1899 Hoffenheim

"Als TSG kommen wir an Grenzen"

Imposante Heimserie durch 1:3 gegen Gladbach beendet - Nagelsmanns Flaschenwurf - Borussen-Fans mit Hassplakat gegen Hopp

29.10.2017 UPDATE: 30.10.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 10 Sekunden

Thorgan Hazard (r.) leitet die Wende ein und gleicht gegen TSG-Torwart Oliver Bauman sowie Kerem Demirbay zum 1:1 für die Borussia aus. Foto: APF

Von Achim Wittich

Sinsheim. Den Fehlwurf des Tages leistete sich Julian Nagelsmann, den Fehltritt des Spieltages ein Teil der Gladbacher Anhänger. Bei der 1:3 (1:0)-Niederlage von 1899 gegen die Borussia war Nagelsmann nach dem zwischenzeitlichen 1:1 (61. Minute) durch Thorgan Hazard derart angefressen, dass er eine Plastikflasche hinter die Trainerbank feuerte. Pech für den TSG-Coach, dass sein "Wurfgeschoss" sich verselbstständigte, auf den unteren Zuschauerrängen landete und einen Mann seitlich am Kopf traf. Glück im Unglück für die Beteiligten: Der Hoffenheimer Fan blieb unverletzt. Sofort nach seinem Fauxpas hob Nagelsmann entschuldigend die Hand in Richtung seines unfreiwilligen Opfers und machte sich nach dem Abpfiff schnurstracks auf den Weg, um Abbitte zu leisten. "Ich hatte heute eine sehr dämliche Aktion, die nicht passieren darf und nicht mehr passieren wird. Es tut mir leid", entschuldigte sich der Bayer auf der Pressekonferenz auch offiziell für sein Missgeschick. Schwamm drüber.

Hintergrund

Baumann: Hielt, was er halten konnte. Bei den Gegentreffern machtlos, beim Dank an die Kurve tadellos.

Akpoguma: Durchwachsenes Startelfdebüt. Konnte nicht an seine souveräne zweite Halbzeit in der Woche zuvor gegen Wolfsburg anknüpfen.

Vogt: Der Kapitän

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Baumann: Hielt, was er halten konnte. Bei den Gegentreffern machtlos, beim Dank an die Kurve tadellos.

Akpoguma: Durchwachsenes Startelfdebüt. Konnte nicht an seine souveräne zweite Halbzeit in der Woche zuvor gegen Wolfsburg anknüpfen.

Vogt: Der Kapitän steuerte den TSG-Dampfer mit zwei schlimmen Patzern in unsicheres Fahrwasser.

Posch: Machte in der personell arg gebeutelten Hintermannschaft den sichersten Eindruck, allerdings zu ungestüm gegen Grifo vor Ginters Tor.

Kaderabek: Unauffällige Partie des Tschechen. Wurde nach 50 Minuten durch Lukas Rupp ersetzt.

Schulz: Einer der Besten. Vor allem im ersten Abschnitt lief viel über den flinken Linksfuß.

Geiger: Auf der "Sechs" diesmal nicht so stabil wie gewohnt.

Amiri: Solider Aufritt ohne die ganz großen Höhepunkte am Tag nach seinem 21. Geburtstag.

Demirbay: Bester Hoffenheimer, nicht nur wegen seines Traumtores. Kam zu spät bei Hazards Ausgleich.

Uth: Gut im Spiel, Pech im Abschluss. Mit Oberschenkelproblemen raus.

Wagner: Immer anspielbar, immer unterwegs. Hätte sich mal wieder ein Tor verdient.

Kramaric: Kam für Uth, blieb aber unauffällig und wirkungslos.

Rupp: Gutes Spiel des Weinheimers. Gefühlvolle Vorlage, die Wagner per Kopf nicht verwerten konnte.

Ochs: Übernahm fünf Minuten vor Schluss für Posch. nb

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Weitaus unerfreulicher war beim höchst unterhaltsamen Kick das Gebaren der VfL-Ultras, die auf einem Plakat Dietmar Hopp als "Fußball-Mörder" verunglimpften. Der Traditionsverein vom Niederrhein entschuldigte sich am Sonntag schriftlich bei den Hoffenheimern. "Wir distanzieren uns als Verein ganz klar von diesem Verhalten", sagte Geschäftsführer Stephan Schippers und Sportdirektor Max Eberl wurde noch deutlicher: "Wir wollen nichts mit Leuten zu tun haben, die Hass schüren." Den Gladbachern droht nun eine Strafe durch den Deutschen Fußball Bund (DFB).

Das, was die 30.150 Zuschauer in der ausverkauften Rhein-Neckar-Arena, darunter Bundestrainer Joachim Löw, dargeboten bekamen, war äußerst sehenswert. Ein unterhaltsamer Kick zweier Teams, die ihr Hauptziel nicht darin sehen, Gegentore zu vermeiden. Gegen von Beginn an fröhlich drauf los galoppierende "Fohlen", die in der zehnten Minute durch Hazard ihre erste Großchance hatten, ging "Hoffe" durch einen herrlichen Distanzschuss von Kerem Demirbay in Führung (25.). Zuvor stand dem wieder einmal glänzenden Torhüter Oliver Baumann beim Schlenzer von Vincenzo Grifo der Pfosten hilfreich zur Seite (21.). Nicht gänzlich unverdient, aber dennoch etwas glücklich war der knappe Vorsprung der Kraichgauer zur Halbzeit.

Nach der Pause allerdings konnten die Hoffenheimer, die zweimal früher als geplant wechseln mussten, ihrem spielstarken Kontrahenten nicht mehr Paroli bieten. Nach dem Ausgleich durch Hazard schwanden endgültig die Kräfte. Matthias Ginter (79.) und der ehemalige Hoffenheimer Jannik Vestergaard (82.) machten 1899 den Garaus. Nach 22 Heimspielen ins Serie ohne Niederlage gingen die Hoffenheimer erstmals wieder als Verlierer vom Platz.

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Oliver Baumann redete nicht drumherum: "Am Ende war Gladbach einfach besser." Sein Coach sah es nicht anders: "Ein verdienter Sieg", gratulierte Nagelsmann ohne Wenn und Aber. Sportdirektor Alexander Rosen differenzierte zwischen dem Pokalaus in Bremen und der dritten Pleite im zehnten Bundesliga-Spiel: "Diese Niederlage fühlt sich anders an, als am Mittwoch", war er mit dem Auftritt der Mannschaft - richtigerweise - keineswegs unzufrieden. Zahlreiche Verletzungen und die Gelbsperre von Benjamin Hübner, der in der Innenverteidigung schmerzlich vermisst wurde, kann Nagelsmann trotz eines breiter aufgestellten Kaders nicht auffangen. "Als TSG kommen wir schon an die Grenzen und stehen so, wie wir auch Leistung gebracht haben", kommentierte Rosen die Tatsache, dass der Tabellensiebte bereits zwölf Punkte nach einer Führung liegen gelassen hat.

Tatsache ist: Nur eines ihrer letzten sieben Pflichtspiele haben Baumann und seine Mitstreiter für sich entschieden. Am Donnerstag (19 Uhr/live auf Sky) bei Istanbul Basaksehir muss in der Europa League etwas Zählbares herausspringen, sonst ist das internationale Debüt schnell beendet. Drei Tage später geht es vor der Länderspielpause zum Schlusslicht nach Köln. Verliert der Dorfklub auch in der Domstadt, droht endgültig der erste richtige Kater dieser Saison.

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