Qualmende Schornsteine auf dem Werksgelände der BASF in Ludwigshafen: Der Chemiekonzern investiert bis zu vier Milliarden Euro, um seine CO2-Emissionen deutlich zu reduzieren. Foto: dpa
Von Barbara Klauß
Ludwigshafen. Als "ehrgeizig" hat BASF-Chef Martin Brudermüller die neuen Klimaziele des Unternehmens bezeichnet: Bis 2030 soll der weltgrößte Chemiekonzern seinen CO2-Ausstoß im Vergleich zu 2018 um ein Viertel senken, ab dem Jahr 2050 klimaneutral wirtschaften – und das, obwohl der Konzern einen neuen Verbundstandort in China bauen und damit die Produktion deutlich ausweiten will. Bislang galt das Ziel, das geplante Wachstum bis 2030 ohne zusätzliche CO2-Emissionen zu schaffen.
"Die neuen Klimaziele unterstreichen unsere Entschlossenheit und das Bekenntnis der BASF zum Pariser Klimaabkommen", sagte Vorstandschef Brudermüller am Freitag bei einer Pressekonferenz. Der Klimawandel sei die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Die BASF könne hier einen großen Beitrag leisten: "Der Weg zur Klimaneutralität führt über die Chemie", so Brudermüller. Immerhin stehe sie am Anfang der Wertschöpfungsketten.
2018 lagen die weltweiten Emissionen von BASF bei 21,9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente – etwa halb so viel wie im Jahr 1990. Mit dem neuen Emissionsziel für 2030 wird eine Verringerung um rund 60 Prozent gegenüber 1990 angestrebt. Erreicht werden soll das durch verschiedene Maßnahmen: so sollen fossile Energieträger verstärkt durch erneuerbare Energien ersetzt und neue CO2-ärmere Verfahren für die Herstellung von Chemikalien entwickeln werden. Zudem setzt der Konzern auf die stärkere Rückgewinnung von Abwärme und einen höheren Einsatz von biobasierten Rohstoffen.
Bis zu vier Milliarden Euro will die BASF dafür bis zum Jahr 2030 investieren. Für manche Projekte sollen auch Fördergelder beantragt werden. In welcher Höhe, dazu äußerte sich Brudermüller am Freitag nicht, erklärte aber im Interview mit "Reuters": "Das sind riskante neue Dinge. Da ist es dann auch in Ordnung, wenn die Gesellschaft und Politik diesen Auftrag an uns gibt, dass sie dann auch die ersten Schritte mit fördert."
Ein wichtiges Projekt auf dem Weg zur CO2-Reduktion hat die BASF gerade erst angekündigt: die Entwicklung eines elektrisch beheizten Steamcrackers. Steamcracker spielen eine zentrale Rolle bei der Herstellung von Basischemikalien und werden bisher mit Erdgas befeuert, um die nötige Hitze zu erzeugen. Gemeinsam mit dem saudischen Petrochemiekonzern Sabic und Linde will BASF nun am Stammsitz in Ludwigshafen eine Demonstrationsanlage bauen, die 2023 in Betrieb gehen könnte.
Durch die Umstellung auf klimaneutrale Produktionsverfahren erwartet die BASF einen stark steigenden Strombedarf: bis 2035 werde er voraussichtlich auf mehr als das Dreifache steigen, hieß es. Voraussetzung für die Erreichung der neuen Nachhaltigkeitsziele sei daher die "verlässliche Verfügbarkeit großer Mengen erneuerbaren Stroms zu wettbewerbsfähigen Preisen", sagte Brudermüller. Beides sei heute in Deutschland nicht gegeben. Der Konzern plant daher eigene Windparks und Solaranlagen.
Zudem richtete Brudermüller, der auch Vizepräsident des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) ist, einen Appell an die Politik: Die Selbstverpflichtung der BASF müsse nun auf Resonanz in Brüssel und Berlin stoßen. Gemeinsam müsse man zu einer Regulierung kommen, "die ertüchtigt und nicht straft". Der Konzern hoffe auf positive Rahmenbedingungen, wie reduzierte Abgaben und Umlagen auf Strom. Davon hänge ab, wie schnell der Konzern seine Emissionen in Europa senken könne – oder ob man gezwungen sei, "diese Schritte zunächst woanders zu machen". In China und den USA sehe er ein positives Umfeld, so der BASF-Chef. Er sprach von einem "Kraftakt", von einer langen Reise mit vielen Hürden. "Damit das erfolgreich wird, brauchen wir die Unterstützung der Politik."