"Solawi" macht kleinere Gemüse-Kisten für mehr Mitglieder
Die Gruppe will Appetit auf die solidarische Landwirtschaft machen und sucht ein Depot in Mosbach.

Von Ursula Brinkmann
Robern/Dallau. Verkleinern, um zu wachsen. Was wie ein Widerspruch klingt, ist bei der Solawi Heilbronn, Eberbach und Mosbach das Ergebnis der Erfahrungen und Beratungen, die auf der Jahresversammlung der Regionalgruppe dieser Form solidarischen Landwirtschaftens beschlossen wurde. "Unsere Gemüse-Kiste gibt’s nun für 62 Euro", sagt Mechthild Duhm, Mitgründerin der 2013 hier gestarteten Solawi.
Solawi steht für Solidarische Landwirtschaft und beschreibt ein Prinzip, wonach die Verbraucher nicht das einzelne Lebensmittel finanzieren, sondern den kompletten landwirtschaftlichen Betrieb. Sie zahlen also ein Jahr lang einen bestimmten Monatsbeitrag und erhalten dafür wöchentlich ihren Anteil an der Ernte. Bei der hiesigen Solawi also nun für einen Monatsbeitrag von 62 Euro.
Der, der das Gemüse erzeugt, ist Michael Scheurig. Der Landwirt hat ein Hofgut in Robern und erst Ende vergangenen Jahres Flächen und Gebäude dazu gepachtet, um den Kreis der Mitmacher vergrößern zu können (die RNZ berichtete). Doch die Nachfrage hält sich in Grenzen. "Auf unserer Versammlung haben wir die Gründe erörtert", sinniert Duhm. "Viele haben zum Beispiel nicht die Zeit, die biologisch erzeugten Nahrungsmittel zu einem Gericht zu verarbeiten."
Vorgefertigtes gehe einfach schneller. Mit der bisherigen Kistengröße (für durchschnittlich 115 Euro Monatsbeitrag) war die eine oder der andere wohl doch überfordert. Und die doch ziemlich übersichtliche Vielfalt der Winter-Kisten mit nur wenigen Gemüsesorten wie Kohl, Kartoffeln und Karotten sei eine weitere Herausforderung, der sich nicht alle stellen mögen oder können.
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Doch zu einer nachhaltigen, regionalen und saisonalen Erzeugung gehört das eben dazu. "Im Winter wachsen halt keine Tomaten bei uns", sagt Mechthild Duhm, "und wie Gemüse mit Bio-Stempel etwa in Spanien angebaut wird, wie dafür Menschen geschunden werden, das macht alles andere als Appetit." Sowohl Duhm als auch Scheurig haben sich das vor Ort schon angesehen. Da zur fünften Abwandlung der Zubereitung von Weißkohl die Kreativität bei vielen nicht ausreicht, wollen die Roberner Solawis künftig bei der Lieferung der Kisten Rezepte mitgeben.
An der eigentlich fürs Frühjahr angepeilten "Stationierung" eines weiteren Depots in der Mosbacher Kernstadt, in dem die Solawi-Mitglieder einmal wöchentlich ihre Kiste abholen, hält man weiter fest, sucht aber noch nach einem Standort. "Eine Garage, ein Schuppen oder ein leicht zugänglicher Kellerraum wäre passend", meint Mechthild Duhm, "und anfahrbar muss es sein."
Außer der wöchentlich mit dem hiesigen Ernteergebnis gefüllten Kiste können Kunden auch Bio-Kisten mit Wunsch-Inhalt bestellen. Gehen die Wünsche über das hinaus, was Michael Scheurig gerade ernten oder aus den Lagern holen kann, kommt in die Bio-Kisten eingekaufte Bio-Ware.
Die gibt’s auch schon länger am Hofgut Robern selbst. Die Scheunenfläche, die donnerstags und samstags als "Laden" dient, bietet zur eigen angebauten und zugekauften Frischware außerdem ein Sortiment an Getreideprodukten, Eiern (aus Bruderhahnhaltung), Säften, Aufstrichen und Gewürzen – ebenfalls in Bio-Qualität.
Mit diesem Sortiment ist Solawi-Mitarbeiterin Daniela Sonnenburg auch freitags anzutreffen, und zwar in der Dallauer Bio-Scheune. Mittwochs wiederum holen die Solawi-Mitgliedshaushalte aus der Region Mosbach hier ihre Kisten ab. Kurze Wege sind Teil des Solawi-Gedankens, der der kleinbäuerlichen Landwirtschaft Zukunftsperspektiven eröffnen und so einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten will.
Darin ist man sich mit dem Naturpark Neckartal-Odenwald einig und macht erstmals bei den "Vespertouren" mit, einer Kooperation der Naturparkverwaltung mit regionalen Betrieben. Am 14. Mai und am 17. September können die mit regional erzeugten Köstlichkeiten und Wanderroutenvorschlägen gefüllten "Vespertaschen" am Hofgut Robern abgeholt werden.
Info: Über das Prinzip und die Angebote des solidarischen Landwirtschaftens sowie die hiesige Gruppe informiert die Homepage: www.solawi-erleben.de