Mannheim. (dpa) Der Mannheimer Industrie-Dienstleister Bilfinger kann einen Strich unter die Aufarbeitung der Korruptionsaffären der Vergangenheit ziehen. Die Aufsicht durch die US-Justizbehörde sei nach fünf Jahren beendet worden, teilte das Unternehmen am Montag mit. Ein von der US-Behörde eingesetzter Monitor hatte den Konzern seit 2014 immer wieder in Sachen Korruption und Compliance - also Regeltreue im Unternehmen - unter die Lupe genommen.
Im Jahr 2016 war nach weiterer Kritik von Monitor Mark Livschitz die Aufsicht um zwei Jahre verlängert worden. Die US-Justizbehörde habe nun aber insbesondere die Erfolge bei der Korruptionsbekämpfung anerkannt und bestätigt, hieß es. Damit sei auch eine bislang nur aufgeschobene Strafverfolgung obsolet. Vorstandschef Tom Blades sagte: "Bilfinger ist heute im positiven Sinne ein ganz anderes Unternehmen als beim Abschluss der Vereinbarung über den Aufschub einer Strafverfolgung."
Die US-Justizbehörde hatte wegen einer Schmiergeldaffäre in Nigeria im Jahr 2003 ein Verfahren gegen Bilfinger und ein US-Unternehmen eingeleitet. Bilfinger zahlte Ende 2013 in den USA 32 Millionen Dollar und versprach, ein funktionierendes Compliance-System aufzubauen, das von einem Monitor überprüft wird. Damit wurde eine Strafverfolgung ausgesetzt. Hätten die Mannheimer das nicht getan, wäre ihr US-Geschäft bedroht gewesen. Dieses macht einen Umsatzanteil von 16 Prozent aus, Hauptmarkt ist Europa mit 77 Prozent.
Der Umsatz des auf Wartung und Reparatur von Anlagen spezialisierten Unternehmens lag 2017 bei vier Milliarden Euro. Nach Verlusten will Bilfinger in diesem Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben.
Vorstandschef Blades führte es auf das Engagement der Mitarbeiter und auf umfassende Investitionen zurück, dass die Compliance- und Kontrollsysteme nun sehr wirksam seien. Nach früheren Angaben ließ sich das Unternehmen den Kampf gegen den laxen Umgang mit Korruption rund 100 Millionen Euro kosten. So hatte der Aufsichtsrat den ehemaligen FBI-Direktor Luis Freeh als Berater beauftragt.
Bilfinger fordert von ehemaligen Vorständen einen dreistelligen Millionenbetrag. Der Grund: Sie hätten keine ausreichenden Anti-Korruptionsregeln aufgestellt. Allen Mitgliedern der obersten Führungsebene, die zwischen 2006 und 2015 bei Bilfinger amtierten, warf die Firma Pflichtverletzungen vor - unter anderem auch Roland Koch. Der ehemalige hessische Ministerpräsident (CDU) wies die Vorwürfe zurück.
Beide Seiten seien im Gespräch, sagte ein Unternehmenssprecher. Jeder Fall werde separat bewertet. Dann werde entschieden, auf wen man mit welcher Summe zugehe.
Update: 10. Dezember 2018, 13.24 Uhr