Seit Dezember 2020 SNP-Chef: Michael Eberhardt. Foto: SNP
Von Matthias Kros
Heidelberg. Michael Eberhardt ist seit Ende 2020 Chef des Heidelberger Softwareanbieters und IT-Beraters SNP. Er trat damit die Nachfolge des Firmengründers Andreas Schneider-Neureither an, der Anfang November im Alter von 56 Jahren an einem anaphylaktischen Schock verstorben war.
Herr Eberhardt, eine Immobilie in Dallas, die Andreas Schneider-Neureither gehört und die er langfristig an SNP vermietet hatte, sorgt gerade für Wirbel. Sie haben nach seinem Tod festgestellt, dass das Gebäude als Büro gar nicht nutzbar ist und mussten Millionen abschreiben. Wie wurde es denn bislang genutzt?
Andreas maß dem US-Markt zurecht ein großes Zukunftspotenzial für unser Unternehmen bei und hatte sich entschieden, sich verstärkt um diesen Markt persönlich zu kümmern und mehrere Monate im Jahr vor Ort zu sein. Nicht zuletzt deshalb hat er sich für den Bau einer zweigeschossigen privaten Immobilie in Dallas entschieden, einer Region, in der viele potenzielle Kunden ihren Sitz haben. Im Obergeschoss bezog er seine Privaträume, das Erdgeschoss wurde als hochmodernes Kunden-/Innovations- und Konferenzcenter mit Übernachtungsmöglichkeiten ausgebaut und an die SNP vermietet.
Die Bereiche waren und sind strikt voneinander getrennt. Der SNP-Bereich wurde zu keinem Zeitpunkt privat genutzt, sondern ausschließlich für Kundenveranstaltungen und interne Sitzungen. Zur vorsorglichen Vermeidung von Eigennützigkeitsvorwürfen wurde sogar eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit der Prüfung der Mietkonditionen beauftragt. Sie wurden uneingeschränkt bestätigt.
Aber ein Büro war es trotzdem nicht.
Es ist richtig, dass eine reine Büronutzung nicht möglich ist, aber das war ja zu Lebzeiten von Andreas auch nicht beabsichtigt.
Und jetzt wollen sie das Gebäude nicht mehr?
Das Konzept war sehr stark auf Andreas’ Marketingstrategie zugeschnitten, insbesondere der individuellen Betreuung und Ansprache der Kunden durch ihn in angenehmer modernster Umgebung. Nach seinem Tod haben wir keine Möglichkeit mehr gesehen, dieses Konzept fortzuführen, zumal die Zeichen der Zeit es gebieten, jedweden Anschein der Vermengung von Privatem und Beruflichem von vornherein zu vermeiden.
Wieso haben Sie das alles erst jetzt bemerkt?
Wie gesagt, die Nutzung war von Andreas als Kunden-, Konferenz- und Innovationscenter vorgesehen. Nach dessen Tod wollten wir die Mieträume ausschließlich zu Bürozwecken nutzen, was jedoch in der Gegend, in der das Gebäude liegt, nicht möglich war. Das bekamen wir auf Nachfrage von der Verwaltung mitgeteilt. Wir mussten deshalb reagieren und haben den Nutzungswert bilanziell abgeschrieben.
War die Nutzung des Gebäudes aus Ihrer Sicht in Ordnung?
Die Nutzung der Mieträume entsprang seiner Idee, oblag seiner Verantwortung und war gänzlich auf sein Verständnis und seine Art der Kundenbetreuung zugeschnitten, die sicher wesentlich zu seinem Erfolg als Unternehmer beigetragen hat. Insofern war die Nutzung in Ordnung. Ich selbst hätte es für besser gehalten, wenn man hier auch äußerlich eine strikte Trennung eingehalten und nicht Berufliches und Privates unter einem Dach vereinigt hätte und sei es nur, um keinen falschen Eindruck unter Compliance-Gesichtspunkten zu erwecken.
Und ist rechtlich etwas zu beanstanden?
Bislang gab es von Seiten der Verwaltung keine Beanstandungen. Wir wollen uns hier nichts nachsagen lassen und prüfen daher alles sehr sorgfältig. Ich denke dies wäre auch im Sinne von Andreas.
Was wird jetzt aus der Immobilie?
Wir werden in Gespräche mit der Familie Schneider-Neureither eintreten. Ich bin zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden, die für alle Seiten tragfähig ist.
Sie wollen nun sogar ihr gesamtes Geschäft in Nordamerika hinsichtlich Compliance untersuchen. Was kommt denn da noch?
Ich glaube nicht, dass da noch Überraschungen kommen. Uns geht es in erster Linie darum, unser Compliance-System so zu vertiefen, dass wir für sensible Vorgänge künftig noch besser gerüstet sind.
Die Vorgänge belasten ihren verstorbenen Gründer. Zurecht?
Nun, Andreas war ein Visionär und ein starker Charakter mit Ecken und Kanten, der es sich und auch anderen nicht immer leicht gemacht hat. Ich denke nicht, dass diese Vorgänge – wie Sie es nennen – ihn posthum belasten werden. Ich wünsche mir, dass er als derjenige in Erinnerung bleibt, der er war. Ein Visionär, der seine Geschäftsidee von der Datentransformation bereits umgesetzt hat, als noch keiner daran dachte und dies mit großer unternehmerischer Kraft. SNP ist heute ganz besonders Dank ihm bestens positioniert, das Haus ist gut bestellt, die Projekte laufen und wir haben eine hohe Kundenzufriedenheit.