Von Barbara Klauß
Walldorf. SAP hat trotz der Corona-Pandemie ein überraschend gutes zweites Quartal hingelegt. Nachdem Europas größter Softwarehersteller in den ersten drei Monaten des laufende Geschäftsjahres die Pandemie so stark zu spüren bekommen hatte, dass der Vorstand die Prognose kappte, wuchs der Konzern nun unerwartet kräftig, wie SAP am späten Mittwochabend mitteilte. Sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis übertraf SAP die Erwartungen der Experten. Analysten zeigten sich am Donnerstag begeistert. Die Aktie von Deutschlands wertvollstem Dax-Konzern sprang auf ein Rekordhoch und erreichte zwischenzeitlich einen historischen Höchststand von 139,62 Euro.

"Ich bin sehr stolz darauf, dass unsere Teams das sehr schwierige Umfeld erfolgreich gemeistert und ein besseres Quartalsergebnis erreicht haben als erwartet", erklärte SAP-Chef Christian Klein laut Mitteilung. Gelungen sei das auch durch die schnelle Reaktion auf der Kostenseite, fügte Finanzvorstand Luka Mucic hinzu – das habe einen starken Anstieg des Betriebsergebnisses und der Marge gefördert. Um die Kosten zu senken, stellt SAP seit Beginn der Pandemie weniger neue Mitarbeiter ein. Der Konzern hat Ausgaben verringert, wo das kurzfristig möglich war, verzichtet auf Geschäftsreisen, setzt verstärkt auf virtuelle Veranstaltungen und nutzt geringere Gebäudekosten.
Hinzu kam im zweiten Quartal laut Mitteilung eine starke Umsatzentwicklung. So habe die Geschäftstätigkeit allmählich wieder angezogen. Zudem profitiert der Softwarekonzern von den Veränderungen, die die Pandemie mit sich bringt: In dieser Situation setzten die Kunden verstärkt auf das Thema "digitale Transformation", hatte SAP-Chef Klein bereits im Mai im Interview mit der RNZ gesagt – und das als Chance für die Walldorfer gewertet: "In der Krise ist unsere Software gefragter denn je." Nun zeige sich deutlich, dass die Kunden auf die Strategie der SAP für das intelligente Unternehmen setzten, erklärte Klein am Mittwoch.
Treiber bei den Erlösen war erneut das Geschäft mit Cloudsoftware (Mietsoftware aus dem Internet), das um rund ein Fünftel auf etwas mehr als zwei Milliarden Euro zulegte. Vor der Coronakrise hatte SAP hier noch höhere Wachstumswerte verzeichnet. Im zweiten Quartal wurde das Geschäft Bei den konjunktursensiblen Verkäufen von Softwarelizenzen schnitt SAP trotz eines Rückgangs um 18 Prozent deutlich besser ab als viele Analysten befürchtet hatten.
So fielen die Reaktionen auf die vorgelegten Zahlen am Donnerstag durchweg positiv aus: Das zweite Quartal sei mit Blick auf die Eckdaten gut verlaufen, schrieb Analyst Mohammed Moawalla von Goldman Sachs. Besonders die Lizenzerlöse hätten sich solide entwickelt. Umsatz und operative Marge seien besser als erwartet ausgefallen, schrieb Jefferies-Analyst Julian Serafini. Von unerwartet starken Kennziffern sprach auch Michael Briest von der Schweizer Großbank UBS. Vor allem in puncto Profitabilität habe SAP positiv überrascht. Damit erscheine nun auch der bestätigte Jahresausblick als konservativ. In der Phase des stärksten Lockdown in der Corona-Krise habe sich das Unternehmen als widerstandsfähig erwiesen, betonte Stacy Pollard von der US-Bank JPMorgan.
Dabei hatte der Konzern im ersten Quartal angesichts der spürbaren Belastungen durch die Corona-Krise die Prognose fürs laufende Geschäftsjahr gesenkt. An dieser Jahresprognose hält die SAP-Spitze nun fest. Der Ausblick gehe weiterhin von der Annahme aus, dass sich die Nachfrage im dritten und vierten Quartal allmählich verbessere, wenn Länder ihre Wirtschaft weiter hochführen und die Einschränkungen für die Bevölkerungen gelockert würden.
Die detaillierten Ergebnisse für das zweite Quartal legt SAP am 27. Juli vor.
Update: Donnerstag, 9. Juli 2020, 19.25 Uhr
Walldorf. (dpa) Europas größter Softwarehersteller SAP hat in der Coronavirus-Krise ein unerwartet starkes zweites Quartal hingelegt. Nachdem das Unternehmen die Pandemie im ersten Quartal vor allem in Asien so stark zu spüren bekommen hatte, dass Vorstandschef Christian Klein und Finanzchef Luka Mucic die Prognosen hatten stutzen müssen, fuhr SAP nun überraschend viel Umsatz und Gewinn ein, wie aus der überraschenden Mitteilung des Dax-Schwergewichts vom späten Mittwochabend hervorgeht.
Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern kletterte gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 8 Prozent auf 1,96 Milliarden Euro. Das war deutlich mehr, als Analysten im Schnitt zuvor mit rund 1,8 Milliarden Euro erwartet hatten. "Unsere schnelle Reaktion auf die Krise auf der Kostenseite förderte einen starken Anstieg des Betriebsergebnisses und der Marge", sagte Finanzchef Mucic.
Auch der Umsatz zog mit plus 2 Prozent auf 6,74 Milliarden Euro überraschend an, Experten hatten mehrheitlich mit einem Rückgang gerechnet. "Ich bin sehr stolz darauf, dass unsere Teams das sehr schwierige Umfeld erfolgreich gemeistert und ein besseres Quartalsergebnis erreicht haben als erwartet", sagte Vorstandschef Klein. Die breite Angebotspalette des Konzerns spiele eine entscheidende Rolle für die Digitalisierung bei den Kunden. "Dadurch können unsere Kunden gestärkt aus der Krise hervorgehen", sagte Klein.
Treiber war bei den Erlösen erneut das Geschäft mit Cloudsoftware, das um rund ein Fünftel auf 2,04 Milliarden Euro zulegte. Normalerweise verzeichnet SAP hier noch höhere Wachstumswerte. Doch das Geschäft wurde im zweiten Quartal aufgrund der Corona-Krise durch geringere volumenabhängige Transaktionsumsätze beeinflusst - etwa bei der Beschaffungsplattform Ariba verdient SAP am abgewickelten Handelsvolumen, das in der wirtschaftlichen Flaute gelitten haben dürfte.
Der Auftragsbestand der bereits geschlossenen Cloudverträge dürfte allerdings voraussichtlich um ein Fünftel gewachsen sein, hieß es. Die Nachfrage nach digitalen Logistikketten, E-Commerce, der Cloudplattform und nach Lösungen der Marktforschungstochter Qualtrics sei weiterhin hoch.
Bei den konjunktursensiblen Lizenzerlösen schnitt SAP trotz eines Rückgangs um 18 Prozent deutlich besser ab als befürchtet, Analysten hatten mit einem noch herberen Dämpfer gerechnet. Im ersten Quartal waren die lukrativen Einmalverkäufe wegen der Corona-Pandemie bereits eingebrochen. Insbesondere Asien und Japan hätten in dem Geschäft aber nun eine starke Erholung erlebt, hieß es.
SAP bestätigte die nach dem ersten Quartal gesenkten Jahresprognosen. Nachdem sich die Corona-Krise im letzten Monat des ersten Quartals weltweit deutlich auf die Wirtschaft ausgewirkt habe, sei die Geschäftstätigkeit im Laufe des zweiten Quartals allmählich wieder angezogen, hieß es von SAP. Zahlen zum Nettoergebnis nannte SAP zunächst nicht, die detaillierten Ergebnisse legt SAP am 27. Juli vor.