Sorgten für gute Stimmung bei den Aktionären: SAP-Aufsichtsrats-Chef Hasso Plattner und Vorstands-Chef Bill McDermott. Foto: Uwe Anspach
Von Daniel Bernock
Mannheim. Auch wenn die Kritik leiser war als im Vorjahr, stand das Vorstandsvergütungssystem der SAP auch dieses Jahr im Fokus der Hauptversammlung. Vorab hatte Aufsichtsrats-Chef und Firmengründer Hasso Plattner versucht, Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen.
In einem offenen Brief wandte er sich an die Aktionäre: Nach den heftigen Diskussionen im vergangenen Jahr habe er sich mit Investoren getroffen, um über das Thema Vorstandsvergütung zu sprechen. "Dieser Dialog ist mir sehr wichtig", so Plattner. Die Kritik der Aktionäre nehme er sehr ernst.
Christian Klein. Foto: zgDas Ergebnis seiner Arbeit legte Plattner gestern der Hauptversammlung zur Abstimmung vor. So wurde unter anderem die maximale Höhe der kurzfristigen Boni gekürzt, Obergrenzen bei Abfindungen eingeführt sowie eine Rückforderungsklausel in die Vorstandsverträge aufgenommen. Zudem zeige das Unternehmen nun mehr Transparenz im Vergütungsbericht, lege nun etwa die Obergrenzen offen.
"Wir hoffen, dass wir damit Ihr Vertrauen zurückgewinnen konnten", sagte Plattner vor den rund 3200 Aktionären in der SAP-Arena. Diese honorierten die Änderungen – rund 90 Prozent der Aktionäre stimmten gestern für das neue Vergütungssystem. Für die Entlastung des Aufsichtsrats und des Vorstands stimmten rund 99 Prozent. Im Vorjahr waren der Vorstand mit 70 Prozent und der Aufsichtsrat mit 62 Prozent abgestraft worden.
Trotz aller Änderungen: Das Gehalt des Vorstandsvorsitzenden Bill McDermott verteidigte Plattner gestern erneut. Er sei überzeugt, dass die Höhe der Vergütung "angemessen" sei. SAP orientiere sich an der Bezahlung der internationalen Konkurrenz.
Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) widersprach in diesem Punkt Plattner. Die Zuflüsse von rund 22 Millionen Euro, die McDermott vergangenes Jahr erhalten hatte, seien zu hoch. "Es muss irgendwo auch in unsere gesellschaftliche Landschaft passen", sagte die Aktionärsvertreterin.
Gerhard Oswald. Foto: AP FotografieMcDermott hatte im vergangenen Jahr wegen der Auszahlung längerfristiger Boni, die sich am Kurs der Aktie orientieren, diesen Rekordzufluss erhalten. Sein Gehalt lag mit 13,1 Millionen Euro hingegen unter dem Wert des Vorjahres (rund 14 Millionen Euro).
"Bei SAP geht die Post ab"
Von der Höhe des Gehalts abgesehen zeigte sich Benner-Heinacher mit dem neuen Vergütungssystem zufrieden: "Wenn Sie etwas machen Herr Plattner, dann machen Sie es offensichtlich gleich richtig." Auch bei der Höhe der Dividende werde ihre Kritik immer leiser.
Das Unternehmen befinde sich auf dem "richtigen Weg" zu einer Ausschüttungsquote von 50 Prozent. Für das abgelaufene Geschäftsjahr hat das Unternehmen die Dividende um zwölf Prozent auf 1,40 Euro pro Aktie erhöht. Insgesamt verteilt das Unternehmen 1,67 Milliarden Euro an die Aktionäre, das entspricht einer Ausschüttungsquote von 41 Prozent.
Eine Zahl, mit der Markus Kienle von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) nicht zufrieden ist. Er widersprach seiner DSW-Kollegin: "Für ein reifes Unternehmen wie die SAP ist eine Ausschüttung von 40 Prozent eher unterdurchschnittlich", so Kienle. Er wünsche sich, dass 50 Prozent des Gewinns an die Anteilseigner gingen.
Einig waren sich die Aktionärsvertreter, was die Leistung des Vorstands im vergangenen Jahr betrifft. "Bei SAP geht die Post ab", sagte Benner-Heinacher. Sie fragte, bis wann McDermott – wie jüngst in einem Interview angekündigt – den Wert des Unternehmens auf 300 Milliarden Euro erhöhen will. Das wäre im Vergleich zu heute in etwa eine Verdreifachung des Börsenwertes – und damit auch der SAP-Aktie.
Er setze sich immer anspruchsvolle Ziele, sagte McDermott. Einen konkreten Zeitrahmen für dieses Ziel würde es jedoch nicht geben. "Es gibt aber ganz klar das Potenzial, den Wert des Unternehmens zu verdreifachen. Es ist nur eine Frage der Zeit."
Alles eine Frage der Zeit? Bei einem Thema liegt McDermott auch nach acht Jahren an der SAP-Spitze noch immer hinter seinen selbst gesteckten Zielen: "Ich lerne Deutsch, es läuft aber nicht so gut", sagte er zur Eröffnung seiner Rede, lachte – danach musste der Dolmetscher an die Arbeit.