1899 Hoffenheim

TSG-Trainer Schreuder wirbt um Zeit und Geduld für das neue Mannschaftskonstrukt

Warum Alfred Schreuder nichts von vorschnellen Beurteilungen hält - Am morgigen Samstag gastiert Borussia Mönchengladbach

26.09.2019 UPDATE: 27.09.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 22 Sekunden

Zwei Schlüsselspieler: Der vom Stürmer zum Verteidiger umgeschulte Robert Skov (l.) und Mentalitätskraft Benjamin Hübner. Foto: APF

Von Joachim Klaehn

Zuzenhausen. Der neue Hoffenheimer Trainer Alfred Schreuder (46) ist ein durchweg sympathischer Typ. Eine ehrliche Haut, wie es umgangssprachlich heißt. Ein kantiger, knuffiger Kerl, der sich von Kindesbeinen an nichts anderes vorzustellen vermochte, als Profispieler und später Fußballlehrer zu werden. "Ab zehn Jahren habe ich dafür gearbeitet und eigentlich nie über Alternativen nachgedacht", beantwortete der Niederländer die von "Hoffes" TV-Redakteurin Deli Beister gestellte Fan-Frage.

Am Donnerstag, zwei Tage vor dem sechsten Liga-Match am Samstag (15.30 Uhr/Sky) zwischen der TSG 1899 Hoffenheim und Borussia Mönchengladbach, war der Mann aus Barneveld/Provinz Gelderland in Redelaune. Offenbar wollte der akribische Arbeiter mal einige Kernbotschaften seines Selbstverständnisses loswerden.

Schreuder warb um Zeit und Geduld für das neue Mannschaftskonstrukt, das unverändert in der Findungsphase steckt. "Es wird zu schnell und zu viel nach einem Fazit gefragt. Es ist aber wichtig, dass die Trainer Zeit bekommen. Nur so können Philosophien und Ideen umgesetzt werden und sich der Erfolg einstellen", argumentierte der TSG-Chefcoach. Vorschnelle Beurteilungen seien nicht hilfreich, was Hoffenheims Pressesprecher Holger Kliem flankierend unterstützte: "Die Bewertungszeiträume werden immer kürzer."

Es ist das Schicksal eines allzu aufgeregten Metiers. Gerüchte, schnelle Nachrichten über alle möglichen Kanäle, Unwahrheiten, Fakten, Statistiken und Daten werden verbreitet und wild durcheinander gemischt, da verliert man schnell den Überblick im Dschungel der modernen Kommunikationswege. "Wir dürfen nicht vergessen: Es bleibt Fußball! Die Spieler müssen frei sein. Das wichtige Wort ist Mut. Als Fußballer hast du ja selbst großen Einfluss auf die Daten", reagierte Schreuder auf das Nachhaken seitens der RNZ.

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Ohne Wenn und Aber sind Schreuder die bisherigen Anlaufschwierigkeiten nicht verborgen geblieben. Gerade die letzte 0:3-Heimpleite gegen den SC Freiburg zeigte schonungslos die Schwächen auf. "Das war ein Schlag. Das beschäftigt mich natürlich als Trainer", bekannte Schreuder. Er zeigte Verständnis für die Kritik: "Freiburg war ja auch nichts von uns." Beim ersten Montagabendspiel der diesjährigen Bundesliga-Saison in Wolfsburg (1:1) drehte das TSG-Trainerteam an der einen oder anderen Stellschraube. Die Strategie mit Linksfuß Robert Skov auf der linken Außenbahn ging voll auf. "Ich hatte es schon länger in meinem Kopf", sagte Schreuder über die Maßnahme, "Robert hat sich in den vergangenen Wochen sehr gut entwickelt." Der gelernte Stürmer erledigte seine Aufgabe auf Anhieb tadellos.

Positiv stimmt die Hoffenheimer ferner, dass sowohl Sebastian Rudy als auch Dennis Geiger in der VW-Stadt ihre Mittelfeld-Rollen offensiver interpretiert haben. Und mit Sargis Adamyan und Christoph Baumgartner seien Energie und Schwung in der Endphase aufs Feld gekommen. Einziges Manko: Die volle Punktausbeute hätte der Mannschaft zusätzliches Selbstvertrauen vermittelt. "Fußball ist Ergebnissport", meinte Schreuder, "es hat in Wolfsburg nicht gereicht. Wir vermissen noch etwas."

Auch die Tatsache, dass Leistungsträger Benjamin Hübner wieder an Bord ist, werten die Blauen als vielversprechendes Zeichen. "Benni hat eine Gewinnermentalität und ist sehr wichtig für den Spielaufbau", lobte Schreuder einen seiner "gesetzten" Innenverteidiger. Gerade gegen die Gladbacher Offensivpower mit den dynamischen Kräften Alassane Pléa, Breel Embolo und Marcus Thuram ist höchste Aufmerksamkeit und Zuverlässigkeit à la Hübner gefragt. "Sie haben einen neuen Trainer und eine neue Spielidee", sagte Schreuder über die sich ebenfalls im Umbruch befindenden "Fohlen", "ab und zu passt es noch nicht so gut." Trainer Marco Rose präferiert aggressives Pressing gemischt mit überfallartigem Tempofußball. Abgesehen von der 0:4-Schlappe gegen den Kärtner Provinzklub Wolfsberger AC in der Europa League lief es bei den Schwarz-Weiß-Grünen vom Niederrhein bis dato allerdings besser als bei "Hoffe": Die Gladbacher setzen Roses anspruchsvolles System schon sehr ordentlich um.

Die TSG hofft am morgigen Samstag vor fast voller "Hütte" - 29.000 Tickets sind verkauft - auf den Befreiungsschlag, dadurch würde der Entwicklungsprozess des "neuen" Teams erleichtert und beschleunigt werden. Und der fleißige, hemdsärmlige "Baumeister" Schreuder könnte sein Werk ohne lästige Betriebsstörungen fortsetzen.

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