MVV-Chef Georg Müller bei der Hauptversammlung im März. Foto: Alfred Gerold
Von Barbara Klauß
Mannheim. Trotz der Corona-Pandemie sieht sich der Mannheimer Energieunternehmen MVV auf Kurs – sowohl mit Blick aufs Geschäft als auch mit Blick auf das Ziel der Klimaneutralität. Die positive Ergebnisentwicklung belege, "dass für MVV Klimaneutralität und profitables Wachstum keinen Widerspruch darstellen, sondern sich in unserer Strategie gegenseitig verstärken", erklärte MVV-Chef Georg Müller am Donnerstag bei einer virtuellen Bilanz-Pressekonferenz in Mannheim.
Für das börsennotierte Energieunternehmen sei das Geschäftsjahr ein besonderes gewesen, so Müller – nicht nur wegen der Pandemie, die auch bei der MVV einiges verändert habe. So arbeiten etwa zwei Drittel der Mitarbeiter im Homeoffice, Konferenzen finden überwiegend digital statt. Dank einer vorsichtigen Herangehensweise sei es immer gelungen, sowohl die Gesundheit zu schützen als auch die Wasser- und Energieversorgung und die Umsetzung der Unternehmensstrategie sicherzustellen, so Müller.

Natürlich, fügte der MVV-Chef hinzu, habe sich die Pandemie auch aufs Ergebnis ausgewirkt: So schlugen der leicht rückläufige Energieverbrauch und Verzögerungen bei Projekten mit rund 30 Millionen Euro zu Buche. Zusätzlich belastete der milde Winter das Ergebnis. Doch konnte das Müller zufolge insbesondere durch neue Anlagen und eine hohe Verfügbarkeit der eigenen Kraftwerke mehr als ausgeglichen werden.
Ein besonderes Jahr war 2020 in Müllers Augen auch deshalb, weil "Meilensteine" auf dem Weg zur Klimaneutralität erreicht worden seien. Vor einem Jahr wurde ein Gasmotorenkraftwerk in Kiel in Betrieb genommen, das inzwischen "zum leistungsfähigen Herzstück der sicheren, wirtschaftlichen und klimafreundlichen Wärmeversorgung" der Stadt geworden sei.
Im Frühjahr wurde die Abfallbehandlungsanlage auf der Friesenheimer Insel im Mannheimer Norden an das eigene Fernwärmenetz angebunden. "Das ist die erste große Etappe auf unserem Weg zur Grünen Wärme, auf dem wir in den kommenden Jahren Schritt für Schritt die Wärmeversorgung in Mannheim und in der Region auf eine klimaneutrale Erzeugung umstellen werden", so Müller. Derzeit kämen bereits 30 Prozent des Wärmebedarfs in Mannheim und der Region aus regenerativen Quellen. Zudem verwies er auf weitere Projekte, darunter Phosphor-Recycling aus Klärschlamm und Bioabfallvergärung sowie neue Wind- und Solarparks.
Mit den "ehrgeizigen Nachhaltigkeits- und Klimazielen", begründete Müller auch die jüngste Entscheidung zum Großkraftwerk Mannheim (GKM), an dem die MVV mit 28 Prozent beteiligt ist. Spätestens 2034 muss das größte deutsche Steinkohlekraftwerk wegen des in Deutschland beschlossenen Kohleausstiegs den traditionellen Betrieb einstellen. Kürzlich erteilte der Aufsichtsrat auch dem Bau eines Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerks eine Absage. Müller sieht darin "eine zentrale Weichenstellung für die zukünftige Energieversorgung in Mannheim und in der Metropolregion", wie er in einer Stellungnahme erklärte. "Auch Erdgas ist ein fossiler Brennstoff", fügte er nun bei der Pressekonferenz hinzu, " an den wir uns nicht mehr für viele Jahre binden wollen." Es gebe mehr als genug Optionen, um sicher eine ausreichende Menge an Grüner Wärme zu erreichen. Die nächsten Projekte seinen in Vorbereitung und würden in den kommenden Jahren parallel zum Kohleausstieg umgesetzt.
Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr 2021 zeigte sich der Vorstandsvorsitzende zuversichtlich, sowohl bei den Umsatzerlösen als auch beim operativen Ergebnis mindestens das Niveau des Vorjahres erreichen zu können. "Wir sind strukturell gut aufgestellt und verfügen über robuste Geschäftsmodelle, die sich im Gesamtportfolio ausgleichend ergänzen."