Beim Mathaisemarkt ist noch viel Luft nach oben
Die Diskussionsrunde der Initiative Schriesheimer Bürger zog eine erste Bilanz: Kritik gab es am Krammarkt, der Lautstärke beim Umzug und dem Festzelt.

Von Micha Hörnle
Schriesheim. Da war die Initiative Schriesheimer Bürger (ISB) mal wieder besonders fix: Der Mathaisemarkt war gerade mal zwei Tage zu Ende, da lud sie auch schon zur Diskussion ein: Ein gutes Dutzend Gäste waren in die Weinstube Hauser gekommen – und zogen eine durchaus gemischte Bilanz des Festes in seiner bisherigen Form.
> Der Zeitpunkt: Nach dem Stadtfest, dem Überraschungserfolg des letzten Jahres, gibt es durchaus Stimmen, wie die von Hilmar Frey, den Mathaisemarkt zu splitten (einmal Anfang März, einmal im Sommer). Doch die Debatte war nur kurz: "Der Termin muss beibehalten werden. Sonst haben wir ganz Schriese gegen uns", so Oskar Frieß.
> Der Krammarkt: Hier sahen alle deutliche Defizite, weil es viel weniger Stände gab als sonst, vor allem die Friedrichstraße war "zu leer". "Dieses Jahr war es ein Trauerspiel", meinte Bianca Sommerfeld. Und Karl Heinz Eckardt fragte sich, wozu man heutzutage noch Buden mit solchen Waren braucht. Oskar Frieß glaubt eher, dass sich der Krammarkt wieder erholt. Miriam Grüber hingegen fand die Warenauswahl nicht so attraktiv und forderte ein höherwertiges Sortiment, vielleicht auch mit regionalen Produkten: "Das sollte man sich vom Eberbacher Kuckucksmarkt abschauen."
Doch dann kam ein ganz neuer Vorschlag, ein Mittelaltermarkt: "Das sollte man prüfen", fand Frey, "wir haben doch die Tradition: die Strahlenburg und die Raubritter." Eventuell könnte man das mit einem Umzug oder Ritterspielen kombinieren. Eine denkbare zweite Attraktion wären auch die Marktschreier, die es früher schon mal gab.
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> Der Umzug: "Gut, aber mit Schwächen", fasste es Sommerfeld zusammen. Frieß monierte die zu laute Musik bei einigen Wagen: "Das grenzte an Körperverletzung. Musik gehört zum Umzug dazu, aber nicht so." Schön wären noch ein paar mehr Fanfarenzüge, aber die gebe es ja kaum noch. Frieß würde sogar für eine Musikkapelle spenden, die dann vor seinem Haus spielt. Bernd Doll mahnte zur Gelassenheit: "Der Umzug ist doch nur einmal im Jahr. Man sollte so großzügig sein, den ertragen zu können."
Frey machte den Vorschlag, die Wagen so zu kombinieren, dass nicht die lautesten – da wurden die Raubritter, die Landjugend, die Sportschützen und der "Push"-Verein genannt – direkt hintereinander fahren, um sich keinen "Überbietungswettbewerb" in Sachen Lautstärke zu liefern. Außerdem, so regte Frey an, sollte es bei jeder Zugnummer einen Verantwortlichen geben, der sich der Beschwerden oder Anweisungen annimmt. Bei aller Kritik gab es auch Lob, wie das von Kurt Hartmann: "Das war ein richtig guter Umzug mit wenigen Lücken, da habe ich schon wesentlich schlechtere gesehen."
> Die Parksituation: Eckardt beklagte sich, dass die ganze Hans-Pfitzner-Straße von Autos zugestellt war. Liselore Breitenreicher fiel hingegen auf, dass "extrem viel abgeschleppt" wurde. Grüber machte den Vorschlag, wieder Felder anzumieten, auf denen man parken könne.
> Der Lauf: Da gab es nichts zu meckern: "Wieder gut gelungen" – auch dank des neuen Hauptsponsors BWT.
> Die Krönung: Hier gab es deutliche Kritik: "Die Musik war zu laut, man bekam von der Zeremonie nichts mit, die ist total untergegangen. Da fehlt das Feierliche", so Breitenreicher. Grüber saß in der Mitte des Festzelts: "Da habe ich nichts verstanden. Die Leute sind zu laut." Überhaupt die Technik: Der Ton war zu leise, die Leinwand in der Festzeltmitte blieb schwarz. Die Moderation von Lisa Menges und Sofie Koch war zwar gut, ging aber in der allgemeinen Unruhe doch etwas unter.
Und so machte Breitenreicher den Vorschlag, vielleicht doch wieder in den Zehntkeller zurückzukehren. Was sie noch vermisste: "Eigentlich habe ich eine Schaltung oder wenigstens einen Einspieler mit Bülent Ceylan erwartet." Schließlich ist der doch mittlerweile das Gesicht des Schriesheimer Weins.
> Die Mittelstandskundgebung: Hubert Aiwanger "kann Festzelt", war man sich einig. Doch Doll fand: "Die Promis kommen nicht mehr." Da könnte der BdS etwas zugkräftigere Namen suchen – vielleicht den Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer oder das CDU-Urgestein Wolfgang Bosbach, der im August 2021 den Zehntkeller begeistert hatte. Aber ansonsten Bestandsschutz: "Die Mittelstandskundgebung ist unumstritten", bilanzierte Sommerfeld.
> Die Mallorca-Party: Es war wohl nicht so voll, wie Festzeltwirtin Ilona Böhm gehofft hatte: Statt der 2500 Besucher seien es "maximal 1200" gewesen, die meisten im Alter von 14 bis 17 Jahren, so Frey. "Negative Begleiterscheinungen hat es keine gegeben" – weder wegen des umstrittenen Party-Hits "Layla" noch wegen Alkohol-Exzesse. "Das war der einzige Abend für die Jugend", fand Grüber. Sonst seien am Wochenende alle unter 18 Jahren "aus dem Festzelt rausgeschmissen" worden. Und viele, die rausgingen, kamen nicht mehr rein.
> Das Festzelt: Hier gab es viele Klagen. "Mangelhafte Organisation und lieblose Gestaltung. Das wurde nicht gut gehandelt", fand Doll. Und vor allem: Es war viel zu kalt. Das Catering von Karl Forschner kam zwar gut an, aber beim Service lief nicht alles rund: Man musste lange anstehen.
Und da stand auch schon die Frage nach der Zukunft des Zelts im Raum: "Ich gehe nur noch zur Krönung rein", sagte Grüber. Eckardt würde "das Festzelt nicht fehlen", da wären mehrere Imbiss- und Winzerstände das attraktivere Angebot. Das ist aber unrealistisch, weil es an Personal mangelt, so Hartmann. Könnten die Vereine nicht das Zelt übernehmen, wie Frey anregte?
Breitenreicher ist skeptisch: "Die müssten das Zelt und das finanzielle Risiko stemmen. Man kriegt keinen Verein, der zehn Tage lang das Zelt betreiben soll." Sie erinnerte daran, dass man froh sein müsse, dass Böhm überhaupt parat steht. Der Konsens: Ohne Zelt geht es in dieser Jahreszeit nicht.
> Gewerbezelt: Das war nicht so voll wie sonst, doch "der Gastrobereich war das schönere Festzelt" (Grüber). Hartmann fand, dass sich der Stand für die Aussteller nicht rechnet – was wiederum die Frage aufwirft, ob eine Leistungsschau noch zeitgemäß ist. Vielleicht wäre hier der Platz für die Vereine und die Winzer. Zumindest sollte man den Bewirtungsbereich vergrößern.
> Der Rummel: Hier gab es keine Klagen. Die RNZ-Riesenrad-Weinprobe sei eine "echte Institution" – und gut sei es, fand Grüber, dass man die Karten jetzt in Schriesheim kaufen kann.
> Die Weinprämierung: Auch hier nur Lob. "Das war ein Abend für die Vereine" – wie es ihn früher mal im Festzelt gab.
> Die Festbeflaggung: Allgemein sehr dürftig. Das Rathaus könnte mal wieder Fahnen zum Verkauf anbieten, fand man.
> Das Feuerwerk: "Lärm, Kosten, Feinstaub: Das ist nicht mehr zeitgemäß. Das lockt doch keinen mehr auf die Gass’", fand Frey. Sein Vorschlag: "Darauf verzichten und das Geld ins Gewerbezelt stecken." Und auch das ausgebliebene Finale irritierte: "Das sah aus wir abgebrochen."




