Kalt erwischt

Frankfurt schockte Hoffenheim nach 36 Sekunden

Hoffenheims neuer Trainer Alfred Schreuder verliert mit der TSG zum Saisonstart 0:1 in Frankfurt.

18.08.2019 UPDATE: 19.08.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 11 Sekunden
Die erste Szene des Spiels war die entscheidende: Nach gerade einmal einer halben Minute fliegt Hoffenheims Torhüter Oliver Baumann ins Leere und Frankfurts Martin Hinteregger (13) bringt die Eintracht in Führung. Foto: APF

Von Achim Wittich

Frankfurt. Diesen Start hatte sich Hoffenheims neuer Trainer Alfred Schreuder ganz anders vorgestellt. Beim seinem Bundesligadebüt gab es für den Niederländer mit der TSG Hoffenheim zum Saisonauftakt eine 0:1 (0:1)-Niederlage bei Eintracht Frankfurt.

Gerade einmal 36 Sekunden waren im Stimmungstempel am Stadtwald gespielt, da musste 1899-Torwart Oliver Baumann in seiner 300. Erstliga-Partie bereits den Ball aus dem Netz holen. Kostic hatte geflankt und Kaderabek störte Martin Hinteregger beim Drehschuss nicht hartnäckig genug - das 1:0. Ein Schock für die Kraichgauer, die ohne Benjamin Hübner (Nackenprobleme) auskommen mussten.

Hintergrund

Von Tobias Schächter.

Frankfurt. Martin Hinteregger ist dann doch knapp gescheitert, dem bei Eintracht Frankfurt als Fußballgott verehrten Alexander Meier komplett den Rang abzulaufen. Am

[+] Lesen Sie mehr

Von Tobias Schächter.

Frankfurt. Martin Hinteregger ist dann doch knapp gescheitert, dem bei Eintracht Frankfurt als Fußballgott verehrten Alexander Meier komplett den Rang abzulaufen. Am Sonntagabend war der Österreicher zwar der Siegtorschütze beim 1:0-Sieg zum Bundesligaauftakt gegen die TSG Hoffenheim. Aber mit seinem Seitfallzieher nach einer Flanke des überragenden Filip Kostic katapultierte sich der Abwehrspieler eben zum zweitschnellsten Torschützen der Eintracht-Geschichte. Der schnellste Treffer gelang vor sieben Jahren "Fußballgott" Meier in einem Spiel gegen Greuther Fürth schon nach 21 Sekunden. "Hinti", wie Hinteregger genannt wird, und der Eintracht war’s egal. Der Erfolg gegen zwar spielerisch gefällige, aber eher harmlose Hoffenheimer, gibt der Eintracht vor dem Playoff-Hinspiel um den Einzug in die Europa-League-Gruppenphase am kommenden Donnerstag bei Racing Straßburg Selbstvertrauen.

"Es war ganz wichtig, auch im Hinblick auf das Spiel in Straßburg, dass wir zu Null gespielt haben" meinte Eintracht-Trainer Adi Hütter. Die Frankfurter Abwehr präsentierte sich am Sonntag im Gegensatz zum Pokalerfolg vergangene Woche bei Waldhof Mannheim (5:3) sehr stabil. Die Routiniers Makoto Hasebe, 35, David Abraham, 33, und Hinteregger, 26, ließen den Hoffenheimer Angreifern kaum Raum zur Entfaltung. Auch deshalb war Trainer Adi Hütter froh, einen "Schreckmoment" in der 77. Minute überstanden zu haben. Publikumsliebling Hinteregger blieb nach einem Zweikampf mit Ishak Belfodil am Boden liegen. Doch dann stand er doch wieder auf und spielte weiter. "Ich hatte zum ersten Mal im meinem Leben einen Krampf in der Wade. Das war ein richtiger Stich. Das war ein Schrecken, aber dann hat der Arzt zu mir gesagt, es sei nicht so schlimm und ich konnte weiter spielen", sagte Hinteregger hinterher grinsend. Und Trainer Adi Hütter sagte: "Ich bin froh, dass Martin heil aus diesem Spiel herausgekommen ist. Er kommt gut an in Frankfurt, als Spieler und als Mensch."

Die Eintracht verpflichtete Hinteregger nach einer Leihe im letzten Jahr in der Sommerpause nun ganz vom FC Augsburg für eine Ablösesumme von rund zwölf Millionen Euro. Wobei Hintereggers Verhalten bei beiden Wechseln zur Eintracht nicht gerade mustergültig war. Im Winter pöbelte er über seinen damaligen Trainer Manuel Baum und im Sommer nun boykottierte er einen Fototermin beim FCA. Nun will Hinteregger wieder für Furore in der Europa-League mit der Eintracht sorgen, in der letzten Saison kamen die Hessen bis ins Halbfinale, wo erst im Elfmeterschießen beim späteren Sieger FC Chelsea der Weg zu Ende war. Hinteregger verschoss dabei einen Elfmeter - was ihm nur noch mehr Sympathien der Eintracht-Fans einbrachte, längst haben die Anhänger dem Linksfuß einen eigenen Song gewidmet.

Vor dem wichtigen Spiel in Straßburg sind in Frankfurt also alle wichtigen Spieler fit. Und möglicherweise kann der Klub dann auch einen neuen Stürmer präsentieren, der die Weggänge von Luka Jovic (Real Madrid) und Sébastien Haller (West Ham United) kompensiere soll. Die Eintracht steht kurz vor der Verpflichtung von Angreifer Bas Dost von Sporting Lissabon. Schon am Donnerstag in Straßburg hofft Eintracht-Sportvorstand Fredi Bobic, den Niederländer auf dem Platz zu haben.

[-] Weniger anzeigen

Nach dem Kaltstart mussten sich Schreuders Profis erst einmal durchschütteln und versuchten, in die Begegnung zu finden. Ein durchaus schwieriges Unterfangen und als Kostic im Duell mit Posch zu Boden stürzte, forderten die Eintracht-Fans vehement Strafstoß (24.). Doch Schiedsrichter Siebert (Berlin) ließ sich nicht beeindrucken und pfiff auf den Wunsch der wütenden Masse. Zum Glück war Baumann glänzend aufgelegt und rettete gegen den heranstürmenden Kostic (37.) - mit dem Pavel Kaderabek seine liebe Mühe und Not hatte - genauso stark wie kurz nach der Pause gegen Kamada (48.).

Sicher, die Hoffenheimer konnten sich im Verlauf der Partie klare Ballbesitz-Vorteile erarbeiten. Das lag allerdings auch daran, dass sich der Europa-League-Aspirant, der am Donnerstag das erste K.o.-Duell gegen Straßburg bestreitet, zurückfallen ließ und auf seine Konterstärke setzte. "Da ist es halt auch nicht ganz so einfach durchzukommen", befand Rückkehrer Sebastian Rudy und wollte mit "Hoffe" Auftritt keineswegs unzufrieden sein: "Das war keine schlechte Leistung von uns", sagte der ehemalige Nationalspieler, der auf ein Comeback bei Joachim Löw hofft. Dafür allerdings muss auch er sich noch gewaltig steigern. Rudy einsichtig: "Sicher haben wir noch Luft nach oben."

Auch interessant
Stimmen zu Frankfurt-Hoffe: Hoffe ärgert sich über die Pleite zum Saisonstart
Hoffenheim gegen Frankfurt: Hoffe verliert den Auftakt nach Frankfurts Blitztor (plus Fotogalerie)

Der in München und auf Schalke nicht glücklich gewordene Mittelfeldspieler lag zwar mit seiner Einschätzung nicht völlig falsch, aber bis auf ganz wenige Ausnahmen konnte sich die TSG eben auch keine zwingenden Torchancen herausarbeiten. Fast hätte es in der Nachspielzeit allerdings dann doch noch geklappt, doch der eingewechselte Ishak Belfodil stand bei seinem Tor eindeutig im Abseits.

Und zu diesem Zeitpunkt hätte es auch durchaus schon 0:2 stehen können, wenn nicht Stefan Posch knapp zehn Minuten nach der Pause per Kopf auf der Linie gerettet hätte (54.). Die stärkste Aktion des Innenverteidigers, der mit Kapitän Kevin Vogt und Ermin Bicakcic die Abwehr-Dreierkette bildete.

Jubilar Baumann wollte die Auftaktniederlage indes nicht überbewerten: "Man muss uns auch etwas Zeit geben", meinte er im Stadionbauch und fügte hinzu: "Wir haben schließlich auch ein paar Abgänge gehabt." Auch Alfred Schreuder nahm seine missglückte Premiere gefasst auf: "Ich finde, dass wir mutig gespielt haben", resümierte er und gratulierte dem Gegner zu einem "am Ende verdienten Sieg".

Sein Kollege Adi Hütter traf den Nagel auf den Kopf: "Wir müssen früher das 2:0 machen. Der Österreicher ärgerte sich aber nur ein ganz klein wenig darüber, dass seine Adler die Flügel nach dem Blitzstart ein bisschen zu arg eingezogen hatten.

Für die Hoffenheimer indes gilt es am kommenden Samstag (15.30 Uhr) im Heimspiel gegen Werder Bremen, mehr Effektivität zu zeigen. Dafür ist es unabdingbar, dass Belfodil schnell wieder zur überragenden Form der vergangenen Rückrunde findet und dass Andrej Kramaric bald fit wird. Immer wieder muss der Kroate kleine Rückschläge einstecken, wie Baumann gegenüber den Medienvertretern äußerte.

Allein: Es ist auch eine Sache des Kopfes, wenn es nach wenigen Sekunden im eigenen Kasten rappelt. Gegen die "Stadtmusikanten" von der Weser wird das sicherlich nicht erneut passieren.

Hintergrund

Baumann: Rettete einige Male mit Bravour. An ihm lag es gewiss nicht.

Posch: Erwischte wie seine Abwehrkollegen nicht den besten Tag. Verhinderte immerhin auf der Torlinie das 2:0.

Vogt: Auch der Kapitän

[+] Lesen Sie mehr

Baumann: Rettete einige Male mit Bravour. An ihm lag es gewiss nicht.

Posch: Erwischte wie seine Abwehrkollegen nicht den besten Tag. Verhinderte immerhin auf der Torlinie das 2:0.

Vogt: Auch der Kapitän wackelte einige Male. Das kann er besser.

Bicakcic: Für Hübner in der Dreierkette. Einsatzstark und kämpferisch, aber ebenfalls mit Schwächen.

Kaderabek: Kam beim 0:1 zu spät gegen Hinteregger und hetzte Kostic hinterher. Setzte offensiv schon häufig viel mehr Akzente.

Zuber: Auf seiner linken Seite taten sich für die Hessen immer wieder Räume auf. Der Schulz-Abgang schmerzt.

Rudy: Versuchte, Struktur ins TSG-Spiel zu bekommen. Es gelang dem Rückkehrer nur bedingt.

Geiger: War unzufrieden mit sich und lief bei seiner Auswechslung mit gesenktem Haupt ums halbe Spielfeld.

Rupp: Zielte hauchdünn daneben. Auch er hat noch viel Luft nach oben.

Skov: Sein Freistoß nach knapp einer Stunde schnappte sich Kevin Trapp locker. Viel mehr kam vom Dänen nicht.

Bebou: Konnte seine Schnelligkeit selten ausspielen.

Samassékou: Am Donnerstag aus Salzburg verpflichtet, durfte der Malier für Rupp ran.

Belfodil: Abseitstor in der Nachspielzeit. Da gab es nichts zu diskutieren.

Grifo: Konnte der Partie nach seiner Einwechslung keine Akzente geben.

[-] Weniger anzeigen
(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.