Schriesheim

Lieber Modernisierung als Abriss der Talstraße

Die Stadt erließ für das Sanierungsgebiet teilweise strenge Bauvorschriften. Zum Entwicklungskonzept soll es am Mittwoch eine Bürgerinformation geben.

04.07.2023 UPDATE: 04.07.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 22 Sekunden
Die etwas zusammengewürfelte Gebäudestruktur in der Talstraße soll möglichst erhalten bleiben. Foto: Kreutzer

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Die Talstraße wird in den nächsten Jahren zur Baustelle, weil sie, beginnend in der Schmalen Seite, generalsaniert wird – sieben Jahre nach der Eröffnung des Branichtunnels. Aber seit 2019 hat sich an vielen Häusern etwas getan, denn da wurde das Areal als Sanierungsgebiet ausgewiesen. Mittlerweile wurden 24 Modernisierungsvereinbarungen getroffen, elf sind beendet (davon neun gefördert); in dem meisten Fällen ging es um die energetische Sanierung der Gebäude (also Dach, Fenster und Heizung), in drei Fällen wurde neuer Wohnraum geschaffen. Die Voraussetzungen sind günstig, dass es so weitergeht, denn in der Talstraße wohnen vor allem Eigentümer (über 80 Prozent).

Nun informierte Thomas Thiele, der die Sanierungsgebiete als Experte begleitet, den Gemeinderat über eine Analyse samt Leitfaden mit dem etwas umständlichen Titel "Integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept", kurz: ISEK. In dem steht drin, wie sich die Talstraße bis zum Ende des Jahrzehnts entwickeln soll. Und auch die Bürger sollen am Mittwoch, 5. Juli, informiert werden (18 Uhr, Mehrzweckhalle). Damit wird auch die Bürgerbeteiligung wieder aufgenommen, die in Sachen Talstraße 2016 und 2017 ihren Höhepunkt erreicht hatte – mit Befragungen, Workshops und Info-Tagen.

Dass es dieses ISEK überhaupt gibt, liegt am Finanzministerium, das der Zuschussgeber in diesem Sanierungskonzept ist. Damit soll sichergestellt werden, dass das, was gefördert wird, "der gesamtstädtischen Zielsetzung entspricht" (Thiele). Natürlich das Wichtigste ist die Modernisierung der Talstraßen-Häuser, die einige Besitzer solange aufgeschoben haben, bis der Tunnel fertig ist. Allerdings soll das nicht völlig planlos vor sich gehen, Thiele möchte die etwas wild zusammengewürfelte Bebauung – hier gibt es noch relativ viele alte Höfe – möglichst erhalten.

Deswegen wurde auch in der letzten Gemeinderatssitzung eine 18-seitige Satzung über die künftig geltenden Bauvorschriften in diesem Gebiet erlassen – ein bisschen so, wie man es von der Altstadt-Satzung her kennt: Dort wie auch in der Talstraße gibt es keinen Bebauungsplan, sondern nur die Maßgaben des Paragrafen 34 des Baugesetzbuchs, wonach sich Neubauten in die Umgebung einfügen müssen – jetzt ergänzt durch klare Regeln.

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Im Fall der Talstraße wird sogar zusätzlich gefordert, dass sie sich von den Nachbargebäuden deutlich unterscheiden sollten; und man darf in der Regel nur so hoch bauen, wie es das abgebrochene Haus auch war. Balkone direkt an der Talstraße sind nicht zulässig, zudem gibt es auch recht strenge Regeln für Dächer (möglichst steil), Gauben, Fenster und Türen (möglichst das Alte erhalten) und für die Fassadengestaltung (nur Naturmaterialien in Erdtönen, nichts Glänzendes). Solaranlagen sind erlaubt, aber auch nur in bestimmten Größen, Formen und Anordnungen. Auch hier sei das Ziel, so Bauamtsleiter Markus Dorn, "die Struktur beizubehalten, aber nicht die Sanierung aufzuhalten". Oder anders: "Mit einem Sanierungsgebiet wird der Abriss nicht mehr so einfach." Es geht also in erster Linie um die Modernisierung der alten Häuser.

Viele dieser örtlichen Bauvorschriften finden sich auch im ISEK, das allerdings noch weitergeht, denn es will auch Potenziale für eine künftige Wohnbebauung heben; gedacht ist vor allem an das Areal des ehemaligen Altenheims "Edelstein", aber auch ans "Duscholux"-Gelände am oberen Ende der Schmalen Seite.

Ebenfalls noch Zukunftsmusik ist ein angedachter Geh- und Radweg von der Schmalen Seite bis zum Rappenbuckelweg, am Kanzelbach entlang. Und doch wollte die Stadt unlängst drei Grundstücke am Bach für sich sichern – was eine Anwohnerin auf den Plan rief: Ob denn der Radweg schon so konkret sei, dass sie um ihre Flächen auf beiden Bachseiten bangen müsste. Dem sei nicht so, sagte Bürgermeister Christoph Oeldorf. Man brauche die Grundstücke vor allem, um das Bachufer zu pflegen. Beim Geh- und Radweg am Bach sei man "noch weit weg von einer konkreten Planung".

Info: Die Bürgerinformation zum "Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept Talstraße" findet am Mittwoch, 5. Juli, um 18 Uhr im Vereinsraum der Mehrzweckhalle statt.

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