Ein Blick in das derzeitige RNF-Studio in Mannheim. Foto: zg
Von Matthias Kros
Heidelberg. Der regionale TV-Sender Rhein-Neckar-Fernsehen (RNF) wird künftig auch von Heidelberg aus senden. Entsprechende Räumlichkeiten im Industriegebiet Pfaffengrund würden gerade umgebaut, bestätigte Geschäftsführer Ralph Kühnl am Montag. Geplant sei unter anderem ein etwa 100 Quadratmeter großes Fernsehstudio, in dem unter anderem die halbstündige, täglich ausgestrahlte Nachrichtensendung "RNF life" produziert werden soll. Hinzu kämen weitere Flächen etwa für Verwaltung und Sendetechnik. Das RNF wird nach eigenen Angaben täglich von rund 400.000 Zuschauern gesehen.
Der TV-Sender ist derzeit noch im "Media-Park" der Verlagsgruppe Haas, zu der das RNF zeitweise gehörte, in Mannheim untergebracht. Der Standort sei angesichts der technischen Weiterentwicklung allerdings völlig überdimensioniert, das Sende- und Produktions-Equipment teilweise veraltet. Aufgrund zweier inzwischen abgeschlossener Insolvenzverfahren hatte sich zudem die Zahl der Mitarbeiter auf inzwischen nur noch 24 reduziert.
Geschäftsführer des Rhein-Neckar Fernsehens Ralph Kühnl. Foto: zgMan werde aber weiterhin in Mannheim mit einem Studio vertreten sein, betonte der Geschäftsführer. Passende Räumlichkeiten habe man im Musikpark der Stadt gefunden, der zur Popakademie Baden-Württemberg zählt. Erstmals werde man außerdem auch in Ludwigshafen (Industriestraße) einen Standort beziehen. "Wir werden dann in der Lage sein, von allen drei Städten aus zu senden", so Kühnl. Trotzdem sei die Miete zusammengenommen immer noch günstiger als am jetzt zu groß geratenen Standort. Die Aufgabe der alten Räumlichkeiten im Mannheimer Stadtteil Wohlgelegen sei somit "eine betriebswirtschaftliche Entscheidung" gewesen. Sitz des Unternehmens werde in Mannheim bleiben, der größte Standort aber in Heidelberg sein. Dem Vernehmen nach wurde kurzzeitig sogar erwogen, den Sender komplett nach Heidelberg zu verlegen. Wohl aus Rücksicht auf Mannheim wurde dann aber doch davon abgesehen.
Das RNF gehört seit Jahresanfang dem Heidelberger Unternehmer Andreas Schneider-Neureither, Gründer und Chef des Softwareentwicklers SNP. "Wir brechen hier wirklich etablierte Strukturen auf und denken Regionalfernsehen vollkommen neu – erheblich flexibler und jünger als in der Vergangenheit. Ich sehe in dieser Neuaufstellung viel Potenzial”, sagte er. Einen direkten Zusammenhang mit dem Besitzerwechsel und dem RNF-Engagement in Heidelberg gebe es aber nicht, so Kühnl. "Wir sind dadurch aber sehr frei im Denken geworden".
Die Idee mit den künftig drei Studios sei während der Corona-Lockdowns im Frühjahr entstanden. Damals hätten die Mitarbeiter dezentral im Homeoffice gearbeitet und die Produktion der Sendungen über eine Internet-Cloud gesteuert. Alle Redakteure seien in dieser Zeit mit Kamera und Stativ ausgerüstet worden. Diese Erfahrungen mache man sich jetzt zu Nutze, so Kühnl. Die Aufteilung auf drei Standorte helfe aber auch, in den jeweiligen Städten Gesicht zu zeigen und noch schneller vor Ort sein zu können und zu berichten. "Wir sind dann viel flexibler", meint der Geschäftsführer.
Das RNF hat einige turbulente und teils schmerzhafte Jahre hinter sich. Die Probleme begannen im Jahr 2017, als der Sender nach rund 30 Jahren völlig überraschend die begehrte Lizenz für das RTL-Regionalfenster an den Konkurrenten Zone 7 verlor. Mit dieser Lizenz waren jährliche Einnahmen von 1,4 Millionen Euro verbunden, außerdem durfte das RNF die Werbung teilweise selbst vermarkten.
Im Herbst 2018 meldete der Sender dann zum ersten Mal Insolvenz an, aus der die Mediengruppe Dr. Haas (unter anderem "Mannheimer Morgen") das Unternehmen Anfang 2019 übernahm und für den Neuanfang Mittel in Höhe von 1,2 Millionen Euro zur Verfügung stellte. Die Verbindung verlief allerdings glücklos, sodass das RNF Ende September 2019 wegen drohender Zahlungsunfähigkeit erneut einen Insolvenzantrag stellen musste. Die rückläufigen Werbeeinnahmen reichten nicht aus, um die Kosten zu decken. Der Sendebetrieb lief allerdings unverändert weiter und wenige Wochen nach der Insolvenz hellte sich die Lage überraschend auf. Zunächst beschloss der Landtag in Stuttgart erhebliche Fördergelder für das RNF, dann übernahm Schneider-Neureither den TV-Sender.