Kevin Vogt und Torwart Oliver Baumann sind sich nicht einig darüber, ob für die TSG mehr als ein Remis in Wolfsburg drin gewesen wäre. Foto: APF
Von Achim Wittich
Zuzenhausen. Nur die ganz mutigen Sportwetter setzen am heutigen Samstag darauf, dass die TSG Hoffenheim auch nur ein Pünktchen bei ihrem Gastspiel in München (15.30 Uhr/live auf Sky) erkämpfen kann. Zu deutlich sind die Rollen verteilt. Hier die hochdekorierten Stars des „FC Ruhmreich“, die unter der Woche eben mal den diesjährigen Champions-League-Finalisten Tottenham Hotspur – wenngleich der sich derzeit nicht in Top-Verfassung befindet – mit sage und schreibe 7:2 aus dem eigenen Stadion schossen.
Dort die Kraichgauer, die mit einer 0:3-Heimpleite gegen Borussia Mönchengladbach, erst einem Saisonsieg und gerade einmal fünf Zählern nach sechs Spieltagen auf der Habenseite in die wie immer mit 75 000 Zuschauern, darunter 2700 „Hoffe“-Fans, ausverkaufte Allianz Arena reisen. Nicht wenige Tipper befürchten eine böse Watschn für die Mannschaft von Trainer Alfred Schreuder am letzten Wies’n-Wochenende 2019.
Auch unabhängig vom Ergebnis wird es aber keinen Oktoberfest-Besuch an ihre München-Reise dranhängen. "Nein, das geht für uns nicht. Wir kommen dorthin, um Fußball zu spielen. Das Oktoberfest ist sehr schön für Deutschland, aber für uns gibt es nur Fußball", sagte Trainer Alfred Schreuder.
Der Nachfolger von Julian Nagelsmann hat jedoch keineswegs vor, schon vorm vermeintlich ungleichen Duell die weiße Flagge zu hissen. Ganz im Gegenteil: „Nur hinten drin stehen und warten, was Bayern macht – das macht keinen Sinn. Dann kannst du warten, bis das Tor fällt“, sagte der Niederländer am Freitag in Zuzenhausen und gab sich angriffslustig. „Es ist viel Mut gefragt und eine große Herausforderung. Aber wir haben einen klaren Plan, wie wir spielen wollen und werden auch am Samstag unsere Chancen bekommen.“
Die eine oder andere Gelegenheit könnte der Tabellenführer – möglicherweise noch berauscht vom königlichen Auftritt in der Königsklasse – seinem Gegner etwas fahrlässig gestatten. Bei gerade einmal vier erzielten Treffern wird es sich „Hoffe“ dann allerdings nicht leisten können, diese Chancen ebenso fahrlässig zu vergeben. „Die Ergebnisse sind nicht gut gewesen, aber wir haben Vertrauen in unsere Spielweise und jeder hat viel Bock, gegen München zu spielen“, verriet Schreuder.
Allein: Er hat weiter seine liebe Müh mit dem Personal, muss auch diesmal wieder wichtige Kräfte ersetzen. „Bei Kevin Vogt sind die Chancen nicht sehr groß, dass er dabei ist“, machte Hoffenheims Coach erst gar kein Geheimnis daraus, dass der Kapitän auch heute passen muss. Einen Einsatz von Diadie Samassékou konnte und musste er vor der Länderspielpause sogar definitiv ausschließen. Und auch wenn Andrej Kramaric bei der Trainingsarbeit Schritt für Schritt voran kommt, wäre ein Comeback des Kroaten ausgerechnet in München eine große Überraschung.
Natürlich hat Schreuder mitbekommen, dass der verpatzte Auftakt seiner Mannschaft die Zweifler auf den Plan ruft. „Das muss mich nicht kümmern, was in der Zeitung steht“, gab er sich gelassen.
Fast gebetsmühlenartig aber nicht zu Unrecht betont Schreuder, dass seit seiner Vertragsunterschrift und in der Sommerpause ein nicht unbedeutender personeller Umbruch stattgefunden hat. „Ich sehe es als große Herausforderung für uns an, den nächsten Schritt in unserer Entwicklung zu gehen“, meinte Schreuder auf der Pressekonferenz.
Allein: Sollten die Mia-san-mia-Bayern auch gegen den Tabellenzwölften so richtig in Oktoberfest-Laune sein und ganz genau „Maß“ nehmen, könnte dem Dorfklub ein ganz bitterer sportlicher Nachmittag im „Schlauchboot“ bevorstehen. Und dass beim kommenden Heimspiel am 20. Oktober (18 Uhr) ausgerechnet die wiedererstarkten Schalker in Sinsheim aufkreuzen, macht eine ruhige Entwicklungsarbeit für Schreuder gewiss nicht einfacher.
Update: Freitag, 4. Oktober 2019, 18.44 Uhr