1899 Hoffenheim

Wie sich die TSG für Uganda engagiert

Eine im Kraichgau ausgetüftelte Lifestyle-Marke soll die Arbeits- und Bildungssituation in Uganda verbessern helfen

28.11.2019 UPDATE: 29.11.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 16 Sekunden
Stefan Wagner

Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Außergewöhnliche Ereignisse erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Am Donnerstag bat Bundesligist TSG 1899 Hoffenheim nicht nur zur Einstimmung auf die Heimpartie gegen Fortuna Düsseldorf ins Schloss Seehälde auf dem Trainings- und Geschäftsstellenzentrum in Zuzenhausen, sondern "Hoffe" nutzte die Chance, um das neue Afrika-Projekt zu präsentieren. Der Kraichgauklub hat die Textil- und Lifestyle-Marke "umoja" entwickelt. Ausgetüftelt und ins Leben gerufen in Hoffenheim, aufgebaut und konkret umgesetzt in der ostafrikanischen Republik Uganda – unter dem Motto "UNITY IN MOTION – Gemeinsam in Bewegung" zeigt die TSG einmal mehr Flagge auf einem unruhigen Kontinent, der durch Wirtschaftsprobleme, politische Instabilität, Klimakrise und Bevölkerungswachstum besonders geprägt ist.

"Für uns war das eine große Herausforderung", sagt TSG-Geschäftsführer Dr. Peter Görlich und weist explizit darauf hin, dass dem Dorfverein dank bestehender Kooperationen zum Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und zur Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) "Türen geöffnet" wurden. Das Engagement der Hoffenheimer ist bislang einmalig in der Bundesliga. Eingebettet in die eigene Zukunftsstrategie "TSG ist Bewegung" geht es der TSG darum, für eine nachhaltige Perspektive zu sorgen. "Wir wollen für Entwicklungsthemen sensibilisieren und als Klub gesellschaftliche Verantwortung übernehmen", so Geschäftsführer Frank Briel, der die TSG-Anschubfinanzierung mit einem "höheren fünfstelligen Betrag" beziffert.

Seit rund zwei Jahren ist Hoffenheim an der Feinjustierung seiner Unternehmensstrategie intensiv dran. Diesen innovativen Prozess fördern maßgeblich TSG-Gesellschafter Dietmar Hopp (79) und die beiden Geschäftsführer Görlich und Briel. Mit Stefan Wagner (48) wurde ein externer Experte hinzugewonnen. Seit Januar leitet der gebürtige Hamburger die eigens geschaffene Stabsstelle "Unternehmensentwicklung", die direkt an die Geschäftsführung angehängt wurde. "TSG in Bewegung" ist das "Baby" von Mediendirektor Christian Frommert und Stefan Wagner, hierbei sollen die fünf Handlungsfelder Innovationen, Mitarbeiter und Spieler, Jugend und Fans, Ökologie und Afrika zu einem großen Ganzen zusammengeführt werden.

Die Marke bzw. Kollektion "umoja" - das Wort stammt aus der ugandischen Landessprache Swahili und bedeutet "Einheit" – soll die Arbeits- und Bildungssituation an der Grenze zum Kongo gezielt verbessern helfen. In der Kasese-Region haben sich Baumwoll-Bauern zusammengeschlossen. Die Baumwolle wird dort angebaut, geerntet und mit dem Siegel "Cotton made in Africa" zertifiziert. Damit ist klar: Ausschließlich Kleinbauern partizipieren, Regenfeldbau ohne künstliche Bewässerung wird betrieben, Kinder- und Zwangsarbeit sind verboten, es herrscht Lohngleichheit von Mann und Frau, gentechnisch verändertes Saatgut darf nicht benutzt werden. Auch eine saubere Weiterverarbeitung beim Partner "Fine Spinners" in Kampala ist garantiert – bis hin zur Veredelung, Konfektionierung und Versendung der Produkte. "Die Wertschöpfung bleibt komplett in Uganda", sagt Wagner. Er war selbst zweimal vor Ort, mit Ludwig Räuber besuchte zuletzt im Herbst ein TSG-Mitarbeiter die Gegend um Kasese. Dort wird auch die Grundschule "Hanne Primary School" der Dänin Hanne Larsson gezielt unterstützt. "Sie wird privat von Bauern betrieben. Eine Lehrerin verdient 25 US-Dollar im Monat", erzählt Wagner über die Lebenswirklichkeit.

Die Menschen leben von der Hand in den Mund. Es fehlt an Wasserversorgung für die Schule, deswegen werden nun für 5 000 Dollar neue Rohre verlegt. Wer sich ab Samstag und dem Heimspiel gegen Düsseldorf "umoja"-Produkte über den Online-Shop www.umoja.blue bestellen mag, kann sich sicher sein, dass zehn Prozent der Erlöse direkt zu den Menschen und zum Projekt in Uganda zurückfließen. Die TSG-Verantwortungsträger wollen als Profiklub Haltung zeigen, Werte vermitteln und leben, gemeinsam in Bewegung bleiben, eine Einheit ("umoja") bilden. Kein Bundesligaverein handelt derzeit so innovativ und verantwortungsbewusst wie "Hoffe". "Wir sind alle Botschafter", meint Briel. Gerade auch außerhalb des Spielfeldes erfüllt die TSG 1899 ihren gesellschaftlichen Auftrag außergewöhnlich gut – der Blick reicht weit über den Fußball hinaus. Foto: APF

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