"Fips"-Busse kommen erst im April
Eigentlich sollten sie seit Dezember unterwegs sein, jetzt starten sie jedoch mit dem neuen Busnetz.

Heidelberg. (shy) Eigentlich sollten die neuen "Fips-Busse" schon seit Dezember 2023 in den Stadtteilen Ziegelhausen, Schlierbach und Rohrbach unterwegs sein. Nun verzögert sich die Einführung der kleinen Shuttle-Busse, die sich per Handy-App zur gewünschten Fahrtzeit rufen lassen. Laut Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) starten die Busse erst im April. Die Umsetzung soll gemeinsam mit dem neuen Busnetz Heidelberg starten. "Das macht es für uns und die Fahrgäste einfacher, nur eine Änderung durchzuführen und nicht kurz hintereinander mehrere", so die Begründung eines RNV-Sprechers auf RNZ-Nachfrage.
Hintergrund ist, dass die RNV die Linienführung fast aller städtischen Buslinien überarbeitet hat. Es ist die größte Änderung des Netzes seit 2006. Das Ziel der Maßnahme sind weniger Verspätungen durch kürzere Linienwege, mehr Einsätze von großen Gelenkbussen und eine bessere Anbindung aller Stadtteile.
Die Änderungen greifen ab April – und damit sollen dann auch die "Fips"-Busse losdüsen. Langfristig sollen die Busse in weiteren Stadtteilen unterwegs sein, das hat der Gemeinderat im Dezember beschlossen. Geplant ist eine dreistufige Einführung bis 2028. Die Stadt hat dafür einen Antrag auf einen Zuschuss durch das Förderprogramm On-Demand-Verkehre des Landes Baden-Württemberg gestellt. Unabhängig davon, ob die Förderung klappt, starten die Busse in Rohrbach, Schlierbach und Ziegelhausen aber auf jeden Fall. Wenn das Heidelberger Projekt gefördert werden kann, sollen ab dem Jahr 2026 zusätzlich die Hangstadtteile Boxberg und Emmertsgrund sowie das Gewerbegebiet Rohrbach-Süd mit "Fips"-Bussen bedient werden. Danach soll der "Fips" auch die Bereiche Grenzhof, Neurott, Kurpfalzhof, Pleikartsförster Hof und Kirchheimer Mühle sowie die Hanglagen in Handschuhsheim und Neuenheim anfahren.
Die Elektro-Kleinbusse fahren ohne festen Fahrplan und Linienweg. Über eine App oder per Telefon können Nutzer Start, Ziel und die gewünschte Abfahrtszeit wählen. Sie bestellen sich den Kleinbus zu einer sogenannten virtuellen Haltestelle. In Mannheim sind die flexiblen Busse bereits seit knapp drei Jahren in zahlreichen Stadtteilen unterwegs.
Update: Donnerstag, 25. Januar 2024, 21.57 Uhr
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Kein Aufpreis für "Fips"-Tickets
Von Julia Schulte
Heidelberg. Dass der "Fips"-Bus ab Ende des Jahres auch in Heidelberg – in den Stadtteilen Ziegelhausen, Schlierbach und Rohrbach – eingesetzt wird, stand bereits fest. Jetzt kommen gute Nachrichten aus dem Gemeinderat: Anders als ursprünglich vorgesehen, wird für die Nutzung kein Zuschlag fällig. Damit folgte das Gremium einem Antrag der SPD-Faktion, die gefordert hatte, dass Fahrgäste keinen Aufpreis für die Fahrt im Mini-Bus zahlen müssen.
"Fips" ist als Ergänzung des bisherigen ÖPNV-Netzes der RNV gedacht. Die kleinen elektrischen Shuttlebusse verkehren nicht entlang einer festen Linie, sondern innerhalb bestimmter Gebiete und auf Nachfrage. In Ziegelhausen und Schlierbach soll allerdings mit Einführung des "Fips" nach den Plänen von Stadt und RNV die Linie 36 wegen geringer Fahrgastzahlen ausgedünnt werden, sodass Menschen, die auf die ÖPNV-Anbindung angewiesen sind, in dieser Zeit nur den Shuttlebus nutzen können. Der Qualitätszuschlag sollte für Nutzer mit Jahreskarte maximal einen Euro, bei anderen Tickets sogar bis zu zwei Euro betragen.
Gerade für Menschen mit geringer Rente oder Familien könnten so bei mehrfacher Nutzung deutliche Mehrkosten entstehen, begründete die SPD ihren Antrag. Stadträtin Anke Schuster betonte am Donnerstag im Gemeinderat, dass ihre Fraktion das "Fips"-Modell generell befürworte und es als Verbesserung des Angebots ansehe, da damit ein größeres Gebiet abgedeckt wird. "Für uns ist ,Fips’ Teil des ÖPNV, deshalb ist es nicht ersichtlich, warum man dafür einen Aufschlag zahlen sollte", so Schuster. So sah das auch Karl Emer (SPD): In Rohrbach, wo der "Fips"-Bus endlich eine vernünftige Anbindung zum Friedhof bringe, stelle das Shuttle eine Erweiterung des normalen ÖPNV-Angebots dar, "deshalb darf es keine Kosten nach sich ziehen", so Emer.
Die CDU-Fraktion hatte ebenfalls einen Antrag zum Qualitätszuschlag eingebracht und gefordert, dass dieser in Ziegelhausen zwischen 8.30 und 12.30 Uhr entfallen sollte, da die Linie 36 in eben diesem Zeitfenster eingestellt werden soll. "In Ziegelhausen gibt es extremen Gegenwind, weil die Linie 36 eingespart werden soll", sagte Nicole Marmé (CDU). Gerade für Rentner sei der Zuschlag viel Geld, weshalb man auch den Antrag der SPD-Fraktion für akzeptabel halte.
Bei dem CDU-Vorschlag sahen einige Stadträte ein Umsetzungsproblem. "Wie soll das dann praktisch funktionieren?", fragte etwa Anke Schuster und mahnte an, dass das Problem so auch auf die Fahrer des "Fips"abgewälzt werde, die dann bei den Passagieren Aufklärungsarbeit leisten müssten. Auch der für Mobilität zuständige Bürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain meinte, dass ein System wie von der CDU vorgeschlagen zu kompliziert sei. Die Verwaltung halte es zudem generell für vertretbar, auf die Beiträge zu verzichten – zumal die Einnahmeerwartung durch das Nutzerentgelt nicht sehr hoch sei.
Bei dem angedachten Qualitätszuschlag ging es allerdings nicht vorrangig um zusätzliche Einnahmen, die generiert werden sollten. Vielmehr wollten RNV und Stadt damit "Spaßfahrten" vermeiden: "Wird der ,Fips’ kostenlos, könnte es zu unnötiger Nutzung kommen", gab etwa Christoph Rothfuß (Grüne) zu bedenken. Den Vorschlag der CDU hielt Rothfuß dagegen für "vernünftig", da der Entfall des Zuschlags damit nur in Ziegelhausen gelten würde, "und in Rohrbach wird das Angebot ja schließlich ausgeweitet", so der Grünen-Stadtrat.
In Bezug auf Spaßfahrten gab Schmidt-Lamontain allerdings Entwarnung: Man habe noch einmal mit der RNV gesprochen, die für Mannheim einen Algorithmus einwickelt habe, um eben solche unnötigen Fahrten zu verhindern. Dies funktioniere, sodass das Risiko als eher gering eingeschätzt werden könne. Derek Cofie-Nunoo (Grüne) erklärte, dass es seiner Fraktion wichtig sei, dass die "Fips"-Nutzung wie zugesagt evaluiert werde, aber für den Moment könne man bei dem Antrag der SPD mitgehen.
Über diesen wurde letztlich abgestimmt. Mit nur einer Gegenstimme und drei Enthaltungen fand sich für den Verzicht auf einen Qualitätszuschlag eine große Mehrheit.



