Heidelberg/Mannheim

SPD fordert Ende der Hängepartie um Unikliniken-Fusion

Die Landtagsfraktion erhöht den Druck auf die Regierung in Stuttgart.

12.01.2023 UPDATE: 12.01.2023 06:00 Uhr 1 Minute, 51 Sekunden
Die SPD-Abgeordneten (l.) ließen sich von Klinikmitarbeitern ein hochmodernes CT-Gerät zur Diagnose von Herzerkrankungen zeigen. Foto: Gerold

Von Alexander Albrecht

Mannheim. Die SPD-Landtagsfraktion drängt beim geplanten Verbund der Universitätsklinika Mannheim und Heidelberg auf eine rasche Grundsatzentscheidung. Dazu haben die Genossen am Mittwoch anlässlich ihrer Klausurtagung in der Quadratestadt eine Resolution verabschiedet. Vor allem die drei grün-geführten Ministerien für Finanzen, Wissenschaft und Soziales ziehen den Zorn der SPD auf sich.

"Amateurhaft und zulasten der Patienten und Mitarbeiter streiten sie wie im Kindergarten miteinander", brummt Martin Rivoir, Fraktionssprecher für die Unikliniken, im Gespräch mit der RNZ. Ministerpräsident Winfried Kretschmann müsse nun endlich ein Machtwort sprechen, schließlich sei er es selbst gewesen, der vor zwei Jahren den Fusionsprozess selbst angeregt hatte.

Dass sich die Landesregierung im Frühjahr positioniert, wie es Wissenschaftsministerin Petra Olschowski Ende vergangenen Jahres versprochen hat, daran will Rivoir nicht so recht glauben. "Wir haben schon viele Ankündigungen gehört", so der Ulmer beim Besuch einer Gruppe von Parlamentariern in dem Mannheimer Krankenhaus.

Enttäuscht ob der Hängepartie ist Hans-Jürgen Hennes, der Geschäftsführer des Mannheimer Klinikums. Er schließt sich den Forderungen der SPD-Fraktion an. "Es muss zum Verbund kommen. Sowohl aus klinischer als auch wirtschaftlicher Sicht macht es Sinn, mit Heidelberg zusammenzugehen", sagt er. Beide Häuser könnten sich dadurch breiter aufstellen und eine bessere Versorgung von Patienten gerade bei hochkomplexen Erkrankungen gewährleisten.

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Jahr für Jahr schreibt das Krankenhaus tiefrote Zahlen in zweistelliger Millionenhöhe. Im Gegensatz zu den anderen Unikliniken im Land wird es von der Stadt getragen, die die Defizite ausgleichen muss. Das ist aus Sicht der SPD-Fraktion dem kommunalen Haushalt nicht länger zuzumuten. Die Uniklinik brauche eine gesicherte Finanzierung unter dem Dach des Landes.

Ähnlich scharf wie Rivoir kritisiert der Betriebsratsvorsitzende Ralf Heller die Landesregierung, die sich gegenüber den Beschäftigten "unverschämt und herablassend" verhalte. Besonders ärgert sich Heller über Sozialminister Manfred Lucha. "Er hat bis heute nicht auf unser Gesprächsangebot geantwortet." Der Konzernbetriebsratsvorsitzende Bernd Gräf geht sogar noch einen Schritt weiter. Er fürchtet, dass die Landesregierung Verbund oder Fusion "gar nicht will und deshalb herumeiert".

Immer wieder mit einem Zusammenschluss in Verbindung gebracht wird – vor allem von Grünen-Politikern – der Bau der "Neuen Mitte" im Universitätsklinikum. Dabei sind das zwei völlig verschiedene Projekte.

"Gestern", antwortet Hennes hintersinnig auf die Frage, wann die Bagger rollen könnten. Anders formuliert: Die Klinik steht längst in den Startlöchern und kann mit den vorbereitenden Maßnahmen sofort loslegen. Aber auch hier hat das Land, das die weitgehende Finanzierung des Projekts zugesagt hat, noch keinen Fahrplan vorgegeben. Bis dahin sind die Wege zwischen den Abteilungen in dem Gebäudewirrwarr lang und unübersichtlich.

Wie es anders gehen könnte, zeigt ein Blick in die Klinik für Urologie und Urochirurgie, eine Art digitales Reallabor. Dort können Patienten über ein Tablet am Krankenbett ihre Wünsche, zum Beispiel nach einem Glas Wasser, auf die Smartphones der Pflegekräfte senden. Im Notfall gibt es weiter die klassische Klingel. "Wir wollen dieses System in der ganzen ,Neuen Mitte’ einführen", so Hennes.

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