Sinsheim

Nun kann das Hospiz gebaut werden

Die Hector-Stiftung fördert den Grundstückskauf, Bau und Erstausstattung mit 5,5 Millionen Euro. Die Fertigstellung soll bis 2024/25 neben der Klinik erfolgen.

29.04.2022 UPDATE: 30.04.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 34 Sekunden
Das Hospiz bietet laut Plan Platz für acht Gäste, die dort den letzten Abschnitt ihres Lebens würdevoll verbringen sollen. Jedes Zimmer hat einen Zugang zum umlaufenden Balkon, sodass Betten ins Freie geschoben werden können. Animation: Architekturbüro O2R

Von Christian Beck

Sinsheim. Das Hospiz ist in greifbare Nähe gerückt: Die Hans-Werner und Josephine Hector-Stiftung hat zugesichert, den Kauf des Grundstücks, den Bau und die Erstausstattung zu finanzieren. Dabei geht es um eine Förderzusage in Höhe von rund 5,5 Millionen Euro. Das mit acht Plätzen ausgestattete Hospiz soll neben dem Krankenhaus gebaut werden, im Jahr 2024/25 ist es voraussichtlich fertig. "Das ist ein Glücksfall", sagt Birgit Michel, Vorstandsmitglied des Fördervereins Kraichgau-Hospiz.

Seit vielen Jahren verfolgt Gertrud Schreiter, Vorsitzende des Hospizvereins, das Ziel, dass in Sinsheim ein Hospiz entsteht. Denn Kranke können hier gut und vielfältig versorgt werden. In den letzten Wochen des Lebens, wenn also medizinische Hilfe keine Aussicht mehr auf Heilung bietet und Menschen ein würdevoller Abschied ermöglicht werden soll, müssen sie jedoch weg aus ihrer Heimat. Denn die nächsten Hospize sind in Wiesloch oder Heilbronn.

Die Pläne für ein Hospiz in Sinsheim waren schon recht konkret, doch das Geld war nicht vorhanden. Dies bietet nun die in Weinheim ansässige Stiftung des SAP-Mitbegründers. "Wir unterstützen dieses Projekt sehr gerne: Der Bedarf ist da, die regionale Nähe zu unserer Stiftung auch", erklärt der Vorstand der Stiftung, Horst-Bodo Schauer. Zudem hält er die Rahmenbedingungen für gut, da die Verantwortlichen des Fördervereins engagiert und sachkundig sind.

Das Gebäude ist auf dem Gelände der alten Schwesterwohnheime geplant, nördlich vom Krankenhaus gelegen. Die Nähe zur Klinik soll Synergien ermöglichen, beispielsweise bei der Infrastruktur. Pläne für das Gebäude hat Architekt Martin Oszter entworfen, "Urbane Projekte" soll es umsetzen. Demnach verfügt das Hospiz über zwei Vollgeschosse. Das untere fügt sich in den Hang ein und wird Funktionsräume beherbergen, darunter auch Büros und einen Schulungsraum, in dem der Hospizverein Sterbebegleiter ausbilden kann.

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Das Geschoss darüber bietet Raum für acht Personen – in einem Hospiz wird von Gästen gesprochen. Alle Zimmer verfügen über einen Zugang zu einem umlaufenden Balkon, sodass auch das Bett ins Freie geschoben werden kann. Darüber hinaus sind Gemeinschaftsräume vorgesehen. Animationen zeigen farbig gestrichene Räume, eine Sitzgruppe und Teppiche. "Da soll keine Krankenhaus-Atmosphäre herrschen, es soll wohnlich sein", betont Hans-Günter Hogg, Vorstandssprecher des Fördervereins. Ein Dachgarten mit einem Raum der Stille, eine nach hinten ausgerichtete Terrasse sowie viel Grün mit altem Baumbestand in der unmittelbaren Umgebung runde den Komplex ab.

Durchschnittlich verbringen Bewohner zehn Tage in einem Hospiz, bis sie sterben. Teilweise können es aber auch Monate sein. Doch ganz egal, wie viel Zeit sie dort verbringen: Sie soll möglichst schön verbracht werden können. Deshalb wurden die Zimmer auch so groß konzipiert, dass ein zweites Bett darin Platz hat, wenn ein Angehöriger vor Ort sein möchte. "Es geht nicht nur um ein schönes Gebäude. Es geht um die Menschen", betont Schauer. Vor diesem Hintergrund haben Vertreter der Stiftung und des Fördervereins sich gemeinsam in anderen Hospizen informiert, was sinnvoll ist. Es gehe nicht nur darum, den Scheck zu überreichen – etwas, dass der Förderverein sehr schätzt, berichtet Michel.

Neben Ehrenamtlichen sind zusammengerechnet 18 Vollzeitstellen dort vorgesehen, einige Mitarbeiter werden in Teilzeit tätig sein. Pflegekräfte werden momentan händeringend gesucht. Doch Michel macht sich keine Sorgen, die Mitarbeiter zu finden. Denn Stellen im Hospiz gelten als attraktiv, da sich Pflegekräfte dort im Vergleich deutlich mehr Zeit für die zu pflegenden Menschen nehmen können.

Bei all den guten Nachrichten wartet noch eine Herausforderung auf den Förderverein: Er muss eine sechsstellige Summe pro Jahr aufbringen, um das Defizit des Hospiz-Betriebs auszugleichen. Denn die Kostenträger finanzieren diesen zu maximal 95 Prozent. Hier nimmt der Vorstand der Stiftung die Vereinsmitglieder auch deutlich in die Pflicht. "Wir haben die eine oder andere Förderzusage, aber da ist noch einiges zu tun", sagt Michel dazu. Insbesondere in den ersten drei Jahren, quasi bis alle Rädchen wie gewohnt ineinandergreifen, sei es eine Aufgabe, Förderer, Gönner und Sponsoren zu mobilisieren.

Info: Spenden können an die Volksbank Kraichgau, Iban DE61.6729.2200.0044 5530 07, oder an die Sparkasse Kraichgau, Iban DE57.6635.0036.0007 1282 01 überwiesen werden. Weitere Informationen sind unter www.kraichgau-hospiz.de zu finden.

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