"TasteNext"

Gesunde Ernährung auf dem Stundenplan

Das Inklusionsunternehmen "TasteNext" versorgt Schüler und Firmenmitarbeiter mit regionaler Kost

13.07.2020 UPDATE: 14.07.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden
Sie kochen beim Inklusionsbetrieb TasteNext gesundes Essen für Schüler (von links): Benjamin Madl, Produktionsleiter Jürgen Lermig, Salvatore Tondo, Michael Reinle. Foto: Alfred Gerold

Von Gaby Booth

Mannheim. Mit der vermehrten Einrichtung von Ganztagsschulen ist der Markt an Caterern, die Mensen mit Essen beliefern, gewachsen und für Interessenten fast unübersichtlich geworden. Ein Anbieter aus der Region hat einen Weg eingeschlagen, der mehrere Ziele miteinander verbindet: Soziales Engagement, Sensibilisierung für gesunde Ernährung und wirtschaftliche Mahlzeiten-Produktion. "TasteNext" heißt die Gemeinnützige Unternehmensgesellschaft, die sich diese Ziele bei der Herstellung und Lieferung von Essen für Schulen, Bildungseinrichtungen und Firmen gesetzt hat.

Dort, wo einmal die AMS Brezel gebacken wurde, in der Mannheimer Mallaustraße, werden kurz vor fünf Uhr morgens Tomaten, Gurken und Früchte aus der Pfalz angeliefert, wenig später sind sie zu Salaten und Gerichten verarbeitet und werden hungrigen Schülern und Firmenmitarbeitern als Mittagstisch serviert. Das funktioniert so: Am Vortag wählen die Schüler am Computer oder Smartphone eines von drei Essen aus. Entweder ein Fleisch-/Fischgericht, ein vegetarisches Essen oder einen Salatteller. Hähnchenkeule mit Kartoffelecken zum Beispiel, Gemüse-Couscous, einen bunten Salatteller oder Kebab mit Reis und Salat. Als Nachtisch Obst der Saison.

Markus Bissinger, Geschäftsführer von "TasteNext", hat in der Mensa der Integrierten Gesamtschule Mannheim-Herzogenried jahrelang Erfahrung mit Schülern und deren Essverhalten gesammelt. "Nicht wenige Kinder kommen ohne Frühstück in die Schule, um halb zehn sinkt die Leistungskurve, dann rennen sie zum Kiosk oder zu benachbarten Läden und holen sich irgendetwas", weiß er. Irgendetwas heißt meist Süß kram oder leere Kohlehydrate. Daher gehören auch gesunde Snacks zum Angebot von "TasteNext". Als Mediziner hat es sich Bissinger zur Aufgabe gemacht, nicht nur für gesundes Mittagessen zu sorgen, sondern Schüler und Eltern über die Bedeutung gesunder Ernährung aufzuklären. "Das kommt in Deutschland einfach noch zu kurz", sagt er.

In der Mensa der IGMH begann das Unternehmen "TasteNext" 2014 mit etwa 250 Essen, inzwischen werden an der neuen Adresse in der Mallaustraße größere Brötchen gebacken. "Wir können bis zu 5000 Essen täglich liefern", sagt Bissinger. Doch erst einmal muss die Coronazeit überstanden werden, in der nicht alle Kapazitäten ausgeschöpft werden können. Die Infrastruktur ist da, die Koch- und Kühlmöglichkeiten sind vorhanden. Inzwischen versorgt das Unternehmen im Rahmen eines Verbundes zwölf Schulen in Mannheim, dazu vier Sozialunternehmen in der Metropolregion. Von dorther kommen auch immer mehr Anfragen. Das Besondere an dem Unternehmen: Es ist ein Inklusionsbetrieb, in dem mehr als 40 Prozent der 60 Mitarbeiter eine geistige oder körperliche Behinderung haben, und wird daher vom Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS) Baden-Württemberg anerkannt und gefördert. "Die Beschäftigung von Menschen mit einer geistigen oder körperlichen Behinderung ist für uns ein Anliegen und ein Auftrag", so Bissinger.

Wenn er sehe, wie der Kontakt zwischen behinderten Menschen und den Schülern nicht nur in der Küche, sondern auch bei der Essensausgabe funktioniert, dann tue das beiden Seiten gut und sensibilisiere, meint Bissinger. Denn: "Inklusion bedeutet für mich selbstverständliche Teilhabe und es hat für uns eine hohe Priorität."

Es ist nicht nur die Philosophie als Inklusionsbetrieb, die das Alleinstellungsmerkmal des Caterers ausmacht, es ist das ganze Konzept. Der Einsatz regionaler und saisonaler Produkte wird bevorzugt, die Hälfte der Ware stammt aus ökologischem Anbau. Der Wareneingang, die Produktion und die Ausgabe der Speisen sind Bio- und DGE-zertifiziert, zählt der Geschäftsführer auf. Und dann ist da noch das Produktionsverfahren "Cook & Chill". Das bedeutet, die Speisen werden erst in der Mensa, also kurz vor dem Servieren, gekocht. Und dann immer nur so viele Portionen, wie gerade nachgefragt und gebraucht werden. Dadurch bleiben letztendlich weniger Essensreste übrig, die entsorgt werden müssten.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.