1899 Hoffenheim

Erster Europacup-Erfolg in der Vereinsgeschichte (plus Fotogalerie)

Die TSG 1899 Hoffenheim bezwingt am späten Donnerstagabend Istanbul Basaksehir FK souverän mit 3:1

20.10.2017 UPDATE: 19.10.2017 23:00 Uhr 2 Minuten, 23 Sekunden

Der Türöffner gestern Abend: Benjamin Hübner (4.v.r.) markiert per Kopf das 1:0, Mehmet Batdal kann nicht mehr eingreifen. Foto: AFP

Von Tobias Schächter

Sinsheim. "Wir spielen mit voller Kapelle", hatte Julian Nagelsmann vor dem Anpfiff des Spiels seiner TSG Hoffenheim gegen den türkischen Spitzenklub Basaksehir FK angekündigt. Nach zwei Niederlagen zu Beginn der Europa-League-Gruppenphase sollte gegen den regierungsnahen Klub aus Istanbul unbedingt der erste Sieg zum Abschluss der Vorrunde her. Trotz Adduktorenproblemen spielte dann auch Mittelstürmer Sandro Wagner. Und die Anstrengung lohnte sich: Die TSG feierte eine Premiere und gewann zum ersten Mal ein Europapokalspiel - und das hochverdient nach Toren von Benjamin Hübner (52.), Nadiem Amiri (59.) und Nico Schulz (75.) - bei einem späten Gegentor von Napoleoni (90.+3) - mit 3:0 (0:0). Das Ziel, die Vorrunde zu überstehen, liegt wieder im Bereich des Möglichen.

Die Türken, die vom ehemaligen Nationaltrainer Abdullah Avci gecoacht werden, mussten auf einige ihrer besten Profis verzichten. So fehlten im Kader am Donnerstagabend vor 21.167 Zuschauern der marokkanische Verteidiger Manuel da Costa, Spielmacher Emre Belözoglu und Emmanuel Adebayor, der Stürmerstar aus Togo. Der aktuelle Tabellenvierte und letztjährige Vizemeister der Süperlig stellte aber dennoch eine erfahrene Elf mit dem ehemaligen Hannoveraner Mevlut Erdinc im Sturm, oder den vormaligen Nationalspielern Gael Clichy (Frankreich) und Gökhan Inler (Schweiz). Der Istanbuler Plastikklub, der bei Liga-Heimspielen vor kaum mehr als 3000 Zuschauern spielt, wurde von rund 2000 Deutsch-Türken unterstützt. Im Gästeblock standen Fans mit den Trikots der Istanbuler Großklubs Galatasaray, Fenerbahce und Besiktas und es wehten mehrere türkische Fahnen. Gesungen wurden jene Lieder, wie sie auch bei den Spielen der türkischen Nationalmannschaft zu hören sind.

Ausgepfiffen wurde am lautesten Kerem Demirbay, der Mittelfeldspieler der TSG. Der vor 24 Jahren in Herten geborene Techniker mit türkischen Wurzeln hatte sich im Frühjahr für Einsätze in der deutschen A-Nationalmannschaft entschieden und dem damaligen türkischen Nationaltrainer Fatih Terim in letzter Sekunde abgesagt. Demirbay hat in dieser Runde bislang noch nicht die Form, die ihn im vor ein paar Monaten in die deutsche Länderauswahl katapultierte. Aber gegen Basaksehir steigerte er sich nach schwachem Start, war immer aktiv und Vorbereiter der beiden ersten Tore. Den Applaus bei seiner Auswechslung hatte er sich verdient. Für Demirbay brachte Nagelsmann Philipp Ochs. Zuvor hatte auch Demirbay Gästetorwart Mert Günok mit einem strammen Schuss (29.) zu einer Glanzparade gezwungen. Günok, eigentlich zweiter Mann hinter Volkan Babacan, rechtfertigte seine Nominierung mit einer guten Leistung.

Hoffenheim dominierte die erste Hälfte, aber es haperte - wie schon oft in dieser Saison - an der Chancenverwertung. Amiri scheiterte zwei Mal aus kurzer Distanz an Günok (13., 31.) und auch Wagner schoss (32.) oder köpfte (35.) drüber. Die Gäste kamen nur zu einer echten Tormöglichkeit, aber der Schuss des schnellen Kerim Frei wurde noch zur Ecke abgefälscht (26.). Die Hoffenheimer versäumten es, die Partie schon in der ersten Halbzeit zu entscheiden. Spiele nicht früh genug zu entscheiden, war bislang das Manko der "Nagelsmänner" in ihrer allerersten Europapokalsaison. Aber gegen den am Ende doch harmlosen Basaksehir FK war nach den beiden Toren zu Beginn der zweiten Halbzeit diese Begegnung gelaufen. Endlich konnten die Hoffenheimer einmal frühzeitig durchatmen. Allerdings humpelte nach 69 Minuten Abwehrtalent Stefan Posch angeschlagen vom Platz. Kräfte sparen vor dem nächsten Ligaspiel am Sonntag in Wolfsburg durfte hingegen das fleißige Mittelfeldtalent Dennis Geiger, den Routinier Eugen Polanski ersetzte. Da waren die lange lauten Anhänger der Gäste allerdings kaum noch zu hören. Nun stehen die Türken vor dem Spiel in Istanbul in zwei Wochen unter Druck. Hoffenheim tankt durch das 3:1 Selbstvertrauen und beweist, dass es auch im Europapokal gewinnen kann.

Hoffenheim: Baumann - Kaderabek, Benjamin Hübner, Posch (69. Zuber), Schulz - Vogt - Geiger (72. Polanski), Demirbay (63. Ochs) - Amiri, Wagner, Uth.

Istanbul: Mert Günok - Junior Caicara, Attamah, Epureanu, Clichy (81. Erdem) - Inler, Ifran Kahveci (63. Tekdemir) - Torun, Frei - Erdinc (63. Napoleoni), Batdal.

Schiedsrichter: Alexej Eskow (Russland); Zuschauer: 21617; Tore: 1:0 Hübner (52.), 2:0 Amiri (59.), 3:0 Schulz (75.), 3:1 Napoleoni (90.+3); Beste Spieler: Amiri, Demirbay - Frei.

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