1899 Hoffenheim

"Guter Erzieher" hat fast alle Schützlinge an Bord

Nagelsmann-Elf startete ins Trainingslager in Österreich

29.07.2018 UPDATE: 30.07.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 29 Sekunden

Trainer Julian Nagelsmann nahm sich am Sonntag bei der Ankunft im Trainingslager in Windischgarsten Zeit für seine Fans nahm. Foto: Hinterramskogler

Von Nikolas Beck

Bruchsal. Julian Nagelsmann gilt als Perfektionist. Als akribischer Planer, der nichts dem Zufall überlassen will. Es liegt also nahe, dass er in seinem Beruf als Trainer der TSG 1899 Hoffenheim kein großer Freund von Überraschungen ist.

Das Ergebnis des dritten Testspiels der Saisonvorbereitung am Samstagabend gegen den SC Heerenveen war aber eine freudige Ausnahme: Mit 8:2 (5:0) deklassierte die TSG den niederländischen Erstligisten vor rund 1000 Zuschauern auf dem Sportplatz des Verbandsligisten 1. FC Bruchsal.

Wie der unerwartet deutliche Ausgang einzuschätzen sei, darüber war sich Nagelsmann nicht ganz sicher. "Wenn man so hoch gewinnt, dann muss man sich immer auch überlegen, wie gut der Gegner war", sagte der TSG-Trainer, der am Montag vor einer Woche seinen 31. Geburtstag gefeiert hatte.

Mit seinen Schützlingen sei er jedenfalls äußerst zufrieden gewesen: "Hohe Torgefahr, viel Präsenz, viele Balleroberungen, herausragende Konter, gut herausgespielte Tore" - Trainerherz, was willst Du mehr?

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Demirbay (6.), Joelinton (12.), Amiri (19./Foulelfmeter), Bittencourt (22.), Szalai (45.), Grifo (62./Foulelfmeter) und zweimal Otto (87./89.) hießen die Torschützen bei zwei Gegentreffern von Veerman (67.) und Vlap (90.). "Die Spitzen haben getroffen, aber auch die ,Achter’ und ,Sechser’ - ich habe immer gesagt, dass wir unsere Tore auf mehrere Schultern verteilen müssen", freute sich Nagelsmann und scherzte bezüglich des Schwerpunkts der Übungseinheiten im Trainingslager in Windischgarsten, wo das Team am Sonntagabend gegen 17 Uhr ankam.

"Eigentlich soll es um die Offensive gehen - vielleicht überdenke ich das aber noch mal." Freilich, Nagelsmann wäre nicht Nagelsmann, würde er nur aufgrund der acht Treffer gegen das Team aus der niederländischen Provinz Friesland von seinem Plan abweichen.

Joelinton sammelte beim Test am Samstag Pluspunkte. Foto: APF

Neben den Feinheiten des Angriffspiels soll die Woche in Österreich dabei helfen, die "Neuzugänge weiter zu integrieren und sich als Gruppe zu finden", so Nagelsmann, für den es am Samstag noch eine weitere positive Überraschung gab: Stürmer Joelinton. "Er hat ein sensationelles Spiel gemacht, das war überragend", lautete das Sonderlob vom Trainer: "Ich hätte nicht damit gerechnet, dass er sich sofort so gut einfindet."

Der 21-jährige Brasilianer, der mit vollem Namen Joelinton Cassio Apolinário de Lira heißt, war bereits 2015 in den Kraichgau gewechselt. Die vergangenen beiden Spielzeiten verbrachte er aber leihweise bei Rapid Wien.

Zurück in Österreich, will er sich in den kommenden Tagen endgültig einen Platz im Kader sichern. Nagelsmann glaubt schon jetzt: "Mit ihm haben wir wieder eine Alternative dazubekommen."

Und Stürmer-Neuzugang Ishak Belfodil einen weiteren Konkurrenten. Für den Algerier könnte es ein richtungsweisendes Trainingslager werden. Die Probleme mit Nacken- und Bauchmuskulatur, die den 26-Jährigen seit der ersten Vorbereitungsmaßnahme in Garmisch-Partenkirchen vom Mannschaftstraining abhielten, seien überwunden, so Nagelsmann: "Er ist fit und topmotiviert, der Wochenschwerpunkt sollte ihm gut zu Gesicht stehen."

Außer Philipp Ochs, der auf eigenen Wunsch hin für Gespräche mit anderen Klubs freigestellt sei, sind alle gesunden Profis in Windischgarsten am Ball. Für Nagelsmann kein Problem, wenngleich bei einer kleineren Trainingsgruppe die individuellen Entwicklungsmöglichkeiten höher seien.

"Das kann jeder Erzieher bestätigen, eins auf drei ist immer besser als eins auf zehn oder elf", schmunzelte "Jule": "Ich glaube, ich bin ein ganz guter Erzieher, eins auf 30 bekomme ich schon auch mal hin."

Dennoch: Der eine oder andere Abgang scheint wahrscheinlicher als weitere Verstärkungen. Der vorerst letzte Neuzugang, Kasim Adams Nuhu, gab in der zweiten Hälfte gegen Heerenveen sein Debüt. Auch in der Offensive sieht Nagelsmann seinen Kader gut aufgestellt, wenn dann auch Kroatiens WM-Halbfinalist Andrej Kramaric wieder dabei ist.

Man beobachte zwar den Markt, weil das einfach zum Job dazugehöre, "aber ein Spieler auf dieser Position, der diese Mannschaft verbessern würde, ist im Normalfall nicht zu bezahlen", so Nagelsmann.

Freilich gilt auch hier: Gegen eine überraschende Ausnahme hätte Julian Nagelsmann sicherlich nichts einzuwenden.

Hoffenheim: Baumann (46. Kobel)- Posch (46. Adams), Vogt, Bicakcic (65. Hoogma) - Kaderabek (65. Pires), Amiri (65. Zulj), Demirbay (65. Nordtveit), N. Schulz (46. Brenet) - Joelinton, Bittencourt (46. Grifo) - Szalai (46. Otto).

Heerenveen: Bednarek - Floranus (46. Schmidt), Hoegh, Pierie, Bulthuis- Kongolo (46. Vlap) - Kobayashi, Thorsby - Rojas (46. Mihajlovic), Zeneli - Lammers (46. Veerman).

Tore: 1:0 Demirbay (6.), 2:0 Joelinton (12.), 3:0 Amiri (19., FE), 4:0 Bittencourt (22.), 5:0 Szalai (45.), 6:0 Grifo (62., FE), 6:1Veerman (67.), 7:1, 8:1 Otto (87., 90.), 8:2 Vlap (90.).

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