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Heidelberg will Europäische Kulturhauptstadt werden – Spuhler wird "Bewerbungsbotschafter" (Update)

Der ehemalige Theater-Intendant Peter Spuhler wurde als Beauftragter für die Bewerbung vorgestellt. Ein Zwischenziel könnte 2028 gemeinsam mit Montpellier erreicht werden. Wer war in die Entscheidung eingebunden?

13.03.2023 UPDATE: 14.03.2023 19:45 Uhr 2 Minuten, 44 Sekunden
Gemeinsam Richtung Kulturhauptstadt (v.l.): Peter Spuhler, OB Eckart Würzner und Kulturamtsleiterin Andrea Edel. Foto: Udo Lahm

Von Philipp Neumayr

Heidelberg. Die Stadt will sich um den Titel "Kulturhauptstadt Europas" bewerben. Im Rahmen einer Pressekonferenz der Stadt stellte Oberbürgermeister Eckart Würzner am Montag in Patrick-Henry-Village Peter Spuhler als Beauftragten für den Bewerbungsprozess vor. Spuhler, der von 2005 bis 2011 Intendant des Theaters und Philharmonischen Orchesters der Stadt war, besetzt dafür ab sofort eine eigene Stabsstelle im Dezernat Eckart Würzners.

Das Ziel, sich zu bewerben, habe der OB bereits bei seiner Rede zur Amtseinführung am 20. Dezember öffentlich benannt. Im ersten Quartal 2023 habe es dazu Gespräche mit den Fraktionsspitzen sowie Vorabsprachen in der Verwaltung gegeben. "Die Einstellung von Peter Spuhler als Beauftragter für die Bewerbung fiel unter die Organisationshoheit von Oberbürgermeister und Verwaltung", so ein Stadtsprecher. Spuhlers Bezahlung liege unterhalb der Grenzen, für die Gemeinderat oder Haupt- und Finanzausschuss zustimmen müssten. Die im OB-Dezernat angesiedelte Stabsstelle werde aus deren Personalmitteln finanziert. Zu den Kosten für den weiteren Bewerbungsprozess lägen aktuell noch keine Zahlen vor. Dazu werde es noch Vorlagen im Gemeinderat geben.

"Heidelberg verfügt über ein großes kreatives und innovatives Potenzial sowie eine Vielzahl von sehr engagierten kulturellen Akteuren. Zusammen mit der ganzen Stadtgesellschaft wollen wir uns auf den Weg zur europäischen Kulturhauptstadt machen", sagte Spuhler. Dafür werde er in den kommenden Wochen und Monaten mit vielen Menschen in der Stadt sprechen und um ihre Ideen und Vorstellungen bitten. "Wir starten mit einem weißen Blatt, und alle Interessierten sind eingeladen, gemeinsam das Bild unserer Bewerbung zu gestalten", so Spuhler.

Hintergrund

> "Kulturhauptstadt Europas" ist ein Titel, den die Europäische Union (EU) für jeweils ein Jahr an zwei Städte oder Regionen innerhalb der EU vergibt. Auf der Grundlage eines Rotationsverfahrens schlagen die Mitgliedstaaten der EU-Kommission, dem Rat, dem Europäischen

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> "Kulturhauptstadt Europas" ist ein Titel, den die Europäische Union (EU) für jeweils ein Jahr an zwei Städte oder Regionen innerhalb der EU vergibt. Auf der Grundlage eines Rotationsverfahrens schlagen die Mitgliedstaaten der EU-Kommission, dem Rat, dem Europäischen Parlament und dem Ausschuss der Regionen ihre Kandidaten vor – nach einem nationalen Auswahlverfahren und mindestens vier Jahre im Voraus. Basierend auf der Empfehlung der Kommission, der Stellungnahme des EU-Parlaments und dem Bericht einer unabhängigen Jury benennt der Rat dann die "Kulturhauptstadt Europas".

> Das Programm wurde 1985 auf Initiative der griechischen Kulturministerin Melina Mercouri ins Leben gerufen. Ziel ist es, die kulturelle Vielfalt in Europa, die Gemeinsamkeiten europäischer Kulturen und das Gefühl der gemeinsamen europäischen Zugehörigkeit zu fördern. Für jede Kulturhauptstadt sind 1,5 Millionen Euro aus dem europäischen Kulturförderprogramm "Kreatives Europa" vorgesehen. Aktualisiert wurde das Konzept zuletzt 2014 für den Zeitraum von 2020 bis 2033.

> Mit Chemnitz wird Deutschland 2025 zum insgesamt vierten Mal eine "Kulturhauptstadt Europas" stellen. Zuvor trugen drei Städte in der Bundesrepublik den Titel: Berlin (1988), Weimar (1999) und "Essen für das Ruhrgebiet" (2010). pne

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Das Jahr, in dem Heidelberg Kulturhauptstadt werden könnte, steht aktuell noch nicht fest. Bis 2033 hat das Europäische Parlament bereits für jedes Jahr zwei bis drei EU-Mitgliedsländer oder Beitrittskandidaten benannt, aus denen sich die Städte bewerben können. Deutschland wird 2025 durch die Stadt Chemnitz vertreten. Wann die Bundesrepublik ab 2034 dann wieder eine Kulturhauptstadt benennen darf, wird das EU-Parlament voraussichtlich in fünf Jahren entscheiden.

Ein mögliches Zwischenziel auf dem Weg zur Kulturhauptstadt könnte 2028 sein. Heidelbergs französische Partnerstadt Montpellier gehört für dieses Jahr zu den vier verbliebenen Bewerberinnen um den Titel Europäische Kulturhauptstadt. Sollte Montpellier mit seiner Bewerbung Erfolg haben, wolle man kulturelle Programmpunkte aus Heidelberg beisteuern, erklärte OB Würzner.

Spuhler sei die ideale Besetzung, wenn es darum gehe, Heidelberg auf die Bewerbung um den Kulturhauptstadt-Titel vorzubereiten, betonte Würzner. Man habe lange überlegt, wer für diese Aufgabe infrage komme und sich dann für ihn entschieden. "Wir brauchten eine Persönlichkeit, die sich im Kulturbereich bestens auskennt und vernetzt ist", so Würzner. Er sei "überglücklich", dass man in Spuhler diese Persönlichkeit gefunden habe.

Der 57-Jährige, der in Berlin geboren wurde, war nach seiner Zeit in Heidelberg zwischen 2011 und 2021 Generalintendant des Badischen Staatstheaters Karlsruhe. Seit einigen Monaten lebt er wieder in Heidelberg. "Es ist schön, wieder hier zu sein", sagte Spuhler. Als OB Würzner ihn gefragt habe, ob er die Aufgabe übernehmen wolle, sei er "begeistert und glücklich" gewesen.

Er wolle seine nationalen und internationalen Verbindungen in die Bewerbung mit einfließen lassen und auf der Begeisterungsfähigkeit der Heidelberger aufbauen, erklärte Spuhler. Er betonte zudem, dass man bei null anfange und es keinerlei Vorgaben für den Bewerbungsprozess gebe. Und er versprach, sich nicht nur auf die Hochkultur konzentrieren zu wollen, sondern mit Vereinen, Ehrenamtlichen und anderen Kulturschaffenden in den Dialog treten zu wollen.

Dass Spuhlers Stelle unmittelbar beim Dezernat des Oberbürgermeisters und nicht etwa beim Kulturamt angesiedelt ist, erklärte Würzner damit, dass die Arbeit für die Bewerbung um den Kulturhauptstadt-Titel themenübergreifend sein werde. Zudem sei die Finanzierung so auch einfacher. Welches Budget die Stelle Spuhlers umfasst, darüber wollte ein Stadtsprecher auf RNZ-Nachfrage am Montag keine Angaben machen. Das Geld werde je nach Projekten, die in Spuhlers Arbeit mit einfließen, aus verschiedenen Töpfen kommen, etwa dem Quartiersmanagement oder der Stadtentwicklung.

Einen konkreten Zeitplan für den Bewerbungsprozess gibt es noch nicht. Würzner sagte: "Ich würde mir wünschen, dass wir in einem Jahr so weit sind, dass wir die Vorsondierungen hinter uns haben." Sowohl der OB als auch Spuhler betonten, dass schon der Bewerbungsprozess als solcher eine große Chance für die Stadt sei – vor allem, was die Entwicklung der gesamten Stadt, aber auch der einzelnen Stadtteile betrifft. Die Bewerbung um den Kulturhauptstadt-Titel sei "ein Marathon, kein Sprint", sagte Spuhler. "Die Arbeit hat begonnen und geht jetzt los."

Update: Dienstag, 14. März 2023, 19.45 Uhr

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