Plus Stadt ignoriert Warnungen

Wut und Frust in Rohrbach über Verkehrschaos (plus Fotogalerie)

Es kam schlimmer als befürchtet. Der Kinderbeauftragte tritt aus Protest zurück: "Da hätte ein Kind totgefahren werden können."

18.03.2023 UPDATE: 18.03.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden
Autos, Busse und Lastwagen quälten sich am Freitag in Rohrbach mitten durchs Wohngebiet – auch hier in der Erbprinzenstraße. Zeitweise kam der Verkehr zum Erliegen. Foto: Daniel Kubirski

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Seit Jahren ist Knud Jahnke Kinderbeauftragter in Rohrbach und setzt sich für die Verkehrssicherheit von Fußgängern und Radlern ein. Nun findet er drastische Worte: "Wer diese Baustellenumleitung zu verantworten hat, gehört fristlos entlassen und sollte nie wieder für die Verkehrssicherheit von Menschen verantwortlich sein. Nie wieder."

Die Wut und der Frust darüber, was sich am Freitag im Rohrbacher Ortskern abspielte, sitzt so tief, dass Jahnke am Donnerstag in der Bürgerfragestunde des Gemeinderats – oder bereits vorher per Mail – öffentlich zurücktreten möchte.

Wegen Gleisarbeiten am Rohrbach Markt ist die Karlsruher Straße dort seit Freitag gesperrt. Schon als die RNV ihre Umleitungsstrecken für den Busersatzverkehr ankündigte, befürchtete Jahnke Schlimmes. Bereits am 1. März protestierte der Kinderbeauftragte "aufs Schärfste", sollte der Autoverkehr wie die Busse über die Straßen Kolbenzeil, Fabrikstraße und Sickingenstraße geführt werden.

Der Knoten sei schon ohne Baustelle manchmal für Radler kaum passierbar. Die Umleitungsstrecke durchschneide auch den Fußweg zur Internationalen Gesamtschule. An der Trasse gebe es zudem zwei Kindergärten.

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Zwei Wochen lang rührte sich die Stadt nicht. Bis Jahnke auch Oberbürgermeister Eckart Würzner und Bürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain anschrieb. Einen Tag, bevor die Arbeiten begannen, meldete sich Bärbel Sauer, Leiterin des Amts für Mobilität, abends um 19 Uhr: Leider müsse neben einer überörtlichen Umfahrung auch eine Umleitung durch Rohrbach eingerichtet werden.

Da es sich um eine Tempo-30-Zone handele, sei keine außerordentliche Gefährdung gegeben. Stadt und Verkehrspolizei würden die Situation beobachten. Wegen Personalmangels im Amt könne der Beantwortung von Bürgeranfragen keine oberste Priorität eingeräumt werden, daher die verspätete Antwort.

Sauer irrte sich. Es kam schlimmer als von Jahnke befürchtet. Besonders entsetzt war er von der Situation vor der Eichendorff-Grundschule. Als er seinen Sohn morgens zur Schule brachte, musste er dort Schülerlotse spielen und in der Rathausstraße eigenhändig den Verkehr regeln. Anders hätten die Kinder die Straße nicht überqueren können. Ein Gelenkbus fuhr sich fest. Passanten halfen, die Poller zu entfernen, damit er um die Kurve kommt.

Autos, die im von der RNV ausgeschilderten Halteverbotsbereich parkten, wurden nicht etwa wegen Verkehrsgefährdung abgeschleppt, sondern lediglich verwarnt. Andernorts mussten Busse auf Gehwege ausweichen. Er selbst wurde auf dem Rad in 50 Zentimeter Entfernung von einem Lkw überholt. Und Jahnke dokumentierte vieles mit der Handy-Kamera.

Die Situation in Rohrbach war in den Augen von Jahnke brandgefährlich: "Da hätte ein Kind totgefahren werden können." Barbara Pfeiffer, ebenfalls Kinderbeauftragte in Rohrbach, versucht indessen zu beschwichtigen. "Wir müssen gemeinsam mit dem Amt für Mobilität schauen, dass wir die Situation in den Griff kriegen." Ja, die Rathausstraße sei zur Zeit gefährlich. Daher empfehle sie den Eltern dringend, dass sie ihre Kinder nicht allein in die Schule gehen lassen.

Am Freitagnachmittag hat auch das Amt für Mobilität mit einer Pressemitteilung reagiert. Falschparker würden verwarnt, verkehrsgefährdend geparkte Fahrzeuge abgeschleppt. "Dies war notwendig, da sich die Autofahrenden nicht an die ausgeschilderte Umleitung gehalten haben und die Strecke trotzdem ,auf gut Glück’ bis zur Parkstraße und Max-Joseph-Straße befahren haben. Aufgrund dessen ist der Verkehr phasenweise zum Erliegen gekommen."

Die Stadt warnt, dass die Stadtmitte von Süden nicht über die B3 und Karlsruher Straße erreichbar ist. Der überörtliche Verkehr werde über B535 und Speyerer Straße umgeleitet. Der Innerörtliche müsse die Beschilderung beachten. "Zu unserem Bedauern war die Situation zum Start der Bauarbeiten nicht optimal", entschuldigt sich Sauer. Die Zufahrt zur Baustelle auf Höhe der Ortenauer Straße sei nun nur noch für Anlieger freigegeben. Die Arbeiten dauern bis 2. April.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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