1899 Hoffenheim

Den Sieg gegen Werder genießen, nicht feiern

"Hoffe"-Trainer Schreuder gelingt mit einem 3:2 gegen Bremen ein glückliches Heimdebüt - "Mit Ball der schlechteste Tag der Woche"

25.08.2019 UPDATE: 26.08.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 21 Sekunden

Eingenetzt: Weil Ihlas Bebou mit seinem satten Schuss ins Eck Werder-Keeper Jiri Pavlenka keine Chance lässt und Pavel Kaderabek kurz vor Schluss ebenfalls zum Jubellauf ansetzen darf, dreht die TSG Hoffenheim die erste Partie der jungen Saison vor heimischen Publikum nach einem 0:1-Rückstand zu einem 3:2-Sieg. Foto: APF

Von Nikolas Beck

Sinsheim. Ganz am Ende drehte sich Alfred Schreuder noch einmal um. Eigentlich hatte sich der Niederländer schon aus dem Medienraum im Bauch der Sinsheimer Arena verabschiedet, die Journalisten viel Spaß beim von ihm angekündigten 24 Stunden langen Feiern gewünscht, da hob Schreuder korrigierend den Zeigefinger. "Ich habe gesagt, 24 Stunden darfst du genießen, nicht feiern." Ein kleiner, aber feiner Unterschied. Denn wenngleich er den 3:2 (0:1)-Sieg beim Heimauftakt gegen Werder Bremen "sehr, sehr wichtig" fand - der neue Cheftrainer der TSG Hoffenheim weiß, dass noch eine ganze Menge Arbeit vor ihm und seiner Elf liegt.

Augenscheinlich wurde das am Samstag vor allem in den ersten 45 Minuten. Wie schon am ersten Spieltag in Frankfurt hatte Hoffenheim die größeren Spielanteile, vermochte es aber nicht, auch nur annähernd Torgefahr auszustrahlen. "Ich habe das auch gerade den Jungs gesagt", gab Schreuder Einblick in die Kabinengespräche, "mit Ball war das heute unser schlechtester Tag der ganzen Woche."

Hintergrund

Die Spieler in der Einzelkritik

Baumann: Die drei Punkte entschädigen für ein Spiel, in dem es für ihn kaum Gelegenheit gab, sich auszuzeichnen.

Posch: Bei Füllkrugs 0:1 zu zaghaft.

Vogt:

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Die Spieler in der Einzelkritik

Baumann: Die drei Punkte entschädigen für ein Spiel, in dem es für ihn kaum Gelegenheit gab, sich auszuzeichnen.

Posch: Bei Füllkrugs 0:1 zu zaghaft.

Vogt: Gute Partie, aber der Fehlpass vor Osakos 2:2 ist mehr als nur ein Schönheitsfehler.

Bicakcic: Einer der Besten. Überragend im Zweikampf, Torschütze und selbst ernanntes Schreckgespenst für Werder.

Kaderabek: Guter Auftritt - nicht nur wegen seines Siegtreffers.

Stafylidis: Der Zuber-Ersatz fiel im Vergleich zu Pendant Kaderabek etwas ab. Auf links sucht "Hoffe" noch nach der optimalen Lösung.

Geiger: Erst zwei Tore mit Eckbällen vorbereitet, dann Interviewanfragen abgelehnt. Will zunächst einmal seine Leistungen für sich sprechen lassen.

Rudy: Am 2:1 mitbeteiligt, ansonsten eher unauffällig.

Skov: "Danish Dynamite" zündete nicht.

Baumgartner: Vergab die einzige Chance des ersten Durchgangs unglücklich.

Bebou: Ab und an etwas zu leichtsinnig, bei seinem 2:1 aber eiskalt.

Belfodil: Kam für Baumgartner, wurde von seinen Mitspielern aber zu selten gefunden.

Grillitsch: Zeigte nach seiner Einwechslung für Skov, warum die TSG ihn kaum ersetzen kann.

Bittencourt: Giftiger Kurzeinsatz. nb

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Wesentlich besser gefallen hatten dem 46-Jährigen dafür die offensiven Standards seiner Schützlinge: Gleich zweimal traf 1899 nach einem Eckball - beide Male geschlagen von Dennis Geiger - per Kopf. Den 0:1-Rückstand durch Niclas Füllkrug (42. Minute), ebenfalls nach einem Eckball, glich Ermin Bicakcic (54.) mit viel Willenskraft aus. Nur fünf Minuten später brachte Ihlas Bebou die TSG sogar in Führung - und auf den Rängen, von denen zur Pause bereits die ersten Pfiffe zu hören waren, wurde plötzlich das "Hey, super Hoffe" angestimmt.

Naturgemäß schlug derweil das Stimmungsbarometer auf der Bremer Bank in die andere Richtung aus. Werder-Coach Florian Kohfeldt, der seiner Elf "ein großes Lob" aussprach und "ein sehr guten Auswärtsspiel" gesehen hatte, hatte an Bebous 2:1 zu knabbern. Unmittelbar zuvor war Kevin Möhwald nach einem Schlag gegen den Kopf zu Boden gegangen. Der 36-Jährige fand es "sehr unglücklich, dass ,Mö’ nicht in die Position zurückkehren durfte" und der Ball dadurch leichter über Rudy und Skov den Weg zu Bebou fand, der trocken aus elf Metern einnetzte.

In einem "Spiel der 1000 Geschichten", wie Kohfeldt das Auf und Ab der zweiten Hälfte bezeichnete, "kam als i-Tüpfelchen das nicht anerkannte Tor von Niclas Füllkrug hinzu." Weil dem verhinderten Doppeltorschützen im Zweikampf mit Kevin Vogt der Ball an den Oberarm gesprungen war, entschied Schiedsrichter Sascha Stegemann (Niederkassel) nach Ansicht der TV-Bilder auf Handspiel. "Das Tor wurde regelkonform nicht gegeben", so Kohfeldt: "Aber jeder Fußballer findet, dass diese Regel Wahnsinn ist."

Eingenetzt: Weil Ihlas Bebou mit seinem satten Schuss ins Eck Werder-Keeper Jiri Pavlenka keine Chance lässt und Pavel Kaderabek kurz vor Schluss ebenfalls zum Jubellauf ansetzen darf, dreht die TSG Hoffenheim die erste Partie der jungen Saison vor heimischen Publikum nach einem 0:1-Rückstand zu einem 3:2-Sieg. Foto: APF

Vogt hatte einen anderen Blick auf das Geschehen. "Es ging zwar sehr schnell, aber für mich sah es recht deutlich so aus, dass er den Ball mit dem Arm mitnimmt - dafür sind die Jungs in Köln ja da."

Dass die Elf vom Osterdeich - obwohl nach Gelb-Rot gegen Johannes Eggestein (77.) in Unterzahl - doch noch zum Ausgleich kam, daran hatte Vogt maßgeblichen Anteil. Dem sonst beinahe tadellosen 27-Jährigen unterlief ein folgenschwerer Patzer, den Osako zum 2:2 ausnutzte (81.). "Das ist so ärgerlich, ich glaube, das war mein erster Fehlpass, dann bleibe ich so doof mit der Ferse im Rasen hängen - und das wurde bitterböse bestraft."

Der TSG-Käpt’n konnte es verschmerzen, in der Mixed Zone schon wieder lachen. Denn kurz vor Schluss war es Pavel Kaderabek, der den zweiten Kopfball-Treffer nach einer Ecke ins von den Bremern wieder nicht besetzte lange Eck setzte (87.). Vogt: "An dieser Stelle: Danke, Pavel!"

Der tschechische Nationalspieler bescherte seinem niederländischen Trainer also den so wichtigen ersten Dreier im ersten Heimspiel. Als der finale Pfiff ertönte, reckte Schreuder beide Arme in die Höhe und pustete erst einmal kräftig durch. "Am Ende gewinnen wir 3:2, aber es hätte ehrlicherweise auch 3:3, 2:2 oder 2:3 ausgehen können", traf der TSG-Trainer den Nagel auf den Kopf.

Und so hieß es am Tag danach eben: genießen gestattet, feiern verboten.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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