Von Matthias Kros
Mannheim. Der Mannheimer Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub zieht wegen der Coronavirus-Pandemie seine Ziele für das Geschäftsjahr 2020 zurück. Man werde die im März veröffentlichten Erwartungen für das Gesamtjahr nicht erfüllen können, sagte Vorstandschef Stefan Fuchs am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Mannheim.
Das schwierige Marktumfeld werde sich noch weiter verschlechtern, vermutet er. "Wir gehen für das zweite Quartal von deutlichen Ergebniseinbußen in der Größenordnung von 50 Prozent aus". Auf das erste Halbjahr bezogen entspreche dies einem deutlichen Ergebnisrückgang in der Größenordnung von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Und auch diese Aussage sei mit großer Unsicherheit behaftet. "Wir sehen uns nicht in der Lage, die Entwicklung des gesamten Jahres vorauszusehen", so der Manager. Man gehe davon aus, dass sich die Schwierigkeiten auch im zweiten Halbjahr noch fortsetzen, wenn auch in abgeschwächter Form.
Fuchs begegne der Krise aber gut aufgestellt und mit einer soliden finanziellen Basis, betonte Stefan Fuchs. "Wir sind gesund in die Krise hineingegangen und robust unterwegs". Nach starken Einbrüchen in China im ersten Quartal gebe es sogar bereits erste Zeichen der Erholung, "die helfen, Rückgänge in anderen Regionen abzuschwächen". Hier mache sich die globale Aufstellung des Konzerns bezahlt.
Staatliche Finanzhilfen seien jedenfalls "nicht notwendig", betonte Finanzchefin Dagmar Steinert. Die eigene Marge liege noch immer bei knapp 12 Prozent. "Damit können wir gut leben". Auch die Produktion in Mannheim laufe trotz der Krise weiter, wenn auch in gedrosselter Form. Für das zweite Quartal sei ein Großteil der Belegschaft in Kurzarbeit, die Arbeitszeit sei um zehn und 30 Prozent reduziert. Auch international habe man "aus eigenem Antrieb" keine Produktionsstätten geschlossen. Lediglich aufgrund von Auflagen der dortigen Behörden wegen der Pandemie habe man Standorte in Indien und Argentinien vorübergehend herunterfahren müssen.
Fuchs hatte bereits bei der Bilanzvorlage Mitte März vor gravierenden Umsatz- und Ertragsrückgängen durch Covid-19 gewarnt. Zu dem Zeitpunkt rechnete das Unternehmen beim Umsatz und Ergebnis aber noch im besten Fall mit einem Zuwachs von vier Prozent. Im schlechtesten Fall waren Zahlen auf Vorjahreshöhe in Aussicht gestellt worden. Zu den wichtigen Kunden des Unternehmens gehört die Autoindustrie, die angesichts wochenlanger Produktionspausen ebenfalls vor einem schwachen zweiten Quartal warnt.
An der Börse gab die Aktie am Donnerstag bis Handelsschluss rund fünf Prozent nach und landete damit auf den hinteren Rängen im Börsenindex MDax. Ein Händler nannte die Aussagen zum zweiten Quartal "schockierend". Analyst Robin Draeger von der Deutschen Bank schrieb dagegen in einer am Freitag vorgelegten Studie, das Kassieren des Jahresausblicks komme wegen der Corona-Unsicherheiten "nicht überraschend". Das erste Quartal sei derweil noch recht gut verlaufen.