Hoffenheim gegen Hannover

Was für eine einseitige Partie

Beim 3:0 gegen Hannover 96 wird 1899 Hoffenheim vom desaströsen Gegner zu noch mehr Toren eingeladen

17.02.2019 UPDATE: 18.02.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden

Dritter Streich: Kerem Demirbay (M.) hat abgezogen und der Ball fliegt an Hannovers Torhüter Michael Esser vorbei ins Netz. Foto: APF

Von Achim Wittich

Sinsheim. Freie Fahrt gab es am Samstagnachmittag ausnahmsweise einmal bei der Anreise zur Sinsheimer Arena, wo bei Sonnenstrahlen sich offiziell knapp über 23.000 Zuschauer das Gastspiel des Abstiegskandidaten Hannover 96 bei 1899 Hoffenheim zu Gemüte führten. Nach dem viel zu niedrig ausgefallenen 3:0 (2:0) für die Kraichgauer fragten sich alle anwesenden Fußballfreunde, wie die Niedersachsen eigentlich auch in der kommenden Saison in der Bundesliga mitkicken wollen. Selten hatten sie eine derartig einseitige Heimpartie der TSG miterlebt.

Selbst den mitgereisten Fans des Tabellenvorletzten, der bei einem allerdings wenig wahrscheinlichen Sieg der Nürnberger am heutigen Montag gegen Spitzenreiter Borussia Dortmund den letzten Rang einnehmen würde, blieb nur noch der Sarkasmus übrig: "Und wieder keine Punkte, Martin Kind", skandierten die 500 Unentwegten stimmgewaltig in Richtung des Präsidenten, der bekanntlich ihr Lieblingsfeind ist.

Hintergrund

Die Spieler in der Einzelkritik

Baumann: Beim Wegfausten der Bälle schon besser. Hatte ansonsten einen langweiligen Arbeitstag.

Posch: In der Abwehrkette nicht gefordert. Das wird in Leipzig und Frankfurt anders

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Die Spieler in der Einzelkritik

Baumann: Beim Wegfausten der Bälle schon besser. Hatte ansonsten einen langweiligen Arbeitstag.

Posch: In der Abwehrkette nicht gefordert. Das wird in Leipzig und Frankfurt anders sein.

Vogt: Siehe Posch.

Adams: Siehe Posch und Vogt.

Kaderabek: Durfte fröhlich über rechts marschieren und tat das nach Lust und Laune.

Schulz: Auf dem Platz besser als beim Interview.

Demirbay: Kam modisch elegant daher - traf und lieferte ein elegantes Spiel ab.

Amiri: Hätte auch treffen können - aber er hatte viel Platz und sichtlich seinen Spaß.

Joelinton: Früher Torschütze und wieder sehr präsent. Der Aufsteiger der Saison. Raus mit Applaus.

Kramaric: Erhielt spärlicheren Beifall bei seiner Auswechslung als Joelinton. Manchmal stehen andere im Blickpunkt als der Vizeweltmeister.

Belfodil: Tat Hannover wie von Nagelsmann angekündigt richtig weh.

Bittencourt: Kam für Joelinton eine Viertelstunde. Unauffällig.

Szalai: Derzeit kein Mann für die Startelf. Ein Empfehlungsschreiben konnte er bei seinem Kurzeinsatz nicht abgeben.

Otto: Feierte Bundesligapremiere. awi

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Den Hoffenheimern kam der schon erbärmliche Leistungszustand ihres Gegners vor den zwei schweren Auswärtsaufgaben in Leipzig und Frankfurt gerade recht. Freie Fahrt gab es für Joelinton (4. Minute) und Ishak Belfodil (13.) bei ihren Toren und es war fast schon ein Wunder, dass lediglich Kerem Demirbay zehn Minuten vor dem Abpfiff noch auf 3:0 (80.) erhöhte.

Ob das dem Torschützen gar auch zu wenig war? Dreimal jedenfalls trafen die Spieler von TSG-Coach Julian Nagelsmann noch das Aluminium und Demirbay hatte trotz des leicht herausgespielten Sieges -wie allerdings häufiger - keine rechte Lust, sich mit den Pressevertretern zu unterhalten. "Ich muss doch nicht jedes Mal was sagen", raunzte er nur beim Abgang aus dem Stadionbauch - und war schwupps verschwunden.

Auch Nico Schulz war nicht so recht nach Reden zumute. "Schnell, ich muss duschen", waren seine Begrüßungsworte für die Berichterstatter, bevor sich der Nationalspieler gnädigerweise einige Worte entlocken ließ. Man müsse sich das Ganze ja erst einmal erarbeiten, ließ er verlauten und fügte hinzu: "Wir haben von Anfang an gezeigt, dass heute bei uns nichts zu holen ist."

Da war Julian Nagelsmann schon ein bisschen besser gelaunt und nahm auch beim einzigen echten Aufreger des Tages wie gewohnt kein Blatt vor den Mund. Beim Treffer von Belfodil nämlich kamen die "Kellermänner" aus Köln ins Spiel und dauerte eine gefühlte Ewigkeit, biss sie ihr Okay per Videobeweis für das 2:0 gaben. Erst verlor Hannovers leidgeprüfter Trainer Thomas Doll glücklicherweise trotz des desaströsen Auftritts seines Teams nicht ganz den Humor und vermutete einen "Stromausfall" als Grund für die von einem gellenden Pfeifkonzert der Hoffenheimer Anhänger begleitete Warterei. Dann erhielt er vom TSG-Kollegen, einem bekennenden Fan des Videobeweises, Unterstützung: "Das ist für beide Mannschaften besch ..", sieht Nagelsmann bei der Durchführung des wöchentlichen Aufregers noch erheblichen Verbesserungsbedarf.

Nur gut, dass das nun wirklich keine entscheidende Rolle spielte. Hätten der wortkarge, dafür aber zuvor auf dem Rasen höchst unternehmungslustige Demirbay und seine Kollegen nur ein bisschen konsequenter ihre zahllosen Gelegenheiten genutzt und hätte nicht Hannovers Torhüter Michael Esser als einziger Erstliga-Niveau bewiesen, ja dann wäre Stadionsprecher Mike Diehl beim Verkünden der Hoffenheimer Torschützen unmöglich hinterher gekommen.

"Wir haben viele Chancen liegen gelassen, aber das wiegt heute nicht so schwer", konnte Nagelsmann entspannt verkünden und Doll aufmunternd umarmen. Der 96-Hoffnungsträger im Klassenkampf hatte es wirklich nicht leicht. "Bin ich denn richtig hier?", fragte er leicht orientierungslos Nagelsmann beim Gang zur Pressekonferenz. Hannovers Hoffnungsträger ist um seine Herkulesaufgabe nicht zu beneiden. Aber er stellte sich, anders als dies Nagelsmann seit Saisonbeginn tut, auch im kleinen Kreis den Reporter-Fragen.

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