Trainer Hoeneß über Belastungsreize und Teamspirit
Hoffenheims neuer Trainer Sebastian Hoeneß über die Erkenntnisse des Trainingslagers - Doppel-Test gegen Fürth und Nürnberg
Von Nikolas Beck
Heidelberg. An das Leben als Bundesliga-Trainer muss sich Sebastian Hoeneß noch gewöhnen. Zumindest abseits des Platzes prasseln viele neue Dinge auf den 38-Jährigen ein, seit er vor drei Wochen als Chefcoach bei der TSG Hoffenheim übernommen hat. Die Arbeit mit der Mannschaft unterscheide sich nicht wirklich zu der, die er als Drittliga-Trainer der Reserve von Bayern München kennt, sagt Hoeneß am Freitagnachmittag. Allerdings: "Die Termine zwischen den Einheiten sind in größerer Zahl vorhanden." Also solche wie der am gestrigen Freitag: Während einer Videoschalte aus dem Trainingslager in Rottach-Egern stand Hoeneß Rede und Antwort.
> Sebastian Hoeneß über den Status quo: Körperlich und taktisch sei die Mannschaft nach den intensiven Einheiten der letzten Tage "da, wo wir sein wollen und sein können". Nach einem "Hauptbelastungsreiz" in der Einheit am Mittwoch, werde der nächste Reiz am Samstag erfolgen. Gleich zwei Testspiele stehen heute zum Abschluss des Trainingslagers auf dem Programm (13 Uhr: Greuther Fürth; 17 Uhr: 1. FC Nürnberg). Nicht übertreiben, laute die Devise: "Wir haben aber einen guten Zug im Training", zeigt sich Hoeneß zufrieden. Auch taktisch befinde sich seine Mannschaft "auf einem guten Weg, aber noch nicht am Ende".
> ... über die angeschlagenen Profis: "Bei Maximilian Beier (Meniskusoperation) und Sargis Adamyan (Sprunggelenksverletzung) ist es absehbar, dass sie vollwertige Mitglieder des Mannschaftstrainings werden." Aktuell würden die beiden Offensivkräfte "teilintegriert" und verkraften die Belastung gut. Mehr Sorgen bereitet Ishak Belfodil. Der Stürmer will nach fast einem Jahr Pause (Kreuzbandriss) in dieser Saison eigentlich wieder angreifen, hat die Maßnahme am Tegernsee aber verpasst. Der Algerier leidet unter einem Mückenstich, der sich entzündet habe. "Ärgerlich", sagt Hoeneß: "Bis dahin war er auf einem guten Weg. Und sicher wäre diese Woche für seine Fitness auch wichtig gewesen."
> ... über mögliche Verstärkungen: "Natürlich hat jeder Trainer grundsätzlich das Ziel, eine Top-Kader zu haben", so Hoeneß. An diesem Ziel sei "Hoffe" auch nah dran. "Aber das ist ja kein Wunschkonzert – man muss berücksichtigen, in welcher Situation wir stecken", verweist er auf die finanziellen Einbußen durch die Pandemie. "Tatsächlich bin ich aber entspannt, weil wir in der Breite und auch in der Spitze gut besetzt sind." Sein Fazit: "Was die Kaderstruktur angeht, könnte es losgehen."
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> ... über die Hierarchie innerhalb der Mannschaft: Jeden Tag gewinne er neue Eindrücke. Auf dem Platz, aber auch daneben durch zahlreiche Gespräche. Hoeneß weiß: "Man kann Spieler nicht in eine Verantwortung zwingen." Im besten Fall würden sie diese übernehmen wollen. Das gelte es gerade herauszufinden. Um die Kapitänsfrage zu klären, sei es daher noch zu früh. Wenngleich: "Die Führungsstruktur, die es in der vergangenen Saison gab, kristallisiert sich aktuell wieder heraus."
> ... über drohende Abgänge: "Das ist ein Szenario, dass aktuell nicht relevant ist", sagt Hoeneß über möglichen Verkäufe, etwa von Mittelfeldstratege Florian Grillitsch: "Flo ist ein sehr, sehr guter Fußballer und wird eine zentrale Rolle bei uns einnehmen. Ich plane fest mit ihm", so Hoeneß. Der umworbene Österreicher sei "voll bei der Sache", weswegen er sich keine Sorgen oder Gedanken mache.
> ... über den Teamspirit: Bei einem gemeinsamen Hüttenabend am Mittwoch hatten Mijat Gacinovic, der bislang einzige externe Neuzugang, und einige Jugendspieler ihren großen Auftritt. Ein Lied zum Einstand hat bei Fußball-Profis Tradition. "Die Jungs haben den Rest des Abends unter sich verbracht", schmunzelte Hoeneß. Die Stimmung scheint aber gut gewesen zu sein. "Luca Philipp muss wohl einen außergewöhnlichen Auftritt gehabt haben", habe er im Nachgang gehört. Solche Abende seien allerdings nicht nur lustig, sondern auch ganz wichtig. "Das ist ein Ziel des Trainingslagers, einen positiven Spirit zu entwickeln." Und so viel könne er vorwegnehmen: "Dieses Ziel haben wir erreicht."
> ... über das schwere Bundesliga-Auftaktprogramm: Unter anderem die ersten beiden Heimspiele gegen Bayern und Dortmund seien "auf jeden Fall eine große Herausforderung". Zugleich aber auch ein großer Ansporn. Hoeneß weiß: "Irgendwann müssen wir gegen jeden spielen."