Elefanten sind stark gefährdet
Am Tag des Elefanten wird über Artenschutz und zoologische Haltung informiert, denn in freier Wildbahn werden es immer weniger.

Von Leon Kaessmann
Heidelberg. "Hey, Ludwig", ruft Tierpfleger Stefan Geretschläger ins Elefanten-Gehege und wirft Leckerlis hinein. Das RNZ-Patenkind Ludwig kommt angetrottet, gefolgt von seinen Mitbewohnern Minh-Tan, Yadanar und Namsai, und posiert für die Zoo-Besucher. Die junge Elefantenbullen-WG ist zwar ein Highlight im Heidelberger Zoo – doch ihr Bestand in freier Wildbahn schrumpft immer weiter. Unter anderem um darauf aufmerksam zu machen, ist an diesem Samstag der internationale Tag des Elefanten. Im Heidelberger Zoo können sich die Besucher über die Dickhäuter schlaumachen.
"Der Bestand asiatischer Elefanten geht drastisch zurück", sagt Stefan Geretschläger, stellvertretender Leiter des Elefantenhauses des Heidelberger Zoos. "Der Bestand liegt gerade noch bei 30 bis 50.000 Tieren." Die Artenschutz-Nichtregierungsorganisation International Union for Conservation of Nature ordnet die Art als "stark gefährdet" ein.
Geretschläger sieht es auch als Aufgabe des Zoos, auf die Tiere aufmerksam zu machen: "Wir sehen unsere Elefanten als Botschafter ihrer Art." Im Zoo könnten die Besucher die Tiere lieben lernen. Auch veranstalte der Zoo mehrere Spendenaktionen im Jahr, der Erlös gehe dann an Artenschutzprojekte, beispielsweise in Myanmar oder Sri-Lanka. Am liebsten würde er auch keine Tiere in Gefangenschaft halten, doch angesichts ihrer Bedrohung hält er das noch für notwendig. "Sollen wir die Tiere aussterben lassen?"
Im Zoo sollen wenigstens die Haltungsbedingungen so tierfreundlich wie möglich gestaltet werden; im Vergleich zu vor 20 Jahren sind die jetzigen "um Welten besser", wie Geretschläger sagt. Im Außenbereich des recht neuen Elefantengeheges des Zoos gibt es Erdhügel, "Deutschlands größte Schlammsuhle" und weitere Beschäftigungsmöglichkeiten. "Jede Woche karren wir frische Äste aus dem Wald ran", erklärt Geretschläger. Auch an Futter mangelt es den Tieren nicht: Etwa 40 bis 50 Kilo verdrückt ein Elefant pro Tag. Rund zehn Kilometer legen die Tiere täglich im Schnitt zurück, sowohl in freier Wildbahn als auch im Zoo.
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Doch das wichtigste, damit ein Elefant sich wohlfühlt: weitere Elefanten, weiß Geretschläger. Elefanten seien nämlich soziale und harmoniebedürftige Tiere. Das Heidelberger WG-Modell mit ausschließlich Jungbullen ist in Deutschland fast einmalig. Nur im Zoo Magdeburg lebt noch eine vergleichbare WG, doch mit afrikanischen Elefanten. "Das hat Vor- und Nachteile", erklärt Geretschläger schmunzelnd. Den Elefanten gefalle das, ähnliche Konstellationen gebe es nämlich auch in der freien Wildbahn. "Doch für uns bedeutet das immer wieder schlaflose Nächte", die jungen Tiere zwischen sechs und 14 Jahren kloppten sich immer wieder, doch das sei "ganz normal".
Möglicherweise muss einer der Bullen das Gehege nächstes Jahr wieder verlassen, denn es wird immer wieder durchgewechselt. "Je nach Alter und Charakter des Tieres müssen wir die Gruppe immer wieder etwas anpassen", erklärt Geretschläger. Doch momentan sei die Stimmung gut.
Dem Tierpfleger ist wichtig, dass Elefanten nicht als "Kuscheltiere", gesehen werden. "Man würde sich ja auch nicht in ein Rudel Wölfe stellen, die sind ähnlich gefährlich. Viele würden die Tiere zwar sehr mögen, wüssten aber nur wenig über sie. Aus diesem Grund klären die Pfleger am Tag des Elefanten über Elefantenhaltung, Erhaltungszucht, Forschung und Artenschutz auf.