Kraichgau-Hospiz Sinsheim

Das neue Haus wird "kein Sterbehaus sein, sondern ein Lebenshaus"

Förderverein "Kraichgau-Hospiz an der Elsenz" informierte über soziales Großprojekt. Das Millionenprojekt soll Ende 2024 fertig sein.

05.12.2022 UPDATE: 05.12.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 31 Sekunden
Ende 2024 soll das Kraichgau-Hospiz an der Elsenz bezugsfertig sein. Vor Kurzem hat der dafür gegründete Förderverein im Martin-Luther-Haus der evangelischen Kirchengemeinde über das Projekt informiert. Foto: Alexander Becker

Von Alexander Becker

Sinsheim. Das Hospiz für Sinsheim und Umgebung kommt. Was sich genau hinter dem Sieben-Millionen-Euro-Projekt verbirgt, hat der Förderverein "Kraichgau-Hospiz an der Elsenz" kürzlich während einer Informationsveranstaltung im Martin-Luther-Haus der evangelischen Kirchengemeinde der Öffentlichkeit vorgestellt.

Gut 100 Interessierte waren gekommen, die von Vorstandssprecher Hans-Günter Hogg begrüßt wurden. Er führte in das Hospiz-Thema sowie die Grundidee hinter dem Bauprojekt in unmittelbarer Nähe der GRN-Klinik ein.

"Ein guter Tag heute für Sinsheim und die Region", betonte Oberbürgermeister Jörg Albrecht. Weiterhin lobte er vor allem "die Beharrlichkeit" des Fördervereins während der zurückliegenden Monate. Da der Rhein-Neckar-Kreis in den kommenden Jahren 130 Millionen Euro in ein neues Klinikum in Sinsheim investieren wird, war es möglich, einen Teil des angedachten Grundstücks für das Hospiz herauszulösen. Hierfür dankte Albrecht insbesondere Landrat Stefan Dallinger, aber auch den Hector-Stiftungen, die das Projekt trotz gestiegener Kosten finanzieren. Weiterhin verteilte er Vorschusslorbeeren an das Architekturbüro O2R, das die Planung des Projektes übernommen hat.

"Du hast schon vor über 20 Jahren die Vision gehabt, dass Sinsheim ein Hospiz braucht, und hast dich durch viele Rückschläge nie entmutigen lassen", verwies dann Dr. Bärbel Kuhnert-Frey auf die Vorsitzende des Vereins und Ideengeberin Gertrud Schreiter. Anschließend stellte Kuhnert-Frey Palliativ- und Hospizversorgung gegenüber, die beide unheilbar Kranke und die Verbesserung der Lebensqualität in der restlichen Lebensphase im Fokus haben. "Die Familien werden bei der Palliativversorgung immer einbezogen", betonte die Ärztin im Ruhestand. Dabei sei die Palliativversorgung dem Aufenthalt im Hospiz vorangestellt, das heißt, die Patienten wechselten nach Möglichkeit von dort ins Hospiz. Daher freute sich Kuhnert-Frey darüber, dass sie durch das Kraichgau-Hospiz in ihrem Tätigkeitsfeld künftig wohl noch bessere Arbeitsbedingungen vorfinden werde.

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"Dieses Haus wird kein Sterbehaus sein, sondern ein Lebenshaus", bekräftigte Schreiter, der zufolge es für hospizlich Tätige keine Sterbenden, sondern nur Lebende gibt: "Die Menschen, die zu uns kommen, werden ihren letzten Lebensweg antreten. Und auf dieser Strecke möchten wir sie gerne begleiten und beschützen." Nötig geworden sei dies auch aufgrund der im Vergleich zu früher veränderten Familienstrukturen. Insbesondere Frauen seien mittlerweile häufig berufstätig und weniger zu Hause. Dadurch sei das Sterben immer mehr aus der Gesellschaft verschwunden und werde mittlerweile mehr und mehr "Professionellen" überlassen. Durch das Hospiz solle dieser Prozess zumindest ein Stück weit umgekehrt werden.

Helfen soll dabei auch das Gebäude an sich, auf dessen Details Architekt Martin Oszter einging. "Wir wollten, dass es keinen Krankenhauscharakter kriegt", betonte er und schloss damit auch den ihn begleitenden Kollegen Lothar Bauer von UP, Urbane Projekte, mit ein. "Von der Optik wollten wir ein Gebäude schaffen, das durch die großen Balkone vielleicht ein Stück weit an Urlaub erinnert. Man kann von jedem Zimmer das Bett auf den Balkon schieben", konkretisierte der Architekt. Demnach sollen sich im Obergeschoss acht Gästezimmer befinden, die deutlich größer sein werden als in einem Pflegeheim.

Das Gebäude werde dem KfW 40-Standard entsprechen, also energieeffizient sein, und über eine Fotovoltaik-Anlage verfügen, sagte Oszter. Ferner sei eine Kooperation mit der Bürger-Energie-Genossenschaft Kraichgau geplant. Das Hospiz werde laut Architekt eine Nutzfläche von 1250 Quadratmetern auf einem gut 3000 Quadratmeter großen Grundstück haben. Es soll voraussichtlich Ende 2024 bezugsfertig sein. Der Bauantrag sei im November eingereicht worden, Anfang 2023 soll der Rhein-Neckar-Kreis das Grundstück kaufen. Wenn alles klappt, könnte Mitte 2023 mit dem Bau begonnen werden.

Für den Förderverein bleibt bis dahin sowie darüber hinaus immer noch jede Menge zu tun. Dazu gehört auch, dass eine unter anderem von seinen Vorstandsmitgliedern geführte gGmbH die Einrichtung betreiben wird. "95 Prozent der Kosten eines Hospizplatzes trägt die Kranken- oder Pflegeversicherung, aber fünf Prozent müssen immer wieder eingeworben werden", verwies Schatzmeisterin Birgit Nadolny-Kammer auf eine der künftigen Aufgaben des Fördervereins.

Info: Spenden sind möglich bei der Volksbank Kraichgau, IBAN DE61672922000044553007 oder Sparkasse Kraichgau, IBAN DE57663500360007128201. Auch die Spendenplattform "betterplace" unter shorturl.at/aswO6 kann genutzt werden. Neue Mitglieder sind ebenfalls willkommen. Weitere Informationen auf der Internetseite www.kraichgau-hospiz.de.

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