Plus "Osteosarkom" im Oberschenkel

Robin Müller aus Höpfingen kämpft gegen bösartigen Tumor

Mitte 2022 begannen die Symptome. Nach einer Diagnose- und Behandlungsodyssee lernt der heute 17-Jährige das Laufen mit einem künstlichen Knie.

06.05.2023 UPDATE: 07.05.2023 06:00 Uhr 3 Minuten, 36 Sekunden
Robin Müller (vorne rechts) wird bei seinem Genesungsprozess tatkräftig von seiner ganzen Familie unterstützt. Sein Ziel ist klar: Er will gesund werden, wieder laufen können und seine Ausbildung fortsetzen. Foto: privat

Höpfingen. (adb) Mit 17 Jahren, so heißt es, befindet man sich in der Blütezeit der Jugend: Man entdeckt das Leben, fiebert dem Erwachsensein entgegen und strebt ins Berufsleben – flankiert von schillernden Träumen und Illusionen. Robin Müller aus Höpfingen hat hingegen nur einen einzigen Wunsch: "Ich möchte gesund werden!".

Der Teenager hat einen langen Leidensweg hinter sich. Im Januar erhielt er die Diagnose "Osteosarkom": ein bösartiger Tumor im Oberschenkel. Die Rhein-Neckar-Zeitung besuchte Robin mit Mutter Nelli und Schwester Liane zuhause – und traf einen jungen Mann mit beeindruckendem Lebenswillen. Ein echtes Vorbild.

Für den angehenden Fachinformatiker begann alles im vergangenen Jahr: "Mitte 2022 bemerkte ich leichte, wandernde Schmerzen im linken Bein", erklärt er. Nachdem der Hausarzt lediglich von Wachstumsschüben gesprochen hatte, waren die Schmerzen "kein Thema mehr", wie Robin sagt. Jedenfalls vorläufig.

In der Adventszeit nahm dann die Geschichte eine dramatische Wendung: "Ich bin beim Laufen umgeknickt. Es kam zu großen Schmerzen und einer Schwellung, wurde auch nach Wochen nicht besser. Ich konnte kaum noch gehen", erinnert er sich.

Der Arzt sei von einem Muskelfaserriss ausgegangen. Nach vier Wochen Schmerzen jedoch hatte er erste Bedenken und verwies die Familie an das Hardheimer Krankenhaus, wo Ultraschallaufnahmen angefertigt wurden. "Auch sie brachten keine neuen Erkenntnisse", betont Mutter Nelli. "Wir wurden auf einen MRT-Termin verwiesen, allerdings erst einen Monat später." Zeit, die nicht mehr in Kauf zu nehmen war: "Robin litt unter unerträglichen Beschwerden, die man ihm auch angesehen hat", sagt sie.

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Am 25. Januar fuhr man schließlich zum MRT nach Mosbach. "Seitdem unterscheiden wir zwischen vorher und nachher", erklärt die alleinerziehende Nelli Müller. Die Diagnose sei ein Schlag ins Gesicht gewesen: "Wir alle spürten, wie ernst es ist. Spätestens bei der Biopsie (Gewebeprobe zum Bestimmen des Tumors, Anm. d. Red.) wussten wir um die Bösartigkeit des Krebses", betont sie.

Nur wenige Tage später trat Robin am 3. Februar seine erste Chemotherapie in der Würzburger Kinderkrebsstation "Regenbogen" an. Dort geschah das Unfassbare: Nach wenigen Tagen brach er sich den Oberschenkel. "Mein Knochen war durch den Tumor zerfressen worden", erklärt Robin. Er wurde sofort einer Notoperation unterzogen und mit einem externen Fixateur behandelt.

"Das war sehr schlimm, zumal ich die erste Zeit durch starke Schmerzmittel total benebelt war. Nach Bruch und OP lag ich knapp zwei Monate im Bett und wartete einfach nur auf die nächste Chemotherapie", sagt der 17-Jährige.

In dieser schicksalhaften Phase fiel er in ein tiefes emotionales Loch: "Ich hatte keine Lust mehr. Oft war ich so genervt vom Leben und von mir selbst, dass ich keine Kontakte mehr haben wollte. Man fühlt sich vom Leben im Stich gelassen, erst recht als junger Mensch", erinnert er sich.

Zwei Monate lang war er stationär in der Würzburger Kinderonkologie und machte eine weitere Chemotherapie. "Chemo ist heftig für den Körper, wobei jeder Mensch anders damit umgeht. Essen, Trinken, Übelkeit, die Gefühlslage – alles verändert sich. Ich hatte mit meinem Bruch zwar mehr zu kämpfen als mit der Bestrahlung, aber es war eine Herausforderung für mich", betont er.

Ein markanter Tag für ihn und seine Familie war der 18. April: Während einer fast sechsstündigen Operation im Würzburger König-Ludwig-Haus wurde ihm der Tumor restlos entfernt. "Der Tumor befand sich leicht oberhalb des Knies. Er war immer größer geworden, man konnte ihm beim Wachsen direkt zusehen", erklärt der Höpfinger. Im Zuge des Eingriffs erhielt er ein künstliches Knie und einen künstlichen Oberschenkelknochen.

Aktuell ist Robin wieder zu Hause in Höpfingen – "zum Durchschnaufen", wie er sagt.

Dort freut er sich die Liebe und Stärke, die ihm sein Umfeld schenkt: Hilfe und Beistand erfährt er von seiner Mutter, seinen Schwestern Liane und Jana sowie seiner Freundin Alischa. "Sie ist eine so große Hilfe für die ganze Familie. Das alles gibt mir unglaublich viel Kraft – zu wissen, nicht allein zu sein!", sagt Robin dankbar.

Dann sind da noch die Familie mit Mutter und Schwestern, sein Vater, die Verwandten, alle seine Freunde, ehemalige Mitschüler und Lehrer der Realschule Hardheim, Nachbarn, Bekannte und Arbeitskollegen.

Sie alle sind immer für die kleine Familie da: "So viele Menschen sind so gut zu uns. Es ist nicht zu beschreiben, es ist unbegreiflich. Sie denken an uns und wir merken, wir sind nicht allein", erklärt Mutter Nelli den Tränen nahe.

Und dann ist da noch ein Spendenaufruf, der sich mithilfe Robins Schwestern rasant in den sozialen Netzwerken verbreitet hatte: "Wir waren so überwältigt, dass wir alle geweint haben. So viele dachten an uns, haben Geld gespendet, haben angerufen, waren und sind einfach da – man spürt tiefe Verbundenheit und merkt, wie nahe die Situation den Menschen geht.

Auch die Hardheimer Apotheke an der Post, Robins früherer Lehrer Peter Wochner und sein Ausbilder der Tauberbischofsheimer Firma VS sind uns sehr verbunden!", sagt Liane Müller. Einen Großteil der eingegangenen Spenden wird die Familie an eine Würzburger Elterninitiative weiterleiten, die mit der Kinderonkologie zusammenarbeitet: Sie hatte es Mutter Nelli ermöglicht, während Robins stationärem Würzburg-Aufenthalt in einer kostenlos zur Verfügung gestellten Unterkunft zu wohnen.

Getragen von seinem Umfeld, bereitet sich Robin derzeit auf seine dritte Chemotherapie vor und übt – begleitet von der Hardheimer Physiotherapiepraxis Lukas Dyszy – das Laufen. Das tut er mit Lebensmut, Kampfgeist und voll positivem Elan: "Da beiße ich mich durch und kämpfe wie ein Löwe!", betont er.

Und er fiebert der Zukunft entgegen – in wenigen Tagen vollendet er sein 18. Lebensjahr. Sein Ziel ist klar: "Ich möchte gesund werden, wieder laufen können und meine Ausbildung fortsetzen", erklärt Robin. Eines ist ihm dabei sicher: "Nach dieser schweren Zeit sehe ich viele Dinge und das Leben ganz anders als je zuvor!"

Info: Spenden können auf das Konto von Robin Müller überwiesen werden.

IBAN: DE81 6746 1424 0017 0566 11
BIC: GENODE61BUC

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