Plus Räude bei wilden Tieren

Heidelberger Zoo muss Füchse nun bejagen

"Wir treffen ständig schwer kranke Füchse". Die Krankheit ist auch gefährlich für Raubtiere und Hunde.

20.07.2023 UPDATE: 19.07.2023 15:54 Uhr 2 Minuten, 40 Sekunden
Ein gesunder Fuchs wie dieser hat ein glänzendes, dichtes Fell. Tiere, die von Räude befallen sind, leiden unter Haarausfall und starkem Juckreiz. Man erkennt befallene Tiere deshalb daran, dass sie teils völlig kahle Stellen im Fell haben. Foto: dpa

Von Sarah Hinney

Heidelberg. Seit gut zwei Jahren hat der Zoo Heidelberg ein Fuchsproblem. Die wilden Tiere dort nehmen überhand. Aktuell sind es zwischen 15 und 25 Exemplare – und viele von ihnen sind krank. Denn unter den wilden Füchsen grassiert die Räude, eine für die Tiere meist tödliche Krankheit (siehe unten).

"Die Probleme, die die Füchse im Zoo verursachen, werden immer größer. Wir treffen ständig schwer kranke Tiere im Zoo an. In den letzten zwei Monaten wurden bereits zehn Füchse tot im Zoo aufgefunden, die meisten im Heu, das unsere Tiere fressen", berichtet Zoodirektor Klaus Wünnemann. Dazu kommt, dass Räude auf Raubtiere und Hunde übertragbar ist.

Aus diesem Grund wird der Zoo die wilden Füchse nun bejagen müssen. Eigentlich wollte er das bereits im vergangenen Oktober tun. Damals schrieb die Tierärztin im Zoo eine E-Mail etwa an die benachbarte Jugendherberge, damit sich niemand ängstigt, wenn Schüsse fallen. Genau diese E-Mail zog dann aber Kreise und einen Sturm der Entrüstung, vor allem in Sozialen Netzwerken nach sich.

Der Zoo sagte die Fuchsjagd daraufhin ab, nahm Kontakt mit Wildtierorganisationen auf und ließ sich Tipps geben. "Wir haben die Vergrämungsmaßnahmen noch mal mit den Mitteln, die uns die Fuchsschützer genannt haben, fortgesetzt", sagt Wünnemann nun auf RNZ-Nachfrage. Die Tiere zu vergraulen oder zu fangen, hatte der Zoo allerdings auch schon zuvor eine ganze Weile versucht – ohne Erfolg.

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"In diesem Jahr haben wir nun noch deutlich mehr Füchse als im letzten Jahr", so Wünnemann. Trotzdem will er rückwirkend nicht beurteilen, ob es eventuell besser gewesen wäre, die Tiere bereits im Oktober zu bejagen. Dass derart viele kranke Füchse in der Umgebung sind, hat der Zoodirektor auch noch nie erlebt. "Die Situation ist leider auch besonders schlimm. Die Tiere leiden, die Krankheit ist mit einem sehr starken Juckreiz verbunden."

Auch für die Hunde im Zoo sind die kranken Füchse ein Problem. "Die Hunde der Besucher werden an der Leine geführt, da ist die Gefahr gering", sagt Wünnemann. Aber auch die Vierbeiner der Mitarbeiter müssten nun an die Leine, weil es ein echtes Risiko sei, dass es irgendwann zu einer Übertragung kommt.

Ein weiterer Aspekt: Füchse können nicht nur Räude übertragen, sondern auch viele andere Krankheiten, wie etwa den Fuchsbandwurm. "Wenn ein Mensch ihn aufnimmt, kann es sein, dass er sich dort in den verschiedenen aufgenommenen Stadien in Organen absetzt und diese letztlich schwer schädigt", erklärt Wünnemann.

Dass Füchse im Zoo leben, ist schon seit vielen Jahren so und eigentlich hochwillkommen. Früher war es jedoch nur ein Pärchen. Die beiden fraßen Schädlinge, hielten andere Füchse fern – und bekamen jedes Jahr Nachwuchs. Der verließ üblicherweise im Sommer das Revier. Im vergangenen Jahr allerdings blieb er. Und die Jungfüchse begannen zunehmen Zootiere zu töten, etwa Hühner, aber auch junge Ziegen. Ein weiteres Problem ist, dass sich die Füchse oft in den Ställen aufhielten und dort das Futter der Zootiere mit ihrem Kot verschmutzten. Zudem hätten sie die Scheu vor den Besuchern weitgehend verloren und kämen ihnen bedenklich nahe.

"Wir wollen gerne weiterhin Lebensraum für Füchse sein. Unsere Aufgabe ist es jedoch, den Bestand so zu begrenzen, dass er die Erfüllung der Aufgaben des Zoos nicht gefährdet", so Wünneman abschließend. Viele weitere Fragen beantwortet der Tiergarten auch unter www.zoo-heidelberg.de/unsere-tiere/fuechse-im-zoo.



> Die Fuchsräude (Scabies) ist eine hochansteckende Hauterkrankung. Die meisten Füchse sterben innerhalb von wenigen Monaten an der Krankheit. Verursacht wird die Räude von einer Milbe, deren Weibchen sich in die Haut bohren und dort Kot und Eier ablegen. Dadurch entstehen juckende Pusteln. Betroffene Füchse leiden unter Haarausfall und massivem Juckreiz, der so stark sein kann, dass sie sich Selbstverletzungen zufügen.

> Auch Hunde können sich infizieren, entweder im direkten Kontakt mit einem infizierten Fuchs, oder aber wenn sie sich in dessen Kot wälzen.

> Die gute Nachricht ist, dass die Infektion bei Hunden, sobald sie erkannt ist, gut behandelt werden kann. Oft reicht eine einmalige Gabe eines Medikaments aus.

> Für Menschen ist die Fuchsräude nicht gefährlich. Die Milben können sich auf menschlicher Haut nicht fortpflanzen. Sie können aber eine vorübergehende Hauterkrankung auslösen.

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