'Es geht nicht nur um Wanderwege für Senioren'
Von Christoph Moll
Wenn am 25. Mai in den baden-württembergischen Gemeinden neue Gemeinderäte gewählt werden, dann kann Gregor Kohl (Foto: Alex) ganz entspannt sein. Denn er sitzt bereits für die SPD in einem Kommunalparlament - im hessischen Neckarsteinach, wo keine Wahl ansteht. Dort heißen die Gemeinderäte auch anders, nämlich Stadtverordnete. Mit 22 Jahren ist Gregor einer der jüngsten Kommunalpolitiker der Region. Im ZeitJung-Interview erzählt der selbstständige Tontechniker, warum er sich in seiner Heimatstadt engagiert.
Gregor, bei einem Kommunalpolitiker denkt man eigentlich nicht an einen 22-Jährigen.
Ja, das stimmt. Die meisten meiner Kollegen in der Stadtverordnetenversammlung sind in der Tat älter als ich. Ich falle da schon auf. Viele machen das schon jahrelang, da hat man natürlich viel Respekt und ist anfangs noch etwas zurückhaltend. Meine Freunde finden es gut, was ich mache, sie können sich aber nicht vorstellen, dass ich wirklich dort sitze. Bisher ist aber auch noch keiner zu einer Sitzung gekommen und hat nachgeschaut (lacht).
Wieso engagierst du dich vor Ort?
Alles hat einmal vor ein paar Jahren mit einem Skatepark angefangen. Dieser war eine Idee von ein paar Freunden und mir. Das war damals, als ich 17 oder 18 Jahre war, meine Motivation, für den Jugendbeirat zu kandidieren. Dort war ich dann auch Vorsitzender und habe gesehen, dass man etwas erreichen kann. Und deshalb wollte ich weitermachen. Ich will wissen, was in der Stadt passiert. Wenn ich nicht im Rat wäre, würde ich wohl im Publikum sitzen. Man sollte nicht rummeckern, sondern selbst etwas tun.
Viele Jugendliche interessiert gar nicht, was vor ihrer Haustür passiert.
Ja, das ist traurig. Viele wissen einfach nicht, über was wir beraten. Die denken, da geht's eh nur um Wanderwege für Senioren. Dabei sind es viele Themen, die sie direkt betreffen wie Breitbandausbau oder der Bau von Windrädern.
Das kommunalpolitische Engagement wurde dir quasi in die Wiege gelegt. Dein Opa war viele Jahre Stadtverordnetenvorsteher, deine Mutter ist ebenfalls Stadtverordnete.
Ja, mein Opa war es auch, der mich gefragt hat, ob ich kandidieren möchte. Ich stand allerdings weit unten auf der Lisá te, sodass ich nicht direkt gewählt wurde. Das wollte ich auch gar nicht, weil ich damals noch Prüfungen hatte und danach als Selbstständiger erst einmal Fuß fassen wollte. Dann wurde ich aber schneller als gedacht ins kalte Wasser geworfen. Als mein Opa ausgeschieden ist, bin ich für ihn nachgerückt. Das war vor etwa anderthalb Jahren.
Wie war deine erste Sitzung?
Ich war natürlich aufgeregt und habe erst einmal verfolgt, wie das alles abläuft. Inzwischen ist die Aufregung weg, aber die Zurückhaltung ist schon noch da.
Wie wurdest du von den "alten Hasen" aufgenommen? Manche waren bestimmt skeptisch, ob du das schaffst ...
Im Gegenteil. Manche haben sich sogar bedankt, dass ich mich engagiere. Ich fühlte mich gleich willkommen.
Wie viel Zeit nimmt dein Engagement in Anspruch?
Die Sitzungen sind in der Regel einmal im Monat, davor treffen wir uns in der Fraktion ein bis zwei Mal und besprechen die Themen. Dann muss man noch die Vorlagen zu den Tagesordnungspunkten lesen. Das ist schon anstrengend, manches ist nur schwer zu verstehen. Besonders der Haushalt. Der ist nicht sehr spannend, aber wichtig. Am Anfang blickt man nicht durch, aber mit der Zeit wächst man da hinein. Aber ich habe da ja auch Hilfe in der Familie, wenn ich beruflich unterwegs bin und nur wenig Zeit zur Vorbereitung habe.
Kannst du dir vorstellen, später noch stärker in die Politik zu gehen?
So weit denke ich jetzt noch nicht.
Aber bei der nächsten Kommunalwahl stehst du wieder auf der Liste?
Ich denke schon.