Nationaltheater Mannheim

Pfalzbau kommt bei Theater-Besuchern nicht gut an

Es gibt nur wenig Publikum, daher fällt die Ersatzspielstätte 2026 weg. Theaterkarten werden ab September teurer.

17.05.2023 UPDATE: 17.05.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 19 Sekunden
Kommt bei Besuchern des Nationaltheaters nicht gut an: der Pfalzbau. Foto: Gerold

Mannheim. (oka) Wann sich zum ersten Mal der Vorhang in der Oper am Luisenpark (Opal) hebt, steht noch in den Sternen. Klar ist lediglich, dass die Leichtbauhalle nach der Insolvenz der ausführenden Firma in der kommenden Spielzeit 2023/2024 fertiggestellt werden soll. Als Ersatz für die Ersatzspielstätte während der Generalsanierung des Nationaltheaters ist mittlerweile die alte Schildkrötfabrik nahe der Metro im Stadtteil Almenhof gefunden worden. Im April fanden dort bereits die Premieren der Kurzoper "Dido & Aeneas" von Henry Purcell und der Kammeroper "The Lighthouse" von Peter Maxwell Davies statt.

Zudem wurden im zum Interimskonzept zählenden Rosengarten weitere Einzeltermine gebucht, sodass konzertante Produktionen aufgeführt werden konnten. Vor allem mit diesen beiden Standorten soll in der nächsten Spielzeit die fehlende Opernspielstätte kompensiert werden. Das geht aus einer städtischen Vorlage hervor, die eigentlich in der vergangenen Woche im Kulturausschuss hätte diskutiert werden sollen. Doch der Punkt wurde abgesetzt und kam nun am Dienstag im Gemeinderat zur Sprache.

Die Stadträtinnen und Stadträte stimmten mehrheitlich zu, mahnten allerdings quer durch die Fraktionen eine andere Vorgehensweise an. Sie forderten eine breite Diskussion zum Ersatzspielstätten-Konzept im Kulturausschuss. Zumal mit dem Pfalzbau eine weitere Ersatzspielstätte zur Disposition steht. Denn laut der Vorlage stößt das Ludwigshafener Theater beim Publikum nicht auf große Gegenliebe. So lag die Auslastung der Oper "Die Hugenotten" bei nur 45 Prozent. Dabei verursacht der Pfalzbau mit 9408 Euro die höchsten Kosten pro Nutzungstag.

Daher beabsichtigt die Stadt, spätestens ab 2026 komplett auf den Pfalzbau zu verzichten und sich nach Fertigstellung von Opal für die Opernproduktionen auf diese Ersatzspielstätte zu konzentrieren. Um die kommende Spielzeit bis zur Aufnahme des vollen Spielbetriebs in Opal überbrücken zu können, soll die weiterhin die alte Schildkrötfabrik angemietet werden. Die Kosten für vier Zeitfenster belaufen sich auf circa 650.000 bis 750.000 Euro. Für den Rosengarten kämen circa 100.000 bis 200.000 Euro dazu. Zur Finanzierung dieser Anmietungen werden die für den Pfalzbau im Jahr 2026 vorgesehenen Mittel in Höhe von 850.000 Euro umgewidmet. Zudem entfallen noch zu finanzierende Mietkosten für noch nicht gesicherte Zeitfenster im Pfalzbau nach 2026.

Stadt und Nationaltheater reagieren damit auf das Publikumsverhalten. Dass es während der Generalsanierung – die nach jetzigem Stand immerhin bis 2027 dauert – zu Publikumsschwund kommt, lässt sich nicht vermeiden. Aber man will so wenige Besucher wie möglich verlieren. Auch deshalb forderten einige Stadträte einen kreativeren Umgang mit Spielplan und möglichen Spielorten, um einen niederschwelligen Zugang zu gewähren. Auch die Corona-Pandemie ist noch deutlich zu spüren: In dieser Zeit sanken die aktiven Abonnements von rund 9000 auf etwa 3650, wobei zusätzlich rund 700 derzeit noch ruhend gestellt sind. "Somit sind erhebliche Anstrengungen zu unternehmen, um das Theaterpublikum auch in der Interimszeit mit Angeboten zu versorgen und zu binden", heißt es dazu vonseiten der Stadt.

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Passt da eine Preiserhöhung ins Konzept? "Einen richtigen Zeitpunkt gibt es wohl nie", sagte der Geschäftsführende Intendant Tilmann Pröllochs. "Aber die Preise wurden seit zehn Jahren nicht mehr erhöht." Ab September werden sie um zehn Prozent angehoben. Die billigste Kategorie bei einer Schauspielpremiere kostet dann 14 statt zehn Euro, die teuerste 52 statt 47 Euro. Bei einer Opernpremiere werden nun 78 statt 71 Euro beziehungsweise 21 statt 19 Euro fällig. Karten für reguläre Vorstellungen haben ein niedrigeres Preisgefüge.

Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht und mehrfach verschoben; vor allem aufgrund von Corona, Inflation und Ukrainekrieg. Bei den Preisen hat man sich laut Pröllochs unter anderem an den Theatern in Heidelberg, Freiburg, Pforzheim, Darmstadt und Frankfurt orientiert. Der Geschäftsführende Intendant hofft damit auf Mehreinnahmen von 150.000 Euro. Die Fraktionen signalisierten Zustimmung. Besonders erfreut waren die Stadträte, dass der Rabatt für ermäßigungsberechtigte Personen, darunter Menschen mit kleinem Einkommen, wieder bei 50 Prozent liegt. Der war 2013 bei der Preisanpassung auf 25 Prozent reduziert worden.

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