Der Baustopp ist "eine Katastrophe"
Die Ersatzspielstätten des Nationaltheaters gilt weiterhin, denn bei der Oper am Luisenpark herrscht Stillstand. Dafür gibt es bald die Premieren im Pfalzbau und dem Alten Kino.

Von Olivia Kaiser
Mannheim. Bei der Sanierung des Nationaltheaters sind die Ersatzspielstätten ein wichtiger Baustein. Denn während das Theaterhaus am Goetheplatz modernisiert wird, soll der Spielbetrieb schließlich weiter laufen. Allerdings gab es Probleme: Die Verhandlungen mit der Ludwigshafener Stadtverwaltung über die Nutzung des Pfalzbaus zogen sich über Jahre hin, die Umbauarbeiten im Alten Kino im Franklin-Quartier verzögerten sich ebenso wie der Bau der temporären Oper am Luisenpark (Opal). Jetzt wurde im November auch noch bekannt, dass der zuständige Bauprojektentwickler einen Insolvenzantrag gestellt hat. Wie geht es jetzt weiter? Und was heißt das für den Spielbetrieb? Die RNZ gibt einen Überblick:
Wie wurde auf die Insolvenz reagiert? Das Nationaltheater hat den Vertrag mit der Metron Vilshofen GmbH gekündigt. Neben der sofortigen Sicherung der Baustelle wurde Anfang Dezember ein öffentlich bestellter Bausachverständiger beauftragt, mit dessen Hilfe ein Soll-Ist-Gutachten der Baustelle erstellt wurde. Ziel ist es, den Baustopp schnellstmöglich aufzuheben und weiterzubauen. In welcher Form das erfolgen kann – ob Bau mit einem neuen Investor, mit der Firma Metron oder in Eigenregie – ist vom weiteren Verlauf des Insolvenzverfahrens abhängig.
Wann könnte Opal eröffnen? Wenn man sofort mit allen bislang im Projekt involvierten Planern und Firmen weiterbauen könnte und die benötigten Materialien und Arbeitskräfte zur Verfügung stünden, könnte in neun Monaten eröffnet werden. Allerdings ist unklar, wann die Bauarbeiten weiter gehen können. Aktuell plant das Nationaltheater auch die Spielzeit 2023/24 ohne Opal und hofft auf eine Fertigstellung in diesem Zeitraum. Denn um auch in Mannheim große Oper aufführen zu können, ist eine Ersatzspielstätte in der Größe und Ausstattung des Opals unabdingbar.
Was sagt die Intendanz zu diesem Rückschlag? "Dass die Baustelle der Oper am Luisenpark aufgrund des Antrags auf ein Insolvenzverfahren unseres Totalunternehmers stillstehen muss, ist eine Katastrophe", betont der Geschäftsführende Intendant, Tilmann Pröllochs. "Für unsere Opernsparte bricht so vorerst die Hauptbühne, die ununterbrochen zur Verfügung stehen sollte, weg. Daher ist es auch so wichtig, dass wir alles daransetzen, dass Opal fertig gebaut wird." Dennoch sei er sehr stolz auf das Haus und das Ensemble, denn von Stillstand im Programm könne keineswegs die Rede sein. "Trotz dieses Rückschlags liegen bis zum Ende dieser Saison alleine in der Opernsparte immer noch zehn Premieren, unzählige Folgevorstellungen, Sondervorstellungen, Familienkonzerte und Akademiekonzerte vor uns."
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Wie läuft es im Pfalzbau? Der Vertrag mit der Stadt Ludwigshafen als Betreiber für eine Anmietung des Pfalzbaus als Interimsspielort ist für vier Jahre grundsätzlich verabredet, und für 2023 wurde er inzwischen unterzeichnet. Weitere Vertragstranchen für die anknüpfenden Spielzeiten werden aktuell vorbereitet. Derzeit wird dort fleißig geprobt, denn mit Giacomo Meyerbeers Grand Opéra "Die Hugenotten" findet dort am Sonntag, 22. Januar, die erste Premiere des Nationaltheaters auf der anderen Rheinseite statt.
Wie läuft es im Alten Kino? Das Nationaltheater mietet das Kino im Franklin-Quartier von der Entwicklungsgesellschaft MWSP an. Die Übergabe hat bereits am 19. Dezember stattgefunden. Derzeit findet die Einrichtung des Theatercafés, des Foyers, der Garderoben und der Technik statt. Die Schauspielsparte kann dort am 31. Januar mit der Probenarbeit beginnen. Am 10. Februar wird das Alte Kino Franklin mit der Premiere von Brechts "Der gute Mensch von Sezuan" eröffnet. Außerdem gibt es am 11. und 12. Februar ein Eröffnungswochenende im Alten Kino, an dem unter anderem Führungen durch das Haus, ein Kostümverkauf und Vorführungen stattfinden.
Welche Interimsspielorte gibt es noch?
Vorführungen des Nationaltheaters finden während der Sanierungsphase zudem im Schwetzinger Schlosstheater, dem Rosengarten, dem Studio Werkhaus, dem NTM-Tanzhaus und dem Studio in der Feuerwache statt. Neu hinzugekommen ist zudem die Alte Schildkrötfabrik im Stadtteil Neckarau. "Wir konnten die Alte Schildkrötfabrik bis zur Fertigstellung des Opals als zusätzlichen Ort gewinnen, ein Ort, der uns zwar zum Umdenken zwingt", so Pröllochs. "Aber genau das ist es doch, was Theater ausmacht: dass man sich ständig neu erfinden muss. Nun setzen wir auf unser Publikum, dass es weiterhin so treu unsere Vorstellungen besucht."




