Nächster Hoffe-Gegner

Hertha BSC vor Berliner Wochen

"Die alte Dame" tritt in den nächsten 15 Tagen vier Mal in der Hauptstadt an - "Hoffes" Respekt vor Vedad Ibisevic

26.10.2019 UPDATE: 26.10.2019 11:00 Uhr 2 Minuten, 24 Sekunden

Ein Schlitzohr durch und durch: Vedad Ibisevic trifft heute mit der Hertha auf seinen Ex-Klub Hoffenheim. Foto: imago

Von Joachim Klaehn

Berlin. Es ist noch gar nicht so lange her, da herrschte beim Bundesliga-Hauptstadt-Klub der Blues. Hertha BSC Berlin hatte mit einem 2:2 zum Saisonauftakt beim FC Bayern München aufhorchen lassen, doch danach rutschte das Team von Pál-Dárdai-Nachfolger Ante Covic in die erste Ergebniskrise und fand sich nach vier Spieltagen gar auf dem letzten Tabellenplatz wieder, weil die Blau-Weißen gegen den VfL Wolfsburg (0:3), beim FC Schalke 04 (0:3) und FSV Mainz 05 (1:2) drei Niederlagen in Folge kassierten. Hertha egalisierte damit die historischen Tiefpunkte aus den Jahren 1979 und 1990 - nur ein Pünktchen aus vier Auftaktspielen hatte nämlich damals jeweils den Abstieg bedeutet. Schlechte Erinnerungen …

Da jedoch die 57. Spielzeit des deutschen Oberhauses bis dato ständig Überraschungen birgt, ging es für den Verein aus Charlottenburg-Wilmersdorf flott in die andere Richtung. Die beiden Aufsteiger SC Paderborn (2:1) und 1. FC Köln (4:0) wurden bezwungen, Fortuna Düsseldorf (3:1) ebenfalls, und nach dem 1:1 bei Werder Bremen vor einer Woche steht einer der ältesten reinen Fußballklubs in Deutschland, als BFC Hertha 1892 gegründet, auf Rang zehn.

Es steigt ein tabellarisches Nachbarschaftsduell am Samstag (15.30 Uhr/Sky), wenn die Mannschaft der letzten vier Spieltage, Hertha, das Team der "Stunde", Bayern-Bezwinger TSG 1899 Hoffenheim, im monströsen, weitläufigen Olympiastadion empfängt.

Berlins Marathonmann Vladimir Darida (29) verkörpert momentan den Aufschwung der Hausherren. Er läuft am meisten, zwischen 13 und 14 Kilometer pro Match, der fleißige Tscheche und Nationalmannschaftskollege von Pavel Kaderabek ist der Antreiber und Spielmacher der Covic-Truppe. Hertha freut sich auf Berliner Wochen, binnen 15 Tagen tritt man vier Mal in der Liga und im DFB-Pokal in der Hauptstadt an.

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Nach Hoffenheim gastiert Dynamo Dresden, dann kommt es zum brisanten Derby in Köpenick bei Rivale Union Berlin (2. November) in der kultigen "Alten Försterei" und schließlich geben die "Nagelsmänner" von RB Leipzig am 9. November ihre Visitenkarte bei der "Alten Dame" ab, auf den Tag genau 30 Jahre nach dem Mauerfall, der dieser zerrissenen Metropole neues Leben einhauchte und Hoffnung schenkte.

Darida sagt vor dem Vierer-Pack gegenüber der BZ: "Jetzt kommen die wichtigsten Spiele für uns. Im Pokal wollen wir eine Runde weiter - das ist klar. Und in der engen Bundesliga-Tabelle kann sich jetzt alles drehen. Jetzt entscheidet sich, wo die Reise hingeht. Wir wollen nach oben, wir wollen das schaffen!"

Eine Kampfansage, die mit den Ambitionen des Berliner Sport-Clubs korreliert. Der nicht unumstrittene Geldgeber Lars Windhorst hat mit seiner Investmentgesellschaft Tennor rund 125 Millionen Euro in den Bundesligisten gepumpt. Hertha soll in europäische Sphären aufsteigen, eine moderne Fußball-Arena erhalten, über deren Standort noch politische Diskussionen geführt werden. Alles scheint möglich, ob im Olympiapark oder in Tegel. Eine neuerliche Posse wie beim Hauptstadt-Flughafen wollen die Planer abwenden.

Doch Windhorst gilt in der soliden Finanzbranche als windiger Zeitgenosse. Zu seinem Investment-Portfolio zählen inzwischen eine Flensburger Werft, die kriselnde Luxus-Modemarke "La Perla", südafrikanische Kohleminen oder etwa ein amerikanischer Fußfessel-Hersteller. Früher verdiente Windhorst sein Geld mit Immobiliengeschäften. Der Ostwestfale erlebte so manche Bruchlandung, stand aber immer wieder spektakulär auf.

Vor Saisonbeginn hat Hertha immerhin 33,7 Millionen Euro in neue Arbeitskräfte investiert, sukzessive soll der gebürtige Berliner Ante Covic (44), wie Bayern-Trainer Niko Kovac kroatische Wurzeln in sich tragend, ein schlagkräftiges Kollektiv erhalten. Der Vertrag des Ex-Hoffenheimer Goalgetters Vedad Ibisevic (35) endet im Juni 2020, mit Stürmer Davie Selke (24, Kontrakt bis 2022) agiert ein Ex-TSG-Jugendlicher bei Hertha.

Vor allem vor Kapitän und Schlitzohr Ibisevic hat TSG-Coach Alfred Schreuder Respekt: "Vedad ist schon älter. Aber er ist nach wie vor ein sehr schlauer, intelligenter Stürmer, der eklig zu verteidigen ist. Wenn wir das im Eins-gegen-Eins hinbekommen, haben wir eine gute Chance auf den Sieg."

Ort des Geschehens

Ein hartes, intensives Duell erwarten beide Klubs. Gut möglich, dass es zum Comeback von Niklas Stark kommt. Wenn nicht, dann ändert dies nichts an der Zielsetzung der Berliner, deren Vereinsname auf den alten Haveldampfer Hertha zurückgeht. Dieser wurde 1886 erbaut und tuckerte bis 2010 auf der Seenkette des brandenburgischen Kyritz herum.

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