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Zweigleisiger Straßenbahn-Ausbau nach Kirchheim wird geprüft

Viele Kirchheimer halten die Nahverkehrsanbindung des Stadtteils für unzureichend.

31.05.2023 UPDATE: 30.06.2023 19:42 Uhr 3 Minuten, 2 Sekunden
An der Grenze zwischen Weststadt und Kirchheim ist die Passage so eng, dass ein Ausbau wohl nicht möglich ist. Foto: Rothe

Heidelberg. (dns) Kirchheim soll besser an den ÖPNV angebunden werden. Eine Möglichkeit dazu wäre der durchgängige zweigleisige Ausbau der Straßenbahnschienen. Denn bislang verlaufen die in weiten Teilen der Strecke nur einspurig. Eine große Mehrheit des Gemeinderates – inklusive OB Eckart Würzner – stimmte am Donnerstagabend für die Prüfung, ob und wo aus einem Gleis zwei werden können.

Den Antrag dazu hatte die SPD gestellt. Sie hofft, dass der Ausbau gleich mehrere Probleme bei der Anbindung des Stadtteils entschärft. So könne man etwa den Takt weiter verdichten. Außerdem würden Verspätungen einer Tram nicht automatisch auch zu Verzögerungen im Gegenverkehr führen. Vor allem böte sich so aber langfristig die Möglichkeit, Kirchheim mit zwei verschiedenen Linien anzubinden – einer, die zum Hauptbahnhof fährt, und einer, die den direkten Weg zum Bismarckplatz bedient. Mobilitätsamtsleiterin Bärbel Sauer hatte im Fachausschuss zwar betont, dass sich einige Engstellen – etwa südlich des ehemaligen Mediamarktes – nicht auflösen ließen. Die SPD hielt den Antrag dennoch aufrecht – schließlich helfe es schon, wenn man die Zahl der einspurigen Passagen reduziere.

Keine Mehrheit fand dagegen auch im Gemeinderat ein Antrag von "Heidelbergern" und "Bunter Linke". Die Gruppierungen forderten vergeblich, die Straßenbahnlinie 26 wieder auf ihrer alten Trasse direkt ins Zentrum fahren zu lassen.

Update: Freitag, 30. Juni 2023, 19.41 Uhr


Zweigleisige Straßenbahn-Linie 26 nach Kirchheim?

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Von Denis Schnur

Heidelberg. Kirchheim ist Heidelbergs zweitgrößter Stadtteil. Gut 17.000 Menschen leben dort. Dafür – da sind sich der Bezirksbeirat und die meisten Gemeinderäte einig – ist die Nahverkehrsanbindung an den Rest der Stadt nicht angemessen. Die Frage, wie sich das perspektivisch ändern lässt, befasst die Kommunalpolitik schon seit mehr als eineinhalb Jahren. Auf Antrag der SPD hat nun der Mobilitätsausschuss sogar mehrheitlich gefordert, einen zweigleisigen Ausbau der "Bembl" – also der Straßenbahnlinie 26 – bis nach Kirchheim zu prüfen.

Angefangen hat die Debatte im Oktober 2022. Damals hatte die Fraktion "Die Heidelberger" im Gemeinderat beantragt, die Straßenbahn in den Stadtteil wieder auf direktem Weg – nicht über die Bahnstadt – ins Zentrum fahren zu lassen. Es folgten eine Reihe von Beratungen – intern, mit der Verkehrsgesellschaft RNV, im Kirchheimer Bezirksbeirat und zuletzt im Februar in einem "Werkstattgespräch" zwischen Mobilitätsamt, RNV und Bezirksbeiräten.

Als Ergebnis hat die Verwaltung zwar einige Verbesserungen der ÖPNV-Anbindung vorgestellt und weitere in Aussicht gestellt, doch die Straßenbahnlinie bleibt unangetastet. Eine Fahrgastbefragung habe nämlich ergeben, dass ein Drittel der Passagiere der Linie an den Haltestellen in der Bahnstadt aus- oder zusteigt, weil sie dort arbeiten, einkaufen oder umsteigen.

Stattdessen sollen sich mit dem "Zielnetz 2024 ff" einige Busverbindungen ändern – auch zugunsten Kirchheims. So werde etwa die Linie 33 künftig nicht mehr bis Ziegelhausen fahren, sondern in der Altstadt geteilt. Das beuge nicht nur Verspätungen vor, die Kirchheimer erhielten somit auch eine Direktverbindung bis zum Uni-Platz.

Außerdem wolle die Stadt prüfen, ob die gewünschte neue Bushaltestelle "Im Bieth" für die Regionalbuslinien 721 und 720 umsetzbar sei – diese fahren bislang über die Speyerer Straße am Stadtteil vorbei. An dem neuen Halt könne perspektivisch dann auch der neue Bus, der den Hauptbahnhof mit dem Süden des Patrick-Henry-Village verbinden soll, entlangfahren.

Ebenfalls profitieren sollen die Kirchheimer von der Ausweitung der Mannheimer Buslinie 42 über Wieblingen, Pfaffengrund und Kirchheim bis Rohrbach. So entstünde eine Querverbindung in die Nachbarstadtteile. Wann die Pläne umgesetzt werden, steht laut Stadt aber noch nicht fest. Langfristig könne man zudem die Haltestelle Kirchheim Friedhof in einen "Mobilitätshub" umbauen, an dem Passagiere zwischen Straßenbahn, Bus, Leihrad, Privat-Pkw und Carsharing wechseln könnten. Zudem sei eine Ausweitung des "Fips"-Angebots auf Kirchheim denkbar.

Den meisten Stadträten im Mobilitätsausschuss reichten die Maßnahmen jedoch nicht. Sören Michelsburg (SPD) forderte deshalb die Verwaltung auf, den zweigleisigen Straßenbahnausbau zu prüfen. Derzeit ist die Trasse im Norden des Kirchheimer Weges sowie in Teilen der Schwetzinger Straße einspurig. "Vielleicht wären dann zukünftig auch zwei Bahnlinien nach Kirchheim denkbar", hofft Michelsburg.

Dass das angemessen sei, fand auch Marliese Heldner (Heidelberger): "In anderen Stadtteilen fahren zum Teil vier Linien." Sie zeigte sich enttäuscht von der Reaktion der Verwaltung auf ihren Antrag. "Wir hätten uns da schon irgendeine Idee gewünscht, wie die Straßenbahnanbindung verbessert wird."

Zwar betonte Bürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain, dass derzeit kein Mitarbeiter Zeit habe, sich um den Prüfauftrag zu kümmern. Und Mobilitätsamtsleiterin Bärbel Sauer nahm vorweg, dass an manchen Stellen – etwa unter der Brücke im Norden des Kirchheimer Wegs – definitiv keine zwei Gleise möglich seien. Dennoch sprachen sich am Ende sechs der anwesenden elf Stadträte für die Prüfung aus (drei stimmten dagegen, zwei enthielten sich). "Wenn nachher nur noch eine Engstelle bliebe, wäre das ja auch schon ein Fortschritt", so Michelsburg.

Keine Mehrheit fand dagegen ein Antrag von Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke), der erneut forderte, den Umweg der Straßenbahnlinie 26 über die Bahnstadt zu streichen. Hier stimmten nur zwei Räte zu, sieben votierten dagegen.

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