Freudenberg ist der weltgrößte Produzent von Vliesstoffen. Foto: Freudenberg
Von Matthias Kros
Heidelberg/Weinheim. Angesichts der erwarteten Pflicht zum Tragen von medizinischen Masken in Geschäften und im Nahverkehr, bauen auch die Anbieter in der Region ihre Kapazitäten weiter aus. Die Heidelberger Firma Osvirol beispielsweise, noch junge Tochter des Familienbetriebs Karl Oswald, will die Kapazitäten seiner Produktion von hochwertigen FFP2-Masken so schnell wie möglich auf 100.000 Stück pro Tag hochfahren. Das sagte Geschäftsführer Karl Oswald am Dienstag in Heidelberg. Engpässe in der Versorgung sieht er aber noch keine: "Wir können alle Aufträge von handelsüblichen Mengen bedienen".
Osvirol hatte erst im September zwei Produktionsanlagen im Heidelberger Stadtteil Wieblingen in Betrieb genommen, mittlerweile seien zwei weitere hinzugekommen, erklärt Oswald. "Die Fünfte haben wir in China bestellt und hoffen, dass sie bald ankommt", so der Geschäftsführer. "Das ist in Zeiten wie diesen ja gar nicht so einfach". FFP2-Masken sind aus hochwertigen Vliesstoffen gefertigt und dadurch dichter als die üblichen Mund-Nase-Masken. Sie filtern mehr und auch kleinere Partikel und bieten daher mehr Schutz für den Träger. Das macht sie aber auch vergleichsweise teuer: 6,40 Euro zuzüglich Versand verlangt Osvirol in seinem Onlineshop mittlerweile für zwei FFP2-Masken.
Beliefert würden aber in erster Linien Großkunden, ausschließlich in Deutschland und vorwiegend in der Region, so Oswald. Darunter seien viele Krankenhäuser, aber auch Unternehmen. Seit Dezember hat sogar die Drogeriemarktkette dm die FFP2-Masken aus Heidelberg im Sortiment und vertreibt sie unter der Eigenmarke "Mivolis".
Derzeit verfüge man über eine Produktionskapazität von etwa 80.000 Masken pro Tag, erklärt der Geschäftsführer. Da aber nicht immer ausreichend Vliesstoffe zur Verfügung stünden, produziere man derzeit tatsächlich täglich nur etwa 50.000 Stück.
"Die Nachfrage unserer Kunden nach den Vliesstoffen ist hoch", bestätigte am Dienstag eine Sprecherin des Weinheimer Mischkonzerns Freudenberg, der auch für Osvirol diesen Rohstoff liefert. Gleichzeitig versprach sie Besserung. "Aktuell erweitern wir am Standort in Kaiserslautern mit einer neuen, hochmodernen Anlage unsere Kapazitäten von Meltblown-Vliesstoffen, die für verschiedene Maskentypen wie solche nach FFP-Standard benötigt werden", erklärte sie. Die Anlage solle spätestens Anfang Februar 2021 in Betrieb gehen und werde Materialien für alle Maskentypen herstellen.
Die Filtermedien würden speziell für die weiterverarbeitende medizintechnische Industrie entwickelt und an diese verkauft, so die Sprecherin. Sie steckten aber auch in den eigenen medizinischen Gesichtsmasken, die das Unternehmen ebenfalls am Standort Kaiserslautern seit Ende April 2020 unter dem Markennamen "Collectex" produziert. Einer Pressemitteilung zufolge fertigt Freudenberg dort täglich etwa 500.000 Stück und zählt sich selbst damit "zu den wenigen Anbietern, die qualitativ hochwertige Masken in signifikanten Mengen in Deutschland produzieren".
Die Collectex-Masken vertreibt Freudenberg online über Amazon und im eigenen Vileda-Shop, neben Deutschland auch in Großbritannien, Frankreich und Italien. In Deutschland werden sie zudem bei dm und Kaufland verkauft. Der Freudenberg-Standort Kaiserslautern wurde kürzlich 50 Jahre alt. Rund 600 Mitarbeiter aus den drei Geschäftsgruppen Freudenberg Performance Materials (FPM), Freudenberg Filtration Technologies (FFT) und Freudenberg Medical (FM) arbeiten hier.