TSG 1899 Hoffenheim

"Hoffe" bestraft Spuckangriff

Die TSG siegt nach einem 0:1-Rückstand mit 2:1 in Gladbach, auch weil Borusse Marcus Thuram nach seinem Aussetzer vom Platz fliegt.

20.12.2020 UPDATE: 20.12.2020 20:45 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden
Die Entscheidung im Borussia-Park: Ryan Sessegnon, Hoffenheims Leihspieler von den Tottenham Hotspurs, trifft mit der linken Pike zum 2:1-Auswärtssieg. Foto: APF

Von Achim Wittich

Mönchengladbach/Heidelberg. Bis zur 75. Spielminute sah es am Samstagnachmittag im Gladbacher Borussia-Park ganz danach aus, als sollte die TSG Hoffenheim auch das dritte Spiel binnen einer Woche gegen eine Top-Mannschaft der Fußball-Bundesliga verlieren. Nach einem Elfmetertor von Lars Stindl (34. Minute) führte der Champions-League-Teilnehmer gegen die Europa-League-Gruppensieger aus dem Kraichgau mit 1:0. Etwas mehr als eine Viertelstunde später schlichen die Profis vom Niederrhein mit hängenden Schultern vom Platz und ihre Gegner freuten sich trotz der Pandemie auf das bevorstehende Weihnachtsfest.

Dies lag an drei Hauptdarstellern, die es in chronologischer Reihenfolge zu würdigen gilt. Zunächst wäre da Andrej Kramaric, der zum ersten Mal nach seiner Zwangspause wegen Covid-19 wieder einen Treffer bejubeln durfte. Volley beförderte der Kroate den Ball ins Netz von VfL -Torwart Yann Sommer (75.) und brachte damit die "Fohlen" aus dem Trab.

Sein Teamkollege Stefan Posch musste sich wenige Minuten zuvor die Spucke aus dem Gesicht wischen, nachdem Marcus Thuram die Beherrschung verloren hatte. Foto: Imago

Einen von ihnen ganz besonders, denn Marcus Thuram geriet vier Minuten später mit Stefan Posch aneinander – und spuckte Hoffenheims Österreicher ins Gesicht. Schiedsrichter Frank Willenborg (41) aus Osnabrück hatte es zunächst nicht mitbekommen, aber aus dem Kölner Keller bekam er Meldung und flitzte umgehend zum Fernsehschirm am Spielfeldrand. Der Franzose war beim TV-Beweis voll schuldig. Willenborg rannte wieder zurück – und hielt dem Sünder die Rote Karte vors Gesicht (79.).

"Die Aktion von Marcus Thuram geht gar nicht. So was gehört auf keinen Fußballplatz", entschuldigte sich Trainer Marco Rose im Namen aller Borussen für den Aussetzer seines Spielers.

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"Er hat damit der Mannschaft keinen Gefallen getan", fügte der für die kommende Saison auch bei Borussia Dortmund gehandelte Rose hinzu.

Wohl wahr, denn das verfrühte Weihnachtsgeschenk einer Überzahl nahm "Hoffe" mit großer Freude entgegen – und machte noch ein Schleifchen mit drei Punkten dran.

Hintergrund

Thuram muss zahlen

Die Gladbacher haben Marcus Thuram nach dessen Spuckattacke zur Kasse gebeten. Der französische Nationalspieler muss ein Monatsgehalt zahlen, das einem sozialen Zweck zugutekommen wird. Das teilte der VfL nach einem Gespräch

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Thuram muss zahlen

Die Gladbacher haben Marcus Thuram nach dessen Spuckattacke zur Kasse gebeten. Der französische Nationalspieler muss ein Monatsgehalt zahlen, das einem sozialen Zweck zugutekommen wird. Das teilte der VfL nach einem Gespräch zwischen Thuram und Sportdirektor Max Eberl, der am Sonntagabend seinen Vertrag bis 2026 verlängert hat, mit. Thuram habe die Strafe akzeptiert und von sich aus angeboten, sich darüber hinaus für einen sozialen Zweck zu engagieren. Bei dem Gespräch hat sich Thuram "noch mal bei mir und damit beim Verein für sein Verhalten entschuldigt", so Eberl: "Marcus ist am Boden zerstört und er hat mir glaubhaft versichert, dass er Stefan Posch nicht absichtlich angespuckt hat."

Gebrauchter Tag für Geiger

Dennis Geiger (Foto: APF) erlebte einen unerfreulichen Nachmittag. Der nach seiner Roten Karte in Mainz erstmals wieder eingesetzte Mosbacher verschuldete völlig überflüssig einen Strafstoß, als er Marcus Thuram auf den Fuß trat. Der Franzose sagte "Danke" und hakte sehr geschickt ein. Nachdem Geiger in der 38. Minute die Gelbe Karte wegen Handspiels erhielt, leistete er sich anschließend noch ein Foul. Trainer Sebastian Hoeneß musste den 1,72 Meter großen Mittelfeldmann schützen. Sebastian Rudy ersetzte Geiger nach dem Seitenwechsel. awi

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Denn während sich Thuram noch in der Kabine ob seines unsportlichen Verhaltens schämte, brachte Ryan Sessegnon in der 86. Minute den Ball per Spitzkick im Kasten von Sommer unter. Eine gerechte Angelegenheit, wie Roses Hoffenheimer Kollege Sebastian Hoeneß befand. "Aufgrund der zweiten Hälfte ist unser Sieg verdient", analysierte er die durchschnittliche Begegnung und war "richtig stolz" auf sein Team.

Doch auch er selbst konnte richtig zufrieden mit sich sein. Schließlich hatten den Ausgleich seine beiden Einwechselspieler Munas Dabbur und Ihlas Bebou vorbereitet und auch der Siegtreffer von Linksverteidiger Sessegnon wurde von einem Bankmann ermöglicht. Kevin Akpoguma nämlich schlug die Flanke auf seinen englischen Mitspieler.

Kein Wunder, dass sich die "Blauen" nach dem Abpfiff in den Armen lagen und ein Tänzchen gönnten. Der zweite Auswärtssieg nach dem "Dreier"am ersten Spieltag in Köln (3:2) sorgte für strahlende Gesichter. Jetzt soll ein Erfolg am Dienstag (18.30 Uhr/Sky) in der zweiten Pokalrunde gegen den Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth dafür sorgen, dass mit viel Selbstvertrauen am 2. Januar beim Wiederstart gegen den SC Freiburg die obere Tabellenhälfte langsam aber sicher in Angriff genommen werden kann.

Dazu bedarf es aber einer starken Verbesserung der Defensivarbeit. Das fand zumindest Oliver Baumann. "Wir bekommen einfach zu viele Gegentore und müssen uns grundsätzlich cleverer anstellen." Glück hatten er und seine zu nachlässigen Vorderleute diesmal, dass der Schweizer Breel Embolo bei zwei Großchancen (21./32.) einen ziemlichen Käse spielte und kläglich vergab.

Sein Mitspieler Thuram hatte noch größere Probleme mit den Nerven – und ebnete "Hoffe" den Weg zum Sieg.

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