobleme rund um das Miramar gelöst werden könnten. Der Bürgerdialog verlief zum Teil ähnlich wie der Auftakt der Zukunftswerkstatt – mit dem Unterschied, dass sich die Teilnehmenden dieses Mal nicht nur in den Planungskojen am Rande des Stadthallensaals äußern konnten: Man durfte sich zu Wort melden.

Am Ende gaben die Miramar-Geschäftsführung sowie Sprecher der Interessengemeinschaften Waid und Ofling mündliche Statements ab. Dabei äußerten sowohl Bädergeschäftsführer Marcus Steinhart als auch IG-Waid-Sprecherin Margarete Wacker eine Präferenz: ein Parkdeck bei der Rutschenanlage im Süden des Miramar mit etwa 500 zusätzlichen Parkplätzen – und ein mindestens 100 Zimmer zählendes Hotel, das auf einem Teil des heutigen Bäderparkplatzes im Norden der Anlage entstünde. Die Profite des Hotels sollen die Investitionen des Bads in den rund sieben Millionen Euro teuren Bau und den Betrieb des Parkdecks ausgleichen.

Eigene Ideen einbringen und mit den Stadtplanern diskutierten, das gehörte dazu. F.: Dorn

Die Interessenvertreter der Ofling, in deren Umgebung das Parkhaus dann läge, mahnten Lösungen ohne Flächenverbrauch an. Sie wollen mit Infos zu den Gebäudeausmaßen an die Bewohner des Bezirks herantreten und dann ihr Vorgehen erörtern. IG-Sprecher Olaf Faist schloss ein Bürgerbegehren nicht aus.

Ehe OB Manuel Just die Moderation zu Beginn des Abends an den Städtebau-Spezialisten Sven Fries übergab, skizzierte er das Ziel der Veranstaltung. Der Verwaltung gehe es darum, alle Interessierten auf den gleichen Stand zu bringen und alle Alternativen ergebnisoffen vorzustellen. Dabei lehnte er sich an den Gemeinderat an, der den Bürgerdialog beschlossen hatte. Es drehe sich zunächst um rein räumliche Varianten, nicht um fertige Konzepte, so Just. Neben den sieben Wegen zur Lösung (samt "Untervarianten") mit Parkdeck und Hotel an verschiedenen Stellen dürfe man die Null-Variante mitdenken, so Just. Dann bliebe alles so, wie es ist. Die Ergebnisse des Abends sollen dem Gemeinderat vorgestellt werden, der dann weitere Arbeitsschritte beschließen kann.

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Experte Fries, Leiter einer rund 40 Beschäftigte zählenden Stadtberatung in Ostfildern, hatte kurz vor Beginn bereits circa 40 Statements von Bürgern ausgewertet. Die Gelegenheit, sich vorab zu äußern, hatte im Zuge der Online-Anmeldung bestanden. Als die RNZ mit Fries sprach, lief bereits die Arbeitsphase: An sieben Stellwänden ("Planungskojen") standen Verwaltungsvertreter bereit. Die Teilnehmenden diskutierten mit ihnen und pinnten Zettel mit Statements zu den sieben Varianten sowie zu den Themen "Hotel" und "Parkdeck" im Allgemeinen an.

Dabei sieht Variante 1 das Hotel auf dem heutigen, rund 485 Plätze bietenden Bäderparkplatz im Norden des Bades (weitere 45 Plätze gibt es noch an anderen Stellen). Das Parkdeck käme auf den Acker im Süden der Rutschen. Dies ist diejenige Variante, die das Bad bevorzugt. Sie würde es ermöglichen, die Hotelgäste direkt ins Bad zu bringen ("Bademantelzugang").

Variante 2 dreht den Spieß herum: Die Beherbergung käme neben die Rutschen, das Parkdeck auf den Parkplatz. Die Varianten 3 und 5 sehen die Bauaktivitäten auf dem Feld im Süden des Rutschenturms. Wobei bei Variante 3 das komplette Programm stattfände, während Variante 5 nur ein Parkdeck und kein Hotel beinhaltet. Bei den Varianten 4 und 6 geht’s wieder andersrum. Parkdeck und Hotel beziehungsweise nur Parkdeck würden auf dem Parkplatz im Norden gebaut.

Letztere Varianten trafen hier und da auf Sympathie: Der Parkplatz wird als versiegelte Fläche wahrgenommen, es müssten keine Felder zu Bauland werden. Andererseits müsste der Bezirk Waid die Belastung dann allein tragen. Variante 7 nimmt ein anderes Gelände in den Blick: die Wiese in der Nähe des städtischen Strandbads, die während der Badesaison als Behelfsparkplatz für bis zu 900 Autos dient. Die Verwaltung rät jedoch ab: Die Wiese liegt in einem Grüngürtel, der der Frischluftversorgung dient. Außerdem wäre die Distanz zum Miramar groß. Als Experte Fries mit den Bürgern diskutierte, stand jedoch die Frage im Raum, ob dies nicht am verträglichsten für Waid und Ofling wäre. Ein anderer Teilnehmer warnte jedoch davor, in diesem Grünzug "die Büchse der Pandora" zu offenen. Andere ärgerten sich, weil bei vielen Varianten Ackerland verloren ginge: So stand eine Art "Null-Plus"-Variante im Raum: Diese verneint zusätzliche Bauaktivitäten, verlangt aber Lösungen, die Waid und Ofling in den schlimmsten 20 bis 30 Tagen im Jahr entlasten, etwa in den Herbst-, Weihnachts- und Faschingsferien.

Miramar-Geschäftsführer Steinhart wurde gefragt, ob Badbesucher das Parkhaus wirklich kostenlos nutzen sollen. Ein Bürger schlug vor, Gebühren zu erheben – und im Gegenzug Anwohnerparken in der Umgebung einzuführen. Auf die Frage, wie viel Verkehr ein Hotel anzöge, nannte Steinhart 80 An- und Abfahrten pro Tag.




Das sagten Marcus Steinhart und die Anwohnersprecher

Nachdem die 80 Teilnehmenden des Bürgerdialogs am Freitag Vorschläge, Einwände und Unmut geäußert hatten, trat Miramar-Geschäftsführer Marcus Steinhart nach vorne. Er eröffnete die abschließenden Stellungnahmen.

> Wie Steinhart argumentierte: Er halte ein Parkdeck im Süden des Miramar und ein Hotel in dessen Norden für die geeignetste Lösung, so Steinhart. Ihm sei aber bewusst, dass es sich um eine politische Entscheidung handelt: "Ich bin mit den Parkproblemen befasst, sei ich 1999 Geschäftsführer wurde." Es sei ihm daran gelegen, die Probleme im Sinne der Bürger zu lösen – auch wenn das Bad Bestandsschutz genießt und daher auch mit einer Nulllösung leben kann. Eine Tiefgarage scheide aus technischen Gründen aus, ein Parkdeck koste wegen des schwierigen Untergrunds um die sieben Millionen Euro: "Das wird sich nie amortisieren." Zumal das Parkangebot für die Kunden kostenlos bleiben müsse, um den Ausweichverkehr in die Nachbarbezirke zu unterbinden. Ein Parkhausbetrieb mit Schranke, Notdienst und Technik sei dennoch nötig. Daher brauche es die Gewinne aus einem Hotel als Quersubventionierung. Vergleichbare Häuser – auch im eigenen Unternehmen – funktionierten und schafften Jobs.

> Was die IG Ofling fordert: IG-Sprecher Olaf Faist ist bereit mitzuwirken. Er stellt jedoch Bedingungen: Jeder Neubau im Naherholungsgebiet müsse sich in die Umgebung einfügen, Lärmschutz enthalten und dürfe keine Fläche neu versiegeln. Die Sicherheit von Kindern sei ebenso zu gewährleisten wie eine Grundstücksentwicklung, die sich an den vorhandenen Baustrukturen ausrichtet. Damit hatte er zwar keine Lösungsvariante empfohlen, sich aber implizit gegen alle Varianten ausgesprochen, bei denen freie Fläche versiegelt würde. Es blieben also höchstens die Lösungen übrig, die sich auf den heutigen Miramar-Parkplatz am Rande der Waid konzentrieren. Faist kritisierte den OB. Dieser vermeide die Präsentation konkreter Planungen, etwa mit Gebäudeausmaßen und Etagenzahlen. Das aber sei nach rund zwei Jahren Debatte erwartbar.

> Was OB Just entgegnete: Just verwies auf das Ziel der Veranstaltung, wo nur definitiv vorliegende Fakten präsentiert wurden. Städtebauliche Entwürfe gebe es noch nicht. Außerdem könne man die Verwaltung genauso gut kritisieren, wenn diese die Bürger mit fertigen Plänen konfrontierte.

> Was die IG Waid will: IG-Sprecherin Margarete Wacker skizzierte die Situation im Bezirk: Dieser werde nicht zuletzt von Miramar-Besuchern zugestellt, die Einfahrten blockierten, den Linienbusverkehr erschwerten und sogar Rettungsfahrzeuge am Passieren hinderten. Dies sei nicht mehr hinnehmbar. Es sei ein guter Kompromiss, sich der von Miramar-Chef Steinhart favorisierten Variante anzuschließen – die Zustimmung des Gemeinderats vorausgesetzt: "Ein Parkhaus im Süden würde kaum stören." Denn es wäre dort immer noch ein gutes Stück von der Ofling entfernt. Ein Parkhaus auf dem heutigen Bäderparkplatz würde die Waid-Bewohner jedoch massiv beeinträchtigen.

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