SAP-Vorstand

Die Kunden mögen Klein lieber als Bill McDermott

Einflussreiche Anwendergruppe über neuen SAP-Vorstand: "Haben einen anderen Zugang" – Technologietage in Mannheim

12.02.2020 UPDATE: 13.02.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden
Die DSAG-Technologietage fanden Dienstag und Mittwoch im Mannheimer Rosengarten statt. Foto: zg

Von Matthias Kros

Mannheim. Marco Lenck ist Vorstandsvorsitzender der einflussreichen Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG). Zwei Tage war er bei den Technologietagen in Mannheim, an denen 2300 Kunden teilnahmen.

Herr Lenck, im Herbst hat die DSAG die Produktstrategie von SAP scharf kritisiert. Es würde zu viel angestoßen, und die Integration der für Milliarden Euro zugekauften Unternehmen wie Success Factors, Concur oder Qualtrics funktioniere nicht. Kurz danach trat der damalige Konzernchef Bill McDermott zurück. Sehen Sie einen Zusammenhang?

Nicht direkt. Diese Kritikpunkte wurden ja schon früher geäußert und wir hatten auch schon vor McDermotts Rücktritt das Gefühl, verstanden zu werden. SAP hat erkannt, dass erstmal genug akquiriert wurde und nun die Lösungen integriert werden müssen. Es reicht aber nicht, nur darüber zu reden. Es müssen auch Prioritäten gesetzt und entsprechend Ressourcen vergeben werden. Da stellte sich dann irgendwann die Frage, wer das am glaubhaftesten vertreten kann. Christian Klein hat diese Themen zur Chefsache gemacht, er verkörpert das.

Marco Lenck. Foto: zg

Also läuft es unter dem neuen Co-Vorstandschef Christian Klein besser als unter Bill McDermott?

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Da hören Sie von mir als Deutschem ein klares Ja. Wir haben einen anderen Zugang zu Christian Klein, er hört gut zu und geht darauf ein, was die Kunden benötigen. Ich will damit nicht sagen, dass unter Bill McDermott alles schlecht war, aber er ist Amerikaner mit entsprechenden kulturellen Unterschieden. Er ist stärker ein Verkäufer gewesen und hat SAP durch Akquisitionen vorangebracht. Wenn es um prozessuale Anforderungen ging, war er für uns nicht immer der richtige Ansprechpartner.

Wo haperte es denn bei der Produktstrategie von SAP?

Die SAP-Strategie muss plan-, belastbar und transparent sein. Neue Funktionalitäten oder Lösungen nutzen nichts, wenn wir sie als Kunde aufgrund fehlender Integration nur mit hohen Aufwand umsetzen können.

Einen ersten Erfolg konnten Sie bereits verbuchen. SAP ist einer ihrer zentralen Forderungen nachgekommen und gibt den Kunden nun mehr Zeit für die Umstellung auf die neue S/4-Hana-Software.

Es freut uns besonders, dass die Kommunikation so frühzeitig erfolgt ist. SAP hat eingesehen, dass vor allem die größeren Unternehmen es nicht schaffen werden, ihre Software bis zum Auslaufen der Wartungsverträge umzustellen. Der Umstieg ist komplex und es fehlt an fachkundigem Personal auf Beraterseite und in den Unternehmen, das die digitale Transformation durchführen kann.

Ist Ihr Ärger aus dem Herbst also verflogen?

Auf jeden Fall sind Produktstrategie und Stoßrichtung grundsätzlich richtig. Wir haben jetzt von SAP wie gefordert belastbare Roadmaps erhalten. Am Ende des Tages werden wir SAP daran messen, was das Unternehmen liefert.

Ein weiterer DSAG-Kritikpunkt war der Personalumbau bei SAP in den vergangenen Jahren. Sie hatten befürchtet, dass mit den scheidenden Mitarbeitern viel wertvolles Wissen abfließt. Hat sich das bewahrheitet?

Wir haben das in der Tat mit Sorge gesehen. Ob es so gekommen ist, ist schwer zu beurteilen. Heute würde ich sagen, dass SAP noch über genügend Know-how verfügt.

Nach dem Rückzug McDermotts steht eine weitere Änderung an der Konzernspitze an. Mitgründer Hasso Plattner will in zwei Jahren als Aufsichtsratschef aufhören. Er gilt bei SAP noch immer als treibende Kraft. Was bedeutet sein Abschied?

Ohne Zweifel hat er als Antreiber sehr viel bewirkt. Es ist aber fraglich, ob ein Aufsichtsratschef so eine Rolle auch in Zukunft einnehmen muss. SAP kann heute auch aus sich heraus viel entwickeln. Die Innovationskraft besteht weiter.

Als Nachfolger wird Ex-Vorstand Gerhard Oswald gehandelt.

Ja, das hört man. Er war auch hier bei den DSAG-Technologietagen in Mannheim vor Ort. Wir haben gute Kontakte zu ihm und ich würde mich für ihn freuen. Ich kenne ihn schon sehr lange, er hat das Ohr immer am Kunden. Das hat ihn schon früher ausgezeichnet. Ob er tatsächlich Aufsichtsratschef wird, weiß ich natürlich nicht.

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