Entschlossen zu den „Eisernen“: TSG-Trainer Alfred Schreuder freut sich auf Union Berlin. F.: APF
Von Nikolas Beck
Zuzenhausen. Alfred Schreuder ließ keinen Zweifel aufkommen. Mit entschlossener Miene und starrem Blick sagte Hoffenheims Trainer: "Ich bin ein Gewinner – ich will jedes Spiel gewinnen." Zwar sei er realistisch genug, um zu wissen, dass dies mit der TSG nicht ganz so leicht umzusetzen ist. Aber zumindest müsse man diese Überzeugung und Ausstrahlung als Trainer haben. Nicht nur am Montag auf dem Podium während der Pressekonferenz vor dem Auswärtsspiel am heutigen Dienstag bei Union Berlin (20.30 Uhr/Sky). Sondern vor allem auch gegenüber der Mannschaft. Darum verspüre der Niederländer auch keinen erhöhten Druck in der finalen Woche der Bundesliga-Hinrunde, obwohl es zuletzt viermal hintereinander eben nicht geklappt hat mit einem Sieg (drei Niederlagen, ein Remis).
"Jungs wollen genau so spielen"
"Druck in der Kabine entsteht immer dann, wenn man kein Vertrauen in die Spielweise hat, wenn man sich keine Chancen herausspielt", erklärte Schreuder. Am Samstag, am Tag nach der 2:4-Niederlage gegen den FC Augsburg, habe natürlich Redebedarf zwischen Trainer und Mannschaft bestanden. Doch die Rückmeldung seiner Schützlinge sei eindeutig gewesen: "Ich habe von den Jungs gehört, dass sie genau so spielen wollen." Daher erwarte Schreuder am Dienstagabend beim starken Aufsteiger aus Köpenick – auf Rang zehn inzwischen erster Verfolger der TSG – von seiner Elf auch einen ähnlichen Auftritt wie am Freitag. Freilich diesmal mit einem anderen Ergebnis.
"Das war fußballerisch eines unserer besten Spiele", fühlt sich Schreuder auch nach der Analyse in seiner Einschätzung unmittelbar nach Spielende bestätigt. Die Dominanz sei gut gewesen und man sei häufig ins letzte Drittel gekommen. "Aber natürlich werden wir darüber reden, dass es defensiv stabiler sein muss", so Schreuder. Die Abwehrpatzer, die schon drei Wochen zuvor beim 1:5 gegen Mainz augenscheinlich geworden waren, hätten "auch viel mit Konzentration zu tun", sagte der TSG-Trainer.
In Anbetracht der Probleme, die Ermin Bicakcic und Kevin Akpoguma in der Zentrale der Abwehrkette gegen Augsburg hatten, ist davon auszugehen, dass die etatmäßigen Innenverteidiger, Kapitän Kevin Vogt und Benjamin Hübner, in Berlin wieder von Beginn an randürfen. Wenngleich Schreuder gestern keine Einsatzgarantie für die beiden Wiedergenesenen aussprechen wollte.
Für Hübner (30) wäre ein Einsatz gegen Union ein ganz besonderer. Schließlich könnte es zum Duell mit seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Florian kommen. Das gab es bislang nur in der Saison 2014/2015 in der 2. Liga, als Florian für Sandhausen und Benjamin für Ingolstadt am Ball waren.
Die Vorfreude auf die Reise nach Köpenick ist auch bei Schreuder spürbar. Denn bei den "Eisernen" herrscht eine ganz besondere Atmosphäre. "Deswegen sind wir ja alle Fußballer", sagte der 47-jährige Fußballlehrer, "um in diesen schönen Stadien zu spielen." Bislang kennt er die Alte Försterei nur aus dem Fernsehen. "Aber da hörst du auch schon die Stimmung – und siehst, wie das die Mannschaft mitreißen kann." Entscheidend wird sein, dem Team von Trainerkollege Urs Fischer, ligaweit das Team mit den meisten Fouls, auf dem gleichen Emotionslevel zu begegnen, kündigte Schreuder an: "Wenn wir es gut machen in unserem Ballbesitz, nehmen wir Union natürlich auch die Gelegenheit, in die Zweikämpfe zu kommen."
Wenn dazu auch noch im Torabschluss der Knoten platzt, davon ist Alfred Schreuder 1899-prozentig überzeugt, werden sich seine Mannschaft und er schon heute Abend endlich wieder "Gewinner" nennen dürfen.