Schriesheim

Das Kompressorenhaus ist kein Denkmal

Landesamt für Denkmalschutz fordert nicht den Erhalt. Die Entscheidung liegt jetzt beim Gemeinderat, deshalb wurden 500 Unterschriften bei der Ratssitzung übergeben.

25.11.2022 UPDATE: 25.11.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 36 Sekunden
Das Landesamt für Denkmalpflege hält das Kompressorenhaus nicht für schützenswert, weil es zu marode ist und über den Steinbruch nichts mehr anschaulich aussage. Foto: Dorn

Von Micha Hörnle

Schriesheim. Es sieht nicht gut aus für den Erhalt des Kompressorenhauses: Das Landesamt für Denkmalpflege aus Stuttgart hält das Gebäude nicht für schützenswert. Das Regierungspräsidium Karlsruhe teilte per Pressemittelung mit, die Stuttgarter Behörde sei "zu dem Ergebnis gekommen, dass eine Erhaltung des Kompressorenhauses im Rahmen des Denkmalschutzgesetzes nicht gefordert werden kann".

Der Grund: Das Gebäude ist zu marode, zudem dokumentiere es kaum mehr den Steinbruchbetrieb: "Aufgrund der weitreichenden Reduktion sämtlicher baulichen Anlagen und des fortgeschrittenen Verfalls ist eine anschauliche Überlieferung des zwischen 1899 und 1967 betriebenen Porphyrwerks am Schriesheimer Ölberg nicht mehr gegeben. Diese wäre, wenigstens für Teilprozesse des Abbaus, notwendige Voraussetzung für die Aufnahme in das Verzeichnis der Bau- und Kunstdenkmale." Die Befürworter des Erhalts argumentieren mit dem Gegenteil: Gerade weil vom alten Steinbruch ja nichts mehr übrig sei, sei dieses letzte Überbleibsel besonders erhaltenswert.

Die Stellungnahme des Landesdenkmalamts ist deswegen so wichtig, weil dessen bisher ausstehende Einschätzung dafür gesorgt hatte, dass das Kompressorenhaus eben nicht, wie ursprünglich geplant, ab diesem Montag abgerissen wird. Und im Grunde ruhten die Hoffnungen der Abriss-Gegner allein auf dem Landesdenkmalamt, denn der Natur- und Artenschutz fiel auch als Begründung für den Erhalt flach: Experten hatten gegenüber der RNZ erklärt, dass in dem Gebäude keine schützenswerten Tierarten gefunden worden seien.

Das heißt aber nicht, dass das Kompressorenhaus nun in einer Nacht- und Nebelaktion abgerissen wird: Das Regierungspräsidium Karlsruhe erklärte auf RNZ-Anfrage, dass man zusammen mit der Stadt Schriesheim über das weitere Vorgehen beraten werde. Bürgermeister Christoph Oeldorf sagte zu Beginn der Gemeinderatssitzung am Mittwochabend, dass der Gemeinderat – beschließen wird, wie es weitergeht. Zu diesem Zeitpunkt wusste er allerdings noch nichts von der Stellungnahme des Landesdenkmalamts. Mit anderen Worten: Solange die Stadträte nichts beschlossen haben, wird das Gebäude auch nicht abgerissen.

Bisher haben sich die Ratsfraktionen mit einer eindeutigen Haltung zum Erhalt oder Abriss schwergetan, lediglich die Grüne Liste hatte das Regierungspräsidium um einen "Abrissstopp" und eine "Atempause" gebeten. Dass die Räte Probleme haben, sich klar für den Erhalt des Kompressorenhauses auszusprechen, hängt nach RNZ-Informationen vor allem damit zusammen, dass dann die Stadt in Haftung gehen würde, wenn es zu Unfällen käme – was eben dazu führen könnte, dass um das Gebäude ein Zaun gezogen werden muss, um Unbefugte am Betreten zu hindern. Beispielsweise ist Christian Wolf von der Grünen Liste "völlig offen", was den Erhalt des Gebäudes angeht. Ihm ist es nun wichtig, dass sich die Stadt mit den Bürgern, die sich gerade engagieren, berät – wobei Wolf durchaus Sympathien dafür hat, das Kompressorenhaus zu sichern und als Erinnerungsort an den Steinbruch zu erhalten.

Zudem übergab am Mittwochabend Sigrid Fuhs dem Bürgermeister die Unterschriftenlisten, die sie für den Erhalt des Kompressorenhauses gesammelt hatte: "Wir haben die 500er-Marke geknackt." 200 Unterschriften hat sie in Papierform beisammen, 310 Personen haben die von Reiner Frank Hornig initiierte Online-Petition unterzeichnet. Fuhs sagte bei der Übergabe, dass sich "viele Schriesheimer mit dem Gebäude sehr verbunden fühlen", man könne es auch "mit wenig Aufwand erhalten": Man müsse es lediglich "ein bisschen herrichten", dann diene es als Unterstand für Wanderer. Sie bat daher, den drohenden Abriss zu überdenken, zumal das Kompressorenhaus "bisher niemanden gestört" habe.

Sigrid Fuhs übergab am Mittwochabend bei der Gemeinderatssitzung Bürgermeister Christoph Oeldorf 500 Unterschriften für den Erhalt des Gebäudes, die in drei Wochen gesammelt worden waren. Foto: Dorn

Zumindest hält Hornig an seinem Plan fest, einen Förderverein zum Erhalt des Gebäudes zu gründen, sechs der sieben nötigen Mitglieder hat er schon beisammen. Er will dann um Spenden werben, damit die finanzielle Belastung nicht an der Stadt hängen bleibt: "Das ist unser Angebot. Wir wollen Verantwortung übernehmen, wir als Bürger haben auch eine Bringschuld." Auch er hofft nun auf eine Gemeinderatsentscheidung – auch wenn er die Stellungnahme des Landesamts für Denkmalpflege bedauert: "Ja, das Kompressorenhaus sieht nicht aus wie ein Denkmal. Und doch hat es einen hohen symbolischen Wert als Zeugnis des ehemaligen Steinbruchbetriebs." Zumal ja nicht alles weg ist: So steht immer noch in der Schmiede der alte Ofen.

Fuhs wiederum verwies am Mittwochabend auf Hans Edelmann, einen der regelmäßigen Besucher der Ratssitzungen und ehemaligen Arbeiter im Steinbruch, als Zeitzeugen: "So lange ist die Geschichte des Steinbruchs auch noch nicht her."

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