Berlin (dpa) - Der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, Matthias Kleiner, hat eine positive Sicht auf die Zukunft angemahnt: "Wir sollten uns davor hüten, unseren Blick zu verstellen dafür, wie gut es uns in Deutschland geht", sagte der Wissenschaftsmanager im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Im Bereich Mobilität erwartet er spanende Neuerungen.
Frage: Welche Entwicklung wird Deutschland 2017 besonders prägen?
Antwort: Die Digitalisierung wird auch im kommenden Jahr ihren Einfluss überall in der Gesellschaft entfalten. Die Forschung gestaltet den digitalen Wandel entscheidend mit und erforscht ihn, zum Beispiel im Bildungsbereich in allen Bereichen von frühkindlicher Bildung über Schulbildung bis hin zum Lernen und Lehren in den Hochschulen und natürlich im lebenslangen Lernen.
Frage: Welcher große Trend wird - nach Digitalisierung, Globalisierung, Spaltung vieler Gesellschaften - in den kommenden fünf Jahren besonders wichtig?
Antwort: Es gibt eine ganze Reihe großer Trends, ich halte im Besonderen Interdisziplinarität für eine wichtige Voraussetzung für die Lösung komplexer Fragestellungen und für große wissenschaftliche Durchbrüche, die sich in kooperativen Bündnissen von Forschungsdisziplinen ausdrücken.
Frage: Welches Produkt oder welche Entwicklung wird das Alltagsleben der Menschen hierzulande in den nächsten Jahren besonders stark verändern?
Antwort: Ich persönlich bin sehr gespannt auf die vielgestaltigen Produkte, die unter dem Schlagwort der Mobilität entwickelt werden und die dazugehörigen Geschäftsmodelle.
Frage: Wovor sollten sich die Deutschen 2017 besonders hüten?
Antwort: Wir sollten uns davor hüten, unseren Blick zu verstellen dafür, wie gut es uns in Deutschland geht - wirtschaftlich, geopolitisch und gesellschaftlich, im Übrigen auch im selbstverständlichen Zusammenleben mit den über 17 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland.
Frage: In Ihrem Themenbereich, wo sehen Sie 2017 die größten Chancen, wo die größten Risiken für Deutschland?
Antwort: Die G20-Präsidentschaft 2017 bietet Deutschland die Chance, globale Herausforderungen auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse voranzutreiben - in der Klimapolitik und in der weiteren Gestaltung der Globalisierung beispielsweise. Risiken bestehen darin, der öffentlichen Erregung und dem Populismus nachzugeben und Emotion über Ratio siegen zu lassen.
ZUR PERSON: Professor Matthias Kleiner (61) ist seit 2014 Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, die fast 90 Forschungseinrichtungen verbindet. Der Ingenieur und Hochschullehrer stand von 2007 bis 2012 an der Spitze der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG).