1899 Hoffenheim

Wahnsinn zum Wiesn-Ausklang bringt Stimmungsumschwung

Das Märchen beim Meister sorgt für süße Träume - Rosen: "Saisonstart absolut in Ordnung"

07.10.2019 UPDATE: 08.10.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 41 Sekunden

Nach 90 Minuten steht ein 2:1-Auswärtssieg auf der Anzeigetafel. Foto: APF

Von Nikolas Beck

Heidelberg. Beim FC Bayern gewinnt man nicht alle Tage. Der TSG Hoffenheim war das in inzwischen über elf Jahren Bundesliga vor Samstag noch überhaupt nicht gelungen. Ohne Frage: Der 2:1-Coup war für den Dorfklub ein historischer Erfolg. Und in den Tagen danach wird immer deutlicher, dass der Wahnsinn zum Wiesn-Ausklang für 1899 einen Stimmungsumschwung mit sich gebracht hat.

Von zwei sehr erholsamen vergangenen Nächten, berichtet Alexander Rosen, als die RNZ den Hoffenheimer Direktor Profifußball am Montagmittag am Telefon hat: "Aber nicht nur ich habe gut geschlafen, sondern wahrscheinlich jeder, der es mit der TSG hält." Süße Träume von München, sozusagen.

 Manager Alexander Rosen darf optimistisch in die Zukunft blicken. Foto: APF

Zumal nicht nur endlich in dieser noch jungen Saison das Ergebnis stimmte, sondern auch die Herangehensweise überzeugend war. "Du musst gegen die Bayern dagegenhalten", erklärt Torwart Oliver Baumann das Erfolgsrezept: "Aber auch den Mut haben, auch hier Fußball spielen zu wollen."

Gegen den Branchenprimus überraschten die Schützlinge von Alfred Schreuder von Beginn an mit ihrem forschen Auftreten. Verstecken wollte sich keiner vor den Champions-League-Helden, die wenige Tage zuvor Tottenham Hotspur mit 7:2 besiegt hatten. Das Credo des niederländischen Fußballlehrers - "immer mutig sein" - setzten Doppeltorschütze Sargis Adamyan und Co. diesmal beeindruckend um. Kein Vergleich war’s vor allem zu den beiden jüngsten 0:3-Heimpleiten gegen Freiburg und Mönchengladbach.

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Das war auch Schreuder nicht entgangen, er sehe "eine positive Entwicklung in der Art und Weise, wie wir spielen", sagte der 46-Jährige, nachdem er seine persönliche Bayern-Bilanz weiter aufpoliert hatte (als Nagelsmann-Assistent feierte er zwei Heimsiege bei einer Auswärtsniederlage, in der vergangenen Saison als Co-Trainer bei Ajax Amsterdam gab es zwei Unentschieden in der Champion League).

"Es war genau richtig, dass wir ruhig geblieben sind und wie wir Alfred vertraut haben", sagt Baumann und schlägt damit ähnliche Töne an wie Benjamin Hübner: "Keine Ahnung, wo das herkam. Die Trainerdiskussion ist völliger Schwachsinn, überhaupt gar kein Thema bei uns."

Die mit Sicherheit nicht eingeplanten drei Punkte im Gepäck auf der Heimreise aus München rücken den Hoffenheimer Saisonstart schlagartig in ein anderes Licht. Alexander Rosen, der vom aufkommenden Krisengerede der vergangenen Wochen ohnehin nichts hatte wissen wollen, spricht nun von einem Auftakt, "der unter diesen Umständen (ein neuer Trainer, viele neue Spieler und Verletzungssorgen) absolut in Ordnung" sei.

Trainer Alfred Schreuder. Foto: APF

Dass Schreuder zuletzt mehrfach betont hatte, bei seiner Zusage im März habe der TSG-Kader noch anders ausgesehen, versteht Rosen nicht als Kritik an seiner Arbeit. Im Gegenteil: "Alfred war immer informiert, ich denke, ihm ging es einfach darum, darauf hinzuweisen, dass viel passiert ist - und das ist nun mal Fakt."

Hohe Transfererlöse seien Teil des Hoffenheimer Wegs, aber auch Teil des Erfolgs: "Damit sind wir dort hingekommen, wo wir die vergangenen Jahre waren", erinnert Rosen. Sprich: einmal in der Europa League und einmal in der Königsklasse.

Jetzt hofft nicht nur Schreuder, der seinen Spielern am gestrigen Montag einen freien Tag gewährte, dass der Sieg gegen den Rekordmeister Auftrieb und Energie für die kommenden Aufgaben gibt. Doch zunächst einmal haben sich die Wege der TSG-Profis nach dem Auslaufen am Sonntag getrennt. Außer dem am Montag überraschend fürs DFB-Team nachnominierten Sebastian Rudy sind mit Dennis Geiger (U21), Christoph Baumgartner (Österreich, U21), Sargis Adamyan (Armenien), Havard Nordtveit (Norwegen), Pavel Kaderabek (Tschechien), Ermin Bicakcic (Bosnien), Ihlas Bebou (Togo), Konstantinos Stafylidis (Griechenland), Robert Skov (Dänemark) und Stefan Posch (Österreich) gingen gleich zehn weitere Spieler mit ihren jeweiligen Nationalmannschaften auf Reisen.

Für Alexander Rosen steht eine ruhigere Woche an. Zwar werde er natürlich "die Partien unserer Jungs verfolgen", aber dann am TV. Statt am Wochenende durch die Stadien Europas zu pilgern, geht’s für den Vater zweier Söhne für ein langes Wochenende in die Oberpfalz zu den Eltern seiner Frau.

Ob sich allerdings schon in der kommenden Woche, wenn wieder alle Mann an Bord sind und die Vorbereitung auf das nächste Heimspiel gegen Schalke 04 ansteht, eine Gelegenheit ergibt, das Märchen beim Meister gebührend zu feiern? Rosen ist sich sicher, wann auch immer: "Der Moment wird noch kommen."

Die Bayern schlägt man eben nicht alle Tage.

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