2023 gibt es drei verkaufsoffene Sonntage
"Nur dieses eine Jahr": Die Forderung des Handels wurde erfüllt.

Von Olivia Kaiser
Mannheim. In Mannheim gibt es in diesem Jahr drei verkaufsoffene Sonntage. Neben dem traditionellen Termin im Oktober kommen ein Sonntag im April zur Eröffnung der Bundesgartenschau (Buga) und ein Sonntag im Juli zur Mannheim Music Week hinzu. Damit folgt der Gemeinderat einer Forderung des Handels, die Entscheidung war allerdings knapp.
Der Einzelhandel hat einen schweren Stand: Die Pandemie und die damit verbundenen Ladenschließungen führten zu erheblichen Einbußen und einem veränderten Kaufverhalten hin zum Online-Handel. Momentan ist es die Kaufzurückhaltung durch Ukrainekrieg und Inflation, die weniger Geld in die Kassen spült. Die Menschen hätten sich vom Einkaufserlebnis in der Stadt "entwöhnt", so Oberbürgermeister Peter Kurz.
Dies sei kein Problem, das Mannheim allein betreffe. Trotzdem gelte es, die Menschen durch besondere Veranstaltungen wieder zurück in die Innenstädte zu locken.
Ein verkaufsoffener Sonntag muss mit einem Ereignis verknüpft sein, dessen Anziehungskraft größer ist als die Ladenöffnungen. Das ist dieses Jahr mit der Bundesgartenschau gegeben. Daher lautete der Vorschlag der Verwaltung, unter dem Motto "Mannheim blüht auf" zum Buga-Eröffnungswochenende am Sonntag, 16. April, die Geschäfte öffnen.
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Zudem soll die Aktion "Tüten und Töne" zur Mannheim Music Week unter dem Motto "In Mannheim spielt die Musik" am 16. Juli auf den Sonntag ausgedehnt werden. Hinzu kommt der etablierte Termin im Oktober, der sogenannte Mantel-Sonntag, der diesmal unter dem Motto "Mannheim genießt" am 1. Oktober stattfinden soll. An allen drei Sonntagen wären dann die Geschäfte von 13 bis 18 Uhr geöffnet.
Die Mannheimer Liste (ML) und die Fraktionsgemeinschaft FDP/Mittelstand für Mannheim (MfM) sprachen sich dafür aus: "Wir müssen die Menschen motivieren, wieder in die Innenstadt zu kommen", erklärte Birgit Reinemund (FDP). Die drei Termine gelten aber "ausdrücklich nur dieses Jahr." Das betonte auch Holger Schmid (ML).
Bei der SPD war die Meinung geteilt. Seine Fraktion sehe die Nöte der Gewerbetreibenden, so Fraktionssprecher Thorsten Riehle. Leider sei ein Kompromissvorschlag mit zwei Terminen bei Handel und Gewerkschaften nicht auf Zustimmung gestoßen. Nicht jedes Fraktionsmitglied werde bei drei verkaufsoffenen Sonntagen mitziehen, daher gebe es keine geschlossene Abstimmung.
Die Fraktionsgemeinschaft aus Linke, Die Partei und Tierschutzpartei (Lipartie) war dagegen geschlossen gegen mehr verkaufsoffene Sonntage. "Wir denken an die Mehrbelastung für die Beschäftigten", erklärte Fraktionssprecher Dennis Ulas (Linke). "Außerdem glauben wir nicht, dass solche Aktionen den Handel retten können." Das eigentliche Problem sei, dass die Leute "einfach weniger Geld in der Tasche haben".
Als christliche Partei habe man sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, so Claudius Kranz (CDU). "Aber wir stimmen diesmal zu." Er gab zu bedenken, dass nicht die gleichen Beschäftigten an den drei Sonntagen arbeiten müssten. "Die Mehrbelastung ist nicht immer gegeben, zumal es dann einen freien Tag unter der Woche gibt." Mehr Menschen in die Geschäfte zu locken, erhalte ja auch die Arbeitsplätze.
Die Grünen beantragten eine gesonderte Abstimmung für jeden Termin, da man den verkaufsoffenen Sonntag im Oktober unterstütze, die anderen jedoch nicht, so Stefanie Heß. "Wir sehen die Notwendigkeit der Attraktivitätssteigerung, aber das sind nicht verkaufsoffene Sonntage." Ob zur Buga-Eröffnung die Menschen tatsächlich in die City strömen, bezweifelte sie. "Was tun wir eigentlich generell, um die Buga-Gäste in die Innenstadt zu bringen? Ein Event-Wochenende wird da nicht ausreichen."
Knapp fiel dann auch die Abstimmung für April und Juli aus: Für den Buga-Termin gab es 23 Ja- und 17 Nein-Stimmen, für den Sonntag im Juli war es eine hauchdünne Mehrheit von 21 Ja- und 19 Nein-Stimmen. Breite Zustimmung gab es für den verkaufsoffenen Sonntag am 1. Oktober.




