Die Kurpfälzer Königin

Silvia schleicht sich immer mal wieder nach Heidelberg

Silvia von Schweden wird Ehrenbürgerin. Erinnerungen an ihre Zeit in Heidelberg. Sie ist öfter auch "heimlich" hier.

26.05.2023 UPDATE: 26.05.2023 06:00 Uhr 3 Minuten, 18 Sekunden
Königin Silvia beim Besuch in Heidelberg 2019. Damals eröffnete sie das Childhood-Haus im Stadtteil Bergheim. Foto: Philipp Rothe

Von Alexander Wenisch

Heidelberg. Die Herzlichkeit der Menschen falle ihr ein, wenn sie an Heidelberg denke, sagt Königin Silvia. Vor vier Jahren gab die schwedische Königin dem RNZ-Kollegen Timo Teufert ein Exklusiv-Interview und verriet darin auch, dass sie sich immer mal wieder in ihre Heimatstadt "schleiche". Schließlich sind hier, im Stadtteil Handschuhsheim, ihre Eltern begraben. An diesem Freitag muss sie nicht heimlich kommen. Königin Silvia (79) wird Ehrenbürgerin der Stadt. Die Sympathien der Heidelberger sind der Monarchin gewiss, auch wenn sie schon seit Jahrzehnten nicht mehr hier lebt.

>>>So lief die Ernennung von Silvia als Ehrenbürgerin<<<

Königin Silvia mit ihren Eltern Alice und Walther Sommerlath 1990 in Heidelberg. Foto: dpa

Geboren wurde Silvia Renate Sommerlath am 23. Dezember 1943 in Heidelberg. Vater Walther hatte zuvor jahrelang ein Stahlwerk in Sao Paulo geleitet, dann eine Waffenfabrik in Berlin, bis diese bei einem Alliiertenangriff zerstört wurde. Ihre Kindheit und frühe Jugend verbrachte Silvia in Brasilien. Ihre Mutter, Alice Soares de Toledo, war Brasilianerin. Erst 1957, da war Silvia ein Teenager, kehrte die Familie wieder nach Deutschland zurück. Die Tochter wurde auf die Mädchenschule am Wieblinger Thadden-Gymnasium geschickt, lebte dort eine Zeit lang im Internat, weil das Haus, in das die Sommerlaths einziehen wollten, noch nicht fertig saniert war. Später wohnte die Familie in der Fichtestraße 13 in der Südstadt.

Silvia als Chef-Hostess (3.v.r.) bei den Olympischen Sommerspielen in München 1972. Foto: dpa

Witzige Episode am Rande: Jahrzehnte später, 2011, schickt die Stadtverwaltung Silvia Sommerlath genau an diese Adresse einen Brief vom Finanzamt. Es war wohl ein Computerfehler.

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1976 heiraten Silvia Sommerlath und König Carl XVI. Gustaf von Schweden. Foto: dpa

Die Zeit am Thadden jedenfalls scheint Silvia genossen zu haben. Es sei eine "strenge, aber gute Schule" gewesen, erinnerte sie sich im Interview. Und eine frühere Lehrerin beschrieb die prominente Schülerin einmal gegenüber der RNZ als "außerordentlich kontaktfreudig und anpassungsfähig, stets heiter und vergnügt". Sie sei "eines der freundlichsten Mädchen" gewesen, die die Schule je hatte.

Vielleicht, weil Vater Walther der jungen Tochter immer von den Streichen erzählt hatte, die er in seiner eigenen Schulzeit trieb? Außerdem erinnere sie sich, so Silvia, dass der Vater, immer wenn er mit dem Auto an einer Heidelberger Brücke vorbeifuhr, im Kurpfälzer Dialekt mit den Kindern sprach. Silvia hatte drei ältere Brüder: Ralf, Walther (2020 verstorben) und Jörg (2006 verstorben).

Abitur machte Silvia Sommerlath 1963 aber in Düsseldorf und besuchte anschließend das Dolmetscherinstitut in München. Sicher der entscheidende Schritt hin zur Monarchin. Nicht nur, dass Silvia viele Sprachen spricht (mittlerweile: Deutsch, Schwedisch, Englisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch und die Schwedische Gebärdensprache), in München wurde die junge Dame Chef-Hostess bei den Olympischen Sommerspielen 1972, zuständig für die besonders wichtigen Gäste.

Einer von ihnen: ein charmanter Schwede, der sich als Carl Gustaf, Kronprinz aus Stockholm, entpuppt. Während der Eröffnungsfeier sei sie von ihm mit dem Fernglas "ausspioniert" worden, erzählte Silvia vor ein paar Jahren die Episode. Dabei saß der damals 26-Jährige nur eineinhalb Meter entfernt. "Ich habe sehr lachen müssen, das war sehr humorvoll. So habe ich ihn erlebt, mit seinem Humor, seiner Wärme und Herzlichkeit." Das war der Moment, in dem es bei ihm gefunkt habe. Ob es auch bei Silvia "Liebe auf den ersten Blick" war, bleibt unklar.

Gleichwohl ging es für die junge Heidelbergerin weiter wie in einem Disney-Märchen. Auf einem Cocktail-Empfang am Abend lud der Kronprinz seine neue Bekanntschaft dann nach Angaben der schwedischen Zeitung "Aftonbladet" mittels seines Adjutanten zu einem privaten Familienessen ein. Später ging es in einen Nachtclub, wo sie erstmals gemeinsam fotografiert wurden. Die Beziehung entwickelte sich später im Geheimen per Telefon, dann bei gegenseitigen Besuchen in Schweden und Deutschland.

Carl Gustaf wusste nach dem tödlichen Flugzeugabsturz seines Vaters 1947 bereits als Kind, dass er nach seinem Großvater Gustav VI. Adolf den Thron besteigen würde. Und schon 1973, nur ein Jahr nach München, war es so weit: Schweden bekam einen neuen, jungen König – aber noch ohne Königin an seiner Seite.

Die weltgewandte Silvia sollte das am 19. Juni 1976 ändern: Knapp vier Jahre nach dem Kennenlernen heiratete sie den König vor 1200 geladenen Gästen in Stockholm. Glück für Silvia. Denn eine Liebe zu einer Bürgerlichen? Wäre Carl Gustaf noch Kronprinz gewesen, hätte er auf den Thron verzichten müssen. So aber flogen Silvia die Herzen der Schweden zu. Sie galt als "die Richtige" in Schloss Drottningholm, dem schwedischen Versailles außerhalb Stockholms.

Zu Ehren der schönen Deutschen präsentierte Abba am Vorabend in der Stockholmer Oper den späteren Welthit "Dancing Queen", und Silvia wurde nicht nur zur tanzenden Königin, sondern auch zu einem würdevollen Rückgrat von Schweden. Dem König, der als Junggeselle als Party-Prinz bekannt war, trieb sie die Flausen schnell aus. Bis auf eine Affäre in den 90er-Jahren (Besuch in Strip-Lokalen, angebliche Liebschaft zu einer Sängerin) verlief die royale Ehe ohne viel Rauschen in den Klatschblättern.

Das Königspaar gilt als nahbar und offen. Seit Jahren engagiert sich Silvia für soziale Projekte. Eines ist die von ihr gegründete World Childhood Foundation, die auch in Heidelberg ein Haus für Kinder betreibt, die Opfer oder Zeugen von körperlicher und sexueller Gewalt wurden. Heute ist Silvia Schirmherrin von über 60 Wohltätigkeitsorganisationen. Sie und Carl Gustaf haben drei Kinder: Viktoria (45), Philipp (44) und Madeleine (40). Die Älteste ist Kronprinzessin und ihre Tochter Estelle (11) auf Rang zwei der Thronfolge. Die Zukunft der schwedischen Monarchie ist also fest in weiblicher Hand.

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