Mühlhausen erhält neues Feuerwehrhaus
Und Rettigheims Wehr einen Anbau am Bestandsgebäude. Der Gemeinderat befürwortete beide Konzepte. Es gab Lob für die Einsatzkräfte.

Von Sebastian Lerche
Mühlhausen. Zahlreiche Feuerwehrleute füllten den Saal des Mühlhausener Bürgerhauses, als der Gemeinderat sich mit fundamentalen Weichenstellungen für das Löschwesen der Gesamtgemeinde befasste. Ein neues Feuerwehrhaus für Mühlhausen soll im Gewerbegebiet "In den Rotwiesen" entstehen und das Rettigheimer Feuerwehrhaus soll einen Anbau erhalten: Das entschied man jeweils einstimmig.
Neben Bürgermeister Jens Spanberger äußerten sich Planer Eberhard Reiss, Kreisbrandmeister Udo Dentz und Alexander Krotz, Gesamtkommandant der drei Mühlhausener Wehren. Von vornherein ausgeschlossen wurde ein Zusammenlegen der Feuerwehrabteilungen. Das wäre im Fall von Tairnbach widersinnig, war man sich einig, da das dortige Feuerwehrhaus erst fünf Jahre alt ist und nach wie vor beste Voraussetzungen bietet. Mit Blick auf die verfügbaren Grundstücke wäre auch eine Zusammenlegung nur von Mühlhausens mit Rettigheims Wehr laut Architekt Reiss "nicht realistisch".
Hauptargument für drei Abteilungswehren war, dass es keinen einzelnen Standort auf der Gemarkung gibt, von dem aus die gesetzlich vorgeschriebenen Hilfsfristen eingehalten werden können. Binnen zehn Minuten am Einsatzort eintreffen, selbst wenn der am Ortsrand, auf der Bundesstraße, in Feld oder Wald ist: Das gelingt nach einhelliger Meinung am ehesten mit einem Feuerwehrhaus pro Ortsteil. Bürgermeister Spanberger verwies mit Nachdruck auf Gemeinderatsbeschlüsse zur – dreiteiligen – Struktur der Feuerwehr, die sich als verlässlich und effizient bewährt habe.
Kreisbrandmeister Dentz hob die Bedeutung möglichst kurzer Wege hervor, um die Hilfsfrist einzuhalten. Außerdem unterstrich er mit Verweis auf die vielfältigen Aufgaben die Bedeutung einer leistungsstarken, gut ausgerüsteten Truppe mit der passenden Unterkunft. Spanberger bekräftigte das mit Daten aus der Statistik: 124 Einsätze hatte die Gesamtwehr anno 2021, in diesem Jahr dürften es ähnlich viele sein, sagte er. Ohne die Unterstützung der Wehren seien viele Feste auch nicht möglich. Die Einsatzkräfte hielten sich mit Übungen und Fortbildungen auf dem Laufenden und leisteten eine gute Jugendarbeit, so der Bürgermeister – alles ehrenamtlich.
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"Eine adäquate Unterbringung" für Mühlhausener und Rettigheimer Feuerwehr sei daher das Ziel, betonte der Bürgermeister. "Beide Häuser sind in die Jahre gekommen und entsprechen in keiner Weise heutigen Anforderungen."
Die zu erfüllen, war Aufgabe zunächst von Architekt Eberhard Reiss, der sich 2019 an die Arbeit machte, aber von der Coronapandemie und der daher unsicheren Finanzlage ausgebremst wurde. Im April 2021 wurde eigens eine Arbeitsgruppe für die Feuerwehrhäuser gegründet, ab Herbst 2021 erstellte Reiss eine Machbarkeitsstudie. Rats- und Verwaltungsmitglieder stellten bei vielen Sitzungen und Vor-Ort-Begehungen zudem Überlegungen an.
Für Mühlhausens 70 bis 85 Feuerwehrangehörige – davon 40 bis 50 Aktive – ging es zunächst um das passende Grundstück. Laut Reiss galt es, Normen zur Mindestgröße des Gebäudes und auch der Freiflächen davor zu beachten. Parkplätze, Zu- und Ausfahrt, Übungsfläche sowie Außenlager benötigten praktisch ebenso viel Fläche wie der Neubau. Der muss Platz für Feuerwehrautos, Büro, Funkzentrale, Lager, Werkstätten, Technikraum sowie Toiletten, Duschen und Umkleiden nicht nur nach Geschlechtern getrennt, sondern auch weit weg von eventuell kontaminierter Schutzkleidung bieten. Drinnen werden zudem Schulungssaal, Besprechungszimmer, Ruheräume, Küche und Jugendraum geplant, eine Notstromversorgung wird überdies berücksichtigt.
Möglichst effiziente Abläufe bei Ankunft, Ausrücken und Wiederkehr müssen Eberhard Reiss zufolge gewährleistet werden, "das muss superschnell gehen". Andererseits wäre aus wirtschaftlichen Gründen sinnvoll, nicht unmittelbar einsatzrelevante Räume in ein zweites Geschoss zu packen. Platz für das Mühlhausener Rote Kreuz will man außerdem berücksichtigen.
Flächen am oder nahe beim alten Standort der Mühlhausener Wehr, Im Rauchleder, sind für Reiss nicht geeignet, "ich habe es mehrfach versucht". Naheliegend erschienen daher Flächen in Gemeindebesitz im Gewerbegebiet "In den Rotwiesen". Mehrere Flurstücke direkt nebeneinander in der Rotwiesen-Straße wurden untersucht. Auf der einen Seite sollte das Gebäude nicht zu dicht an eine Gartenbaufirma heranrücken, so der Planer. Auf der anderen Seite sollte das Eck-Grundstück frei bleiben: Dem Bürgermeister zufolge würde dort eine Firma gern expandieren und die Arbeitsplätze und die Gewerbesteuer würde man gerne behalten. Also werden das mittig gelegene und ein Teil des benachbarten Flurstücks aus der Vermarktung genommen, hier wird weiter geplant.
Rettigheims Wehr mit 73 Angehörigen, davon 52 Aktiven, kann mit einem Erweiterungsbau Richtung Schulhof in der Gartenstraße geholfen werden, in dem unter anderem nach Geschlechtern getrennte Sanitärräume und Umkleiden, Lager, Schulungs- und Jugendraum sowie Küche untergebracht werden. Fotovoltaik wäre sinnvoll und gesetzlich vorgeschrieben, so Eberhard Reiss: Dafür müsste aber das alte Eternit-Dach erneuert werden. Insgesamt kommt er hier damit auf Kosten von knapp 1,8 Millionen. Zuschüsse, die bis zu 350.000 Euro betragen könnten, will die Verwaltung zeitnah beantragen.
Beides, so Gesamtkommandant Krotz, "entspricht unseren Vorstellungen". Er stimme Reiss, was Standort des Mühlhausener und Platzbedarf des Rettigheimer Feuerwehrhauses angehe, voll zu und beides sei "zwingend notwendig".
Für Jochen Knopf (CDU) ging es hier um die Sicherung des Fortbestands der Wehr. Über ihre vielfältigen Aufgaben und Bedarfe wüssten die Feuerwehrangehörigen selbst am besten Bescheid, daher sei es richtig, sich eng mit ihnen abzustimmen. Alle drei Abteilungswehren leisteten "überragende Dienste" für die Menschen, so Ralf Kau (Grüne). Da schon viel Zeit vergangen sei, in der die Wehren unter alles andere als optimalen Bedingungen arbeiteten, müsste es nun zügig vorangehen.
Als Garant der Sicherheit der Menschen bezeichnete Bruno Sauer (Freie Wähler) die Wehr und meinte, der Rat sollte deren Empfehlungen folgen. Mit Sorge blickte er auf die finanzielle Lage und die vielen Aufgaben der Gemeinde: Man müsse verbindliche Prioritäten beschließen. Der Wert der Feuerwehr sei unstrittig, meinte Holger Schröder (SPD). Aber: "Es kommen hohe Ausgaben auf uns zu", mahnte er, und das zusätzlich zu den Schulen und anderen Pflichtaufgaben.