Wieslocher Kulturverein kritisiert Platz für Feuerwehr-Kunstwerk
Wo ist der richtige Platz für "St. Florian"? Das Kunstwerk soll in den Schillerpark. Der Bronner-Verein lehnt das ab und verweist auf den Denkmalschutz.

Von Timo Teufert
Wiesloch. Wiesloch soll ein neues Kunstwerk bekommen: Zum 160-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr soll im Schillerpark auf Initiative des Feuerwehr-Ehrenkommandanten Rainer Kircher "St. Florian 2.0" des Künstlers Pit Elsasser aufgestellt werden. Eigentlich sollten am Mittwochabend die Gemeinderäte im Ausschuss für Verwaltung, Kultur, Sport und Soziales grünes Licht für den Standort geben.
Doch weil zunächst denkmalschutzrechtliche Fragen geklärt werden müssen, wurde der Punkt vor der Sitzung von der Tagesordnung genommen. Schon im Vorfeld hatte der Kulturverein Johann Philipp Bronner Zweifel angemeldet, ob das Kunstwerk im Schillerpark aufgestellt werden dürfe.
"Das freiwillige, ehrenamtliche Engagement von Wieslocher Bürgerinnen und Bürgern für den Schutz und die Sicherheit aller soll zum 160-jährigen Jubiläum der Feuerwehr Wiesloch gewürdigt werden", heißt es in der Vorlage. Das Kunstwerk selbst wird über Spenden finanziert, die Stadt trägt anteilig 2500 Euro für die Aufstellung.
Es ist rund 4,50 Meter hoch und eine Neuinterpretation des Schutzheiligen der Feuerwehrleute: Auf einer Säule aus Standard-Betonrohren aus dem Tiefbau mit einem Meter Durchmesser, die laut Exposé des Künstlers mit "farbig-poppigen künstlerischen Illustrationen" aus dem Alltag der Feuerwehr bemalt werden sollen, befindet sich eine 2,10 Meter hohe St. Florians-Skulptur aus Edelstahl.
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"Die Darstellung erhält durch Applikationen an verschiedenen Stellen eine dreidimensionale Wirkung und visualisiert dadurch eine Bewegung der Figur", erläutert Elsasser in seinem Expose. Zwischen Figur und Säule soll zudem der Schriftzug "Unsere Freizeit für Eure Sicherheit" zu lesen sein.
Für die Aufstellung hatte die Stadt im Vorfeld verschiedene Standorte geprüft: Neben dem Pavillon im Gerbersruhpark würde es allerdings die Veranstaltungsfläche beeinträchtigen, ebenso im vorderen Bereich des Schillerparks. Außerdem wurden verschiedene andere Grünflächen ins Auge gefasst.
"Da das Kunstwerk sehr viel Raum benötigt, freistehen muss und auch eine entsprechende Höhe aufweist, bieten kleinere Grünflächen keine Möglichkeit", heißt es von der Verwaltung. In Abstimmung mit allen Beteiligten schlage die Verwaltung deshalb die Fläche zwischen den Bäumen im Schillerpark als geeigneten Aufstellungsort vor.
Kritik am vorausgewählten Standort für das Kunstwerk äußert Karin Hirn, die Vorsitzende des Kulturvereins Johann Philipp Bronner: "Von mir aus kann es ein Denkmal für die Feuerwehr geben, aber nicht auf dem alten Friedhof." Der Schillerpark sei früher Friedhof gewesen und gelte als Kulturdenkmal.
Zwischen 2010 und 2011 hat der Bronner-Verein die noch vorhandenen Grabsteine und die zwei Kriegerdenkmale des "Alten Friedhofs" saniert. Daher wisse man, dass die Gebeine vieler der dort Bestatteten sich noch vor Ort befinden. Trotz der modernen Nutzung als Parkanlage und temporärem "grünen" Schulhof der Schillerschule handele es sich nach wie vor noch um einen Begräbnisplatz.
Die Nutzungsansprüche der modernen Bürgergesellschaft würden aber immer höher; die Fläche des Kulturdenkmals wurde zusätzlich über die Jahrzehnte fortwährend verkleinert. "Deshalb sind wir der Meinung, dass dieses Kulturdenkmal besonderer Rücksichtnahme und besonderen Schutzes durch die Verwaltung bedarf", so Hirn.
Statt die Aufstellung "im Schnellverfahren" in einer einzigen Ausschusssitzung zu beschließen, hätte sie sich vorab eine Bürgerinformation und eine Klärung des Denkmalschutzes gewünscht. "Doch davon war keine Rede." Deshalb habe der Verein sich an Gemeinderäte und Verwaltung gewandt und Beschwerde gegen die Planung eingelegt.
Wenn es nach der studierten Kunsthistorikerin geht, dürfte das Kunstwerk nicht im Schillerpark aufgestellt werden. Ihrer Ansicht nach würde der Schillerpark dadurch den Charakter eines Denkmals verlieren: "Durch die Aufstellung dieser auf rund 4,50 Meter hohen, überdimensionierten, am Sockel grellbunt bemalten Plastik wird dem Betrachter der Eindruck suggeriert, sich in einem Freizeitpark zu befinden. Die originalen Denkmale und deren kulturhistorische Bedeutung werden in den Hintergrund gedrängt."
Hirn und der Bronner-Verein kritisieren außerdem die Widmung der Plastik als "Heldendenkmal": "Der Betrachter muss als gewollt psychologische Manipulation zu St. Florian, dem Helden, weit hinaufsehen. Im Sockelbereich werden seine Heldentaten comicmäßig und reißerisch dargestellt. Dies entspricht kunsthistorisch eindeutig dem seit Jahrhunderten üblichen Aufbau eines Heldendenkmals."
Es verstoße gegen den Grundsatz eines Friedhofs, in dem alle Menschen im Tode gleich sein sollen. "Auch gilt zu bedenken, dass das Kulturdenkmal in der Nazi-Zeit als Aufmarschort gedient hat. Besonders der Brunnen von Emil Sutor musste von faschistischer Widmung gereinigt werden. Ein weiteres Heldendenkmal, wenn auch modern ,2.0’, ist da wirklich zu viel", findet Hirn.
Die "reißerische Aufmachung" des Denkmals betrachtet der Verein als pietätlos: "Es stört den Respekt vor den Toten." Sie provoziere unnötig zu weiteren Sprayattacken und Graffiti und somit zu möglichen Sachbeschädigungen am ganzen Kulturdenkmal. Der innerstädtische Naturraum werden zudem durch weitere unnötige Betonversiegelung durch das Fundament gestört. "Bei der Grabung des Fundaments können erneut Skelettteile der Bestatteten freigelegt werden", warnt Hirn.
Da für die Monumentalität der Plastik nirgends ein passender Standort gefunden werden konnte, sei die Schilleranlage nur eine Notlösung, so Hirn. "Nicht der Platz suchte ein Denkmal, das zu ihm sinngebend passt, sondern eine Plastik suchte eben irgendeinen Standort, um aufgestellt werden zu können", ärgert sich die Vorsitzende des Kulturvereins.
Sie schlägt deshalb als Alternativstandort den "Leimbachtal-Park" am Bahnhof vor: "Dort wäre genügend Raum, die Plastik aufzustellen und dies vielleicht temporär bis zum kommenden Neubau des Wieslocher Feuerwehrhauses."
Das Landesamt für Denkmalpflege bestätigt auf RNZ-Nachfrage: "Der Schillerpark ist ein Kulturdenkmal nach Paragraf 2 Denkmalschutzgesetz Baden-Württemberg." Es handele sich um den ehemaligen Friedhof, auf dem noch Grabmäler und ein Gefallenendenkmal stehen. "Die Aufstellung einer Figur dort bedarf einer denkmalrechtlichen Genehmigung." Man stehe dazu derzeit im Austausch mit der Stadt Wiesloch. "Ein offizieller Antrag liegt noch nicht vor", so das Landesamt.